Von: luk
Bozen – Die Hebammen-DNA wird vielfach vererbt. In den Genen von Sara Zanetti aus Brixen allerdings ist keine Erbinformation zur Hebamme gespeichert. Als die heute 34-Jährige vor 17 Jahren zum ersten Mal von diesem Beruf hörte, entschied sie sich nach kurzer Zeit, den Ausbildungsweg der Hebamme einzuschlagen und schrieb sich an der Fachhochschule Claudiana in Bozen ein. Sie hat es bis heute nicht bereut und seit ihrem Arbeitsbeginn im Jahr 2005 rund 1.000 Frauen bei der Geburt und darüber hinaus begleitet. Seit kurzem ist Sara Zanetti neue Vorsitzende des Kollegiums der Südtiroler Hebammen. Astrid Di Bella, die den Vorsitz zehn Jahre lang innehatte, steht ihr als Vize zur Seite. Sara Zanetti möchte mit ihrem Vorstand – fünf von sieben Mitglieder sind neu – vor allem das Projekt „Rund um die Geburt“ vorantreiben und die Präsenz von Hebammen in allen Südtiroler Sprengeln fördern.
Sara Zanetti kennt Südtirols Geburtsabteilungen gut: Ihre Arbeit hat sie 2005 im Krankenhaus Innichen aufgenommen, blieb dort zwei Jahre, ging dann ein Jahr nach Brixen und arbeitete daraufhin sieben Jahre in Sterzing. Seit der Schließung der dortigen Geburtenstation im vergangenen Jahr ist sie wieder im Krankenhaus Brixen angesiedelt und begleitet von dort aus im Wipptal werdende und gewordene Mütter mit Hausbesuchen. Das werde von den Familien sehr geschätzt und brauche landesweite Ausdehnung, fordert Sara Zanetti.
Im Kollegium der Hebammen hat sich Sara Zanetti bisher noch nicht eingebracht. Nachdem sie sich für ein Engagement auf dieser Ebene entschieden hatte, wurde sie kürzlich gleich zur Vorsitzenden gewählt. Mit dem neuen Team und der Unterstützung der früheren Vorsitzenden Astrid Di Bella fühlt sie sich den Herausforderungen der kommenden drei Jahre gewachsen: „Ich verfolge die Anliegen meiner Vorgängerinnen konsequent“, sagt Sara Zanetti. Die Sichtbarkeit der Hebammen müsse gestärkt, ihre Aufgabenbereiche müssten klarer umrissen, die Kompetenzen ausgebaut und die Präsenz der Hebammen in den Sprengeln forciert werden. Diese Forderungen sind bereits im Projekt „Rund um die Geburt“ festgeschrieben. Allerdings brauche es noch viel Kraft und Einsatz, um die Inhalte umzusetzen, weiß die neue Vorsitzende des Kollegiums der Südtiroler Hebammen.
Die 40-jährige freiberufliche Astrid Di Bella kennt die Südtiroler Hebammenlandschaft und möchte dem Vorstands-Gremium mit ihrer Erfahrung Rückhalt geben: In den nächsten Jahren sollten außerklinische Geburtshäuser errichtet, die außerklinische Geburtshilfe neu geregelt, die Rückvergütung von Hausgeburten erhöht und die dreijährige Hebammenausbildung mindestens alle zwei Jahre angeboten werden, fordert sie. Vermutlich 13 ausgebildete Hebammen kommen im Sommer 2018 aus der Claudiana, der nächste Lehrgang beginnt erst wieder danach im Herbst (mit einem Abgang an neuen Ausgebildeten ist dann erst wieder im Jahr 2021 zu rechnen). „Im Krankenhaus Bozen arbeiten die Hebammen derzeit am Limit“, sagt Astrid die Bella. In Brixen hingegen werden demnächst neue aufgenommen. Der Berufsverband unterliege viel Bürokratie, bemängelt sie.
209 Hebammen sind derzeit in Südtirol aktiv, zwei davon sind Männer. Sie arbeiten im Krankenhaus, im Sprengel oder freiberuflich. Sara Zanetti möchte die Hebammen und Geburtshelfer noch besser vernetzen, um die Ziele ihres Berufsstandes sichtbarer zu machen. Es brauche Ansporn für junge Menschen, den Hebammenberuf zu ergreifen.
Die Stärkung der Frauen und des Vertrauens in die weibliche Kraft und Intuition sei das Hauptanliegen der Hebammen. Nicht umsonst sei die Hebamme früher neben Pfarrer und Lehrer die wichtigste Ansprechpartnerin und Fördererin der Familie gewesen, schließt Sara Zanetti ab.