Von: mk
Bozen – „Rekordbeschäftigung, kontinuierlich steigender Export und wachsende Steuereinnahmen, welche die Sozialleistungen finanzieren, dürfen wir nicht als gegeben betrachten. All dies ist nur möglich, wenn unsere Unternehmen produzieren, Arbeitsplätze schaffen und investieren dürfen.” Bei der jüngsten Sitzung des Generalrates des Unternehmerverbandes Südtirol haben die Unternehmerinnen und Unternehmer Alarm geschlagen, wie Verbandspräsident Federico Giudiceandrea sagt.
Die Besorgnis der Unternehmerinnen und Unternehmer beruht auf einigen aktuellen Entwicklungen, welche die Ausübung einer industriellen Tätigkeit erschweren könnten: die Gemeindeakustikpläne, der im Gesetzesentwurf „Raum und Landschaft“ vorgesehene Werteausgleich, die Tendenz auf Gemeindeebene, Gewerbezonen in Mischzonen umzustufen. „Es handelt sich dabei um eine sehr gefährliche Entwicklung, zumal unsere Jugend gerade hochqualifizierte, sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze sucht – also genau jene, die von den Industriebetrieben geboten werden. Die Industrie wird zwar immer intelligenter und digitalisierter, aber wir können nicht davon ausgehen, dass wir diese Betriebe in Südtirol halten können, wenn wir es ihnen nicht erlauben, zu produzieren“, warnt Giudiceandrea. Besonders die Innovation ist stark an die Produktion gebunden: Nicht umsonst sind viele betriebliche Forschungsabteilungen gemeinsam mit der Produktion angesiedelt, wo die Ergebnisse der Forschungstätigkeit in die Praxis umgesetzt werden können.
„Wir haben nie eine Vorzugsbehandlung gefordert und wir tun es auch diesmal nicht: wir wollen nur gleiche Bedingungen wie unsere Mitbewerber in Italien und im Ausland. Je mehr Prügel wir unseren Betrieben in den Weg legen, umso weniger wettbewerbsfähig wird der Standort Südtirol. Die Industrie schafft Mehrwert, hochqualifizierte Arbeitsplätze, Innovation. Ihre Produkte sind die besten Botschafter Südtirols im Ausland. Wir müssen uns alle zusammen gemeinsam mit der Politik dafür einsetzen, dass diese Champions in unserem Lande weiterhin ihre Tätigkeit ausüben und sich entwickeln können und dass wir, nach Möglichkeit, auch weitere anziehen können”, so der Präsident des Unternehmerverbandes.
Beispiele, die für die Unternehmen Anlass zur Sorge sind – der Gemeindeakustikplan
Viele Gemeinden tendieren dazu, die Gewerbezonen allgemein in die Akustikklasse 4 einzustufen. Die Vorgaben dieser 4. Kategorie sind mit der Ausübung einer gewerblichen Tätigkeit vielfach nicht vereinbar und unterbinden defakto jegliche Tätigkeit in der Nacht sowie in Schichtarbeit. Durch diese Einschränkungen könnten zahlreiche Betriebe in den verschiedenen Industrie- und Gewerbezonen nicht mehr in voller Auslastung arbeiten. Dies hätte schwerwiegende Auswirkungen auf die Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen selbst.
Werteausgleich
Die Grundstücke in Südtirol kosten bis zu zehn Mal so viel wie in angrenzenden Regionen in Italien oder im Ausland. Der im Entwurf zum Landesgesetz „Natur und Landschaft“ vorgesehene Werteausgleich sieht eine weitere Abgabe, die an die Gemeinden zu überweisen ist, vor. Damit würden die Grundstücke noch teurer: Wer hier investieren und bestehende Betriebe erweitern möchte, bzw. wer sich in Südtirol ansiedeln möchte, wird damit stark davon abgehalten.