Von: luk
Bozen – Im Dezember 2019 erwirkte Österreich eine massive Erhöhung der EU-Fördergelder für die Rollende Landstraße (ROLA) um ganze 205,2 Millionen Euro. Zu einer Verbesserung des Angebots der ROLA auf der Brennerachse hat dies allerdings nicht geführt.
Im Dezember 2019 hat die Europäische Kommission, auf Drängen der österreichischen Bundesregierung, die Fördersätze der ROLA auf der Brennerachse um ganze 205,2 Millionen Euro bis 2022 angehoben. Diese Fördergelder fließen direkt an die ÖBB-Tochter Rail Cargo Operator, den Betreiber der ROLA. Man versprach sich aus den Erhöhungen der Beihilfen ein attraktiveres und günstigeres Angebot für den begleiteten Warentransport auf der Schiene und konsequenterweise einen Verlagerungseffekt – doch daraus wurde bisher nichts, so die Handelskammer Bozen in einer Aussendung.
“Die erhöhten Beihilfen wurden bisher nicht in Form von Preisnachlässen an die Frächter weitergegeben und haben somit bis dato auch keinen finanziellen Anreiz geschaffen, auf die ROLA umzusteigen. Ein Lkw, der das Höchstgewicht von 44 Tonnen für den kombinierten Verkehr anstelle der üblichen 40 Tonnen ausreizt, muss auf der Strecke Brenner – Wörgl zwischen 226 und 255 Euro bezahlen – ein absolut nicht konkurrenzfähiger Preis. Leider konzentriert sich das Angebot der ROLA am Brennerkorridor größtenteils auf die rein österreichische Strecke Brenner – Wörgl. Dies ist erstaunlich, da diese Strecke eigentlich gar nicht konform mit der EU-Richtlinie zum kombinierten Verkehr ist. Die EU-Richtlinie 92/106/EWG sieht nämlich vor, dass eine Strecke von mindestens 100 km Luftlinie per Bahn zurückgelegt werden muss, damit man von kombinierten Verkehr sprechen kann; die Strecke Brenner – Wörgl umfasst allerdings nur 68,1 km Luftlinie und 91,5 km, wenn man den Straßenverlauf misst”, so die Handelskammer.
Handelskammerpräsident Michl Ebner zeigt sich mit dem Ist-Stand der ROLA unzufrieden: „Es gibt nur eine limitierte Anzahl von Trassen auf der Brennerachse, der begleitete kombinierte Güterverkehr muss sich auf die wirtschafts- und umweltpolitisch weitaus sinnvollere und bereits existierende Verbindung Trient – Wörgl (Luftlinie 170 km) bzw. auf die Wiederaktivierung der Verbindung Trient – Regensburg (ca. 330 km) konzentrieren. Je länger die Strecke, die auf der Schiene zurückgelegt wird, desto sinnvoller ist die Verlagerung.“
„Der monetäre und zeitliche Aufwand für die Verlagerung auf die Schiene samt Zugmaschine und Fahrer ist viel zu groß und daher für die Transportunternehmen uninteressant, da deren Kunden die höheren Kosten nicht honorieren. Die Erhöhung der EU-Fördersätze um 205,2 Millionen Euro hat zu keinerlei Verbesserung oder günstigeren Angeboten der Dienstleistung geführt, es kam zu keinem Preisnachlass für die Frächter und der Betreiber ÖBB konzentriert sich auch weiterhin auf die rein österreichische Strecke Brenner – Wörgl“, so Thomas Baumgartner, Präsident der nationalen Frächtervereinigung ANITA und Kammerrat der Handelskammer Bozen.
In der gegenwärtigen Situation sei der einzige Profiteur der Erhöhung der Fördersätze die ÖBB-Tochter Rail Cargo Operator, die als Monopolist die ROLA entlang des Brennerkorridors betreibt und dafür Millionen an EU-Subventionen erhält.