Landesverband der Sozialberufe zum Equal Pay Day

Gender Pay Gap: “Größter Hebel liegt in der Politik”

Dienstag, 18. April 2023 | 19:42 Uhr

Bozen – Der Landesverband der Sozialberufe nimmt zum anstehenden Equal Pay Day Stellung.

“Zu den Hauptgründen für die Lohnlücke zählen, dass Gehaltsstrukturen oft intransparent sind und arbeiten und sie den Job häufiger unterbrechen müssen. Frauen arbeiten häufig in Teilzeit und seltener in Führungspositionen. Das hat vorwiegend strukturelle Gründe und ist nicht, wie von skeptischen Stimmen häufig geäußert, auf eine individuelle und „freie“ Entscheidung von Frauen zurückzuführen. Auch wenn es kein Naturgesetz gibt, wer die Verantwortung für die private Sorgearbeit übernimmt, wird diese Arbeit zum größten Teil von Frauen ausgeführt. Private Sorgearbeit umfasst unbezahlte Fürsorge-Tätigkeiten wie Kindererziehung, Haushalt und die Pflege von Angehörigen. Laut der seit 2015 jährlich veröffentlichten Oxfam-Studie zu sozialer Ungleichheit leisten Frauen und Mädchen derzeit weltweit täglich zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit. Während global gesehen, Männer für über 80 Prozent ihrer Arbeitszeit bezahlt werden, erhalten Frauen nur für rund 41 Prozent ihrer Arbeitszeit eine Entlohnung. (Quelle: Oxfam-Studie „Im Schatten der Profite. Wie die systematische Abwertung von Hausarbeit, Pflege und Fürsorge Ungleichheit schafft und vertieft“)”, merkt der Verband an.

Beides habe für Frauen weitreichende Konsequenzen. Für das Problem Lohnungerechtigkeit gebe es vielfältige Gründe, sie zu kennen ist wichtig — denn nur so können die politischen und gesellschaftlichen „Stellschrauben“ identifiziert werden.

“Der größte Hebel, um den Gender Pay Gap zu verringern liegt in der Politik. Auch die Sozialberufe mit Fach- und Berufsausbildung, stehen im Schatten der Profite. Nach dem der Teilvertrag zum Bereichsabkommen für die Bediensteten der Gemeinden, Bezirksgemeinschaften und Ö.B.P.B. im August 2022 unterschrieben worden ist, hat Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher in Aussicht gestellt, dass sehr bald im Nachtragshaushalt ‘neue’ Gelder für die Vertragsverhandlungen zur Verfügung stellen, welche die Jahre 2023-2024 betreffen werden. Damit sollten endlich die Einstufungen und Funktionsebenen der Sozialberufe mit Fach- bzw. Berufsausbildung verhandelt werden”, so der Verband.

Dazu liege ein verbindliches Schreiben des Landeshauptmannes vor. “Wenn man die derzeitigen Vertragsverhandlungen mitverfolgt, scheint es diese Zusagen nie gegeben zu haben. So wie die derzeitigen Verhandlungen laufen wird erneut klar, dass die Sozialberufe immer noch geringer bewertet, als andere Berufe”, heißt es weiter.

Ein immer wiederkehrender Rechtfertigungsgrund für den nachweisbaren Gender Pay Gap, sei die Berufswahl von Frauen. Würden sich Frauen nicht immer die „falschen” Berufe aussuchen, so die Argumentation, wäre die Lohnungleichheit gar nicht so groß, so der Landesverband der Sozialberufe.

“Es braucht daher dringend genauso Diskussionen darüber, wie Berufe in denen sehr viele Frauen tätig sind (und das sind übrigens nicht nur Sozialberufe) besser bezahlt werden, anstatt die niedrigen Löhne dort einfach als gegeben hinzunehmen. Das wäre übrigens nicht nur aus Sicht der Lohngerechtigkeit zwischen Geschlechtern wichtig, schließlich geht es auch darum, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen und wie viel uns die Unterstützung und Förderung der Schwächeren in unserer Gesellschaft wert ist – eine ganze Menge sollte man meinen”, schließt der Landesverband der Sozialberufe.

Von: luk

Bezirk: Bozen