„Unbürokratische Hilfe“

Gröden: Holzschnitzer appellieren an die Landesregierung

Mittwoch, 08. April 2020 | 17:13 Uhr

St. Ulrich – Der Holzschnitzerei-Werkstätten- Verband Gardena Art wendet sich in einem offenen Brief an die Landesregierung sowie an die Bürgermeister der Gemeinden Bürgermeister der Gemeinden St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein, Demetz Roland, Kastelruth und Lajen.

Man habe Ende März auf der Homepage der Südtiroler Landesverwaltung mit Genugtuung entnommen, dass die Landesregierung in Sachen Corona-Krise auf schnelle Hilfe setzen will, wobei Wirtschaft und Familien unterstützt werden sollen, um finanzielle Ausfälle aufzufangen und die Basis für einen Neustart zu legen.

In diesem Zusammenhang trägt der Verband die Bitte vor, dass die Hilfen wirklich schnell erfolgen und dass für die Betroffenen die Gesuche so unbürokratisch wie nur möglich gestaltet werden.

„Wir wissen alle, dass Südtirol ein Land der ‚Buckler‘ ist. Wir arbeiten sehr gerne, doch wenn es um Papierkram und ‚Zettl‘ geht, dann schmeißt so mancher von uns das Handtuch. Aus diesem Grund muss es möglich sein, dass Steuerberater oder Patronate dies für die Betroffenen erledigen können, es sei denn, das Ganze wird derart einfach gestaltet, damit es auch der größte ‚Zettelverachter‘ schafft“, erklären Egon Bernardi, Simon Moroder und Franz Comploj für den Verband.

Gröden stehe auf zwei großen Wirtschaftssäulen: Tourismus und Holzschnitzerei. „Letztere kann stolz eine Geschichte von über 400 Jahre aufweisen. Seit 1995 sind jedoch die Umsätze in der Holzschnitzerei rückgängig und wir hatten zumindest bis jetzt das große Glück, dass die Tourismusbranche die arbeitslos gewordenen Handwerker auffangen konnte. So konnten viele ihren Lebensunterhalt als Liftangestellte, Schneekatzenfahrer, Skilehrer, Wanderführer, Kellner usw. beziehen“, erklärt der Verband.

Doch jetzt, da Corona sämtliche Wirtschaftssparten nahezu lahm gelegt hat und speziell der Tourismus auch mit enormen Rückgängen zu kämpfen hat und zu kämpfen haben wird, fragen sich die Vertreter des Verbandes, wer die weiteren arbeitslos gewordenen Handwerker auffangen wird. Der Tourismus werde es für eine längere Zeit nicht tun können, rechnet man.

Deshalb bittet der Holzschnitzerei-Werkstätten- Verband Gardena Art auch darum, „dass die Hilfen so lange anhalten mögen, bis Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird und es unseren Betrieben in der Holzschnitzerei-Branche wieder möglich ist, auf eigenen Füßen zu stehen“.

Es gehe dabei nicht nur um das Erhalten von Arbeitsplätzen und um das Fortbestehen von Firmen. „Es wäre jammerschade, wenn ein so alter Wirtschaftszweig, wie es die Grödner Holzschnitzerei ist, untergehen würde. Aus Erfahrung weiß man, dass verlorenes Wissen nicht mehr zurückkehrt, und genau das gilt es auch zu vermeiden. Die Grödner Holzschnitzereien sind und bleiben wertvolle Luxusgüter, die sich jemand erst dann leisten kann, wenn er das nötige Kleingeld dafür übrig hat. Die Zeit nach Corona wird für die Holzschnitzerei-Branche besonders hart werden, weil sehr viele Bürger das hart Ersparte bereits aufgebraucht haben oder dabei sind, den letzten Notgroschen aufzubrauchen. Das hart und mühsam verdiente Geld nach Corona werden die Bürger damit verwenden um lebensnotwendige Mittel wie Nahrung und Kleidung zu kaufen. Des Weiteren müssen Steuern, Mieten, Heizungskosten, Versicherungen, Bankraten und vieles mehr bezahlt werden“, meint der Verband.

Bis genügend Erspartes vorhanden sein wird, um sich eine Grödner Holzschnitzerei zu leisten, werde voraussichtlich viel Zeit vergehen. Diese dramatische Zeit, in der Existenzängste und die Sorge vor finanziellen Engpässen vorherrschen, müsse mit Hilfe der Landesregierung überbrückt werden. „Die Einnahmen sind gleich Null, der Einbruch beträgt 100 Prozent. Die Gefahr, dass ein ganzer Wirtschaftszweig verschwindet, ist enorm groß und leider sehr realistisch“, warnt der Verband, der den Verantwortlichen bei der Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen viel Erfolg und Durchsetzungsvermögen wünscht.

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern