"Gleichbehandlung mit anderen Wirtschaftssektoren"

Freiberufler fordern mehr politisches Gehör für ihre Anliegen in Südtirol

Mittwoch, 17. Oktober 2018 | 17:58 Uhr

Bozen – Über 10.000 Freiberufler sind in Südtirol tätig, als Planer, Techniker, Geologen, Biologen, Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte, Notare, Immobilienmakler usw. Statistisch beschäftigen Freiberuflerbüros in Südtirol im Schnitt jeweils vier Mitarbeiter und sorgen für deren Aus- und Weiterbildung auf hohem Niveau. Sie sind somit wichtige und qualifizierte Arbeitgeber. Rund 20 Prozent der Wertschöpfung Südtirols wird von Freiberuflern erwirtschaftet und somit zählen Freiberufler laut Eurac Studie 2010 auch zu den wichtigen Steuerzahlern im Lande.

Die Südtiroler Dienstleister tragen viel zur Internationalisierung der Südtiroler Wirtschaft im Nord-Südverkehr und zur Behauptung unseres Landes als zweisprachiger Standort bei und dürfen sich daher als tragende Säule der Südtiroler Wirtschaft bezeichnen.

Die Freiberufler sind eine sehr heterogene Gruppe, die in autonomen Berufskammern organisiert ist. Der Zahnarzt und der Steuerberater der Ingenieur und der Agronom verfolgen verschiedene Anliegen, die sich nicht immer decken. Typischerweise ist außerdem der Freiberufler dermaßen in seinem Beruf engagiert, dass ihm kaum Zeit bleibt, sich politisch zu betätigen.

Im Sinne des Gemeinwohls der Südtiroler Bevölkerung ist es aber wichtig, dass die Freiberufler politisch vor allem auch in fachbezogenen, strategischen Bereichen mitgestalten. Die Vereinigung Südtiroler Freiberufler sieht sich als Sprachrohr und Vertretung der freien Berufe in Südtirol, sie bündelt die Interessen aller Freiberufler und ist stets in Kontakt mit den politischen Entscheidungsträgern.

Als solche wünscht sie sich stärkere Mitsprache bei brennenden Themen wie der Digitalisierung, Raumordnung, öffentliche Ausschreibungen und vielen anderen. Vor allem die Diskussion zur Digitalisierung sollte im engen Kontakt mit den Freiberuflern geführt werden, weil nur so sichergestellt ist, dass sie eine Erleichterung und einen Mehrwert für alle Nutzer bringt statt, wie oft zu beobachten, nur die Umverteilung der Arbeit und Verantwortung von der öffentlichen Verwaltung auf die Privatwirtschaft.

Bei der Ausarbeitung des neuen Gesetzes für Raum und Landschaft hat sich die Vereinigung der Südtiroler Freiberufler (VSF) stark eingebracht und konnte dadurch einige Änderungen erwirken, um wichtigen Grundwerte, wie der Förderung von wirtschaftlichem Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und dem Schutz des Eigentums mehr Geltung zu verschaffen.

Gerne stellen die Freiberufler auch bei der Erstellung der Durchführungsverordnung ihre Fachkompetenz zur Verfügung. Schließlich sind die Freiberufler die ersten Anwender des neuen Gesetzes und das als Planer, Techniker, Anwalt, Wirtschaftsprüfer oder Makler. Auch beim Thema öffentliche Ausschreibungen können die Freiberufler wichtige Hinweise liefern.

„In ganz Europa werden die Freiberufler und Dienstleister als Säule der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes gefördert, jedoch nicht bei uns. Die Freiberufler fordern daher Gleichbehandlung mit anderen Wirtschaftssektoren, vor allem für junge Freiberufler“, erklärt VSF-Präsident Dr. Peter Gliera.

Für die angehenden Landtagswahlen haben die Freiberufler mehrere Forderungen an den neuen Landtag formuliert: „In erster Linie erwarten wir uns, im Interesse der gesamten Bevölkerung, Klarheit, Rechtssicherheit, Verlässlichkeit und Planungssicherheit bei der Gesetzgebung. Ebenso wünschen wir uns Freiräume und respektvollen Umgang miteinander. Die Freiberufler sehen sich als Mittler zwischen Bürger und Verwaltung, sie helfen dem Bürger seine Interessen zu wahren und seine Anliegen zu realisieren; sie arbeiten im Interesse der gesamten Bevölkerung. Wir wünschen uns vom neuen Landtag Stabilität, schnelle, klare und leicht umsetzbare Entscheidungsprozesse, sowie weiterhin Dialog und mehr Gehör für Freiberufleranliegen.“

Von: mk

Bezirk: Bozen