Ärgernis für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

Fiskus: “Der neue Albtraum heißt Spesometro”

Freitag, 13. Oktober 2017 | 12:14 Uhr

 

Bozen – Von wegen “ein Klick genügt”: Die neue Prozedur namens “Spesometro”, mit der Unternehmen nun jede einzelne ausgestellte und erhaltene Rechnung auf telematischem Weg halbjährlich an die Agentur der Einnahmen übermitteln müssen, entpuppt sich als ein weiterer Albtraum für Steuerzahler und Steuerberater. Im Schnitt drei ganze Arbeitstage mehr kostet das neue System die Südtiroler Steuerexperten, die in einer Aussendung darauf aufmerksam machen.

“Die zusätzlichen Kosten für Unternehmen werden hingegen auf rund 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Auch wenn der 16. Oktober als definitiver Starttermin des neuen Systems zur Datenübermittlung feststeht, ist es dennoch nicht sicher, ob das Spesometro tatsächlich dauerhaft in Kraft treten wird. Denn drei Mal hat die Agentur der Einnahmen den Termin bereits verschoben.”

Besonders Wirtschaftsprüfer und Steuerberater leiden unter der Neuerung. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Mandanten aus: Unternehmen, Handwerksbetriebe und einfache Steuerzahler laufen nun — gegen ihren Willen — Gefahr, sich nicht an die neuen Vorschriften halten zu können. Zustände, zu welchen sich der Ausschuss der Kammer der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Bozen nun in einer öffentlichen Stellungnahme geäußert hat: “Wir sind mittlerweile an die Probleme mit den telematischen Diensten der Agentur der Einnahmen gewöhnt. Verursacht wird deren schlechtes Funktionieren in erster Linie durch Sogei, die Gesellschaft, die mit der Verwaltung des EDV-Systems der Steuerregister betraut wurde und welche zulässt, dass sich mehr Nutzer gleichzeitig verbinden, als das System verarbeiten kann. Aber wie kann es sein, dass man nicht vorhersehen konnte, dass mit Einführung der neuen «Spesometro-Meldung» der Verkehr auf dem Portal zunehmen würde? Wir werden, wie immer, korrekt und gewissenhaft unsere Arbeit ausüben, aber es ist inakzeptabel, dass die Agentur der Einnahmen Auflagen einführt, ohne selbst adäquat darauf vorbereitet zu sein. Wenn die Agentur nicht endlich ihre Vorgehensweise ändert und es nicht zu einer engeren Abstimmung kommt, dann läuft das ganze System Gefahr, zum Stillstand zu kommen”.

Und so ist der Ärger groß unter den über 700 Mitgliedern der Kammer: “Wieder einmal nötigt uns eine wenig effiziente Bürokratie, Auflagen zu erfüllen, die sich von Jahr zu Jahr ändern. Auf diese Weise sind wir gezwungen, uns in erster Linie den Wünschen des Fiskus anzupassen, und nicht denen unserer Mandanten”, schreibt die Kammer der Wirtschaftsprüfer Bozen. “Der Nationalrat der Wirtschaftsprüfer hatte bereits auf die Schwierigkeiten beim Spesometro hingewiesen, besonders im Hinblick auf das telematische System, welches technisch einfach zu viele Mängel aufweist. Der Rat hatte daher auf eine Übergansperiode gedrängt, um das zu verhindern, was wir nun alle erleben müssen. Die Antwort auf diese Bitte fiel jedoch negativ aus”.

“Auch wenn das Inkrafttreten der Regelung  dann letztendlich mehrfach verschoben wurde, erst vom 18. September auf den 28. September, dann auf den 5. Oktober und schließlich auf den 16. Oktober (aber wer weiß schon, ob es dabei bleiben wird). Welchen Sinn macht es für Sogei, erst so zu tun, als wäre man hypereffizient, um dann den Start des neuen Systems immer wieder zu verschieben? Darüber hinaus weist das neue Spesometro schwerwiegende Datenschutzverletzungen auf, denn die Steuerexperten haben teilweise Zugang zu sensiblen Daten von Mandanten, die sie gar nicht direkt betreuen”. Es sei dringend notwendig, dass man das ganze stoppt, noch mal von vorne beginnt und die Fehler und Probleme des Systems behebt, denn sonst werden Unternehmen und Steuerexperten die Leidtragenden sein.

“Es wäre wünschenswert” – bemerkt die Kammer in ihrer Stellungnahme abschließend – “wenn jemand für die verursachten Probleme Verantwortung übernimmt und sich entschuldigt. Nicht unbedingt bei uns — obwohl wir in diesem Fall natürlich auch persönlich für die Unfähigkeit anderer bezahlen müssen — aber vor allem bei den Steuerzahlern, die wieder einmal unter den Schikanen einer öffentlichen Verwaltung leiden müssen, die offensichtlich blind und taub für die Belange der Bürger ist”.

Von: luk

Bezirk: Bozen