"Wird auch künftig hilfreich sein"

Im Austausch bleiben: Selbsthilfegruppen auf neuen Pfaden

Freitag, 10. April 2020 | 16:29 Uhr

Bozen – Zuhause bleiben, alle Formen der direkten Begegnung vermeiden – das Zusammensein mit anderen Menschen ist nur mehr in Familien und Lebensgemeinschaften möglich. Oder für jene, die in bestimmten Bereichen arbeiten. Die Isolation lastet auf manche Menschen mehr als auf andere. Alleinstehende haben es besonders schwer – und auch Menschen, die mit besonderen Belastungen wie mit z.B. chronischen oder psychischen Leiden leben müssen.

Viele öffentliche und private Einrichtungen haben schnell reagiert und Angebote entwickelt, damit wenigstens per Telefon eine Beratung oder Aufmerksamkeit angeboten werden kann. Doch der Austausch, wie er sonst im Alltag oder auch bei den Treffen in Gruppen und Vereinen passiert, ist ausgefallen – oder in die digitale Welt verlagert.

Im Dachverband für Soziales und Gesundheit haben sich die Verantwortlichen mit den Folgen dieser Isolation befasst. Dorotea Postal, die stellvertretende Vorsitzende stellt fest, dass angesichts der Corona-Pandemie ganz neue Formen und Angebote von Solidarität und Hilfestellungen sichtbar werden. Angesichts der täglich neu eintreffenden Informationen über Verordnungen, Sondermaßnahmen, Hilfsangebote und eingerichtete Notrufnummern wurden alle für die Sozial- und Gesundheitsorganisationen relevanten Inhalte in gebündelter Form auf dieser Website. Dazu gehören auch Hinweise auf Spendensammlungen zur schnellen Hilfe bei finanzieller Not durch die Covid-19-Entwicklungen. “Doch der Kernpunkt bleibt weiterhin die unmittelbare Begleitung der Menschen und auch der gegenseitige Austausch über Sorgen und Nöte, ebenso wie über Kraftquellen und Mutmacher. Gerade die Gruppen bleiben deshalb auch in Zeiten des Corona-Virus wichtig, vielleicht mehr denn je”, so der Dachverband.

Über die Dienststelle für Selbsthilfegruppen pflegt der Dachverband für Soziales und Gesundheit bereits seit vielen Jahren eine Kontakt- und Anlaufstelle, die auch jetzt aktiv ist. Zusammen mit den Verantwortlichen der Selbsthilfegruppen suchen die zwei Mitarbeiterinnen der Stelle, die Sozialassistentin Irene Gibitz und die Psychologin neue Kommunikationsformen für die Selbsthilfegruppen und bieten über die Geschäftsstelle des Dachverbandes auch technische Hilfe dafür an, wenn solche gebraucht werden. Denn viele Gruppen haben sich bereits mobilisiert. Sie nutzen das Smartphon für den Austausch über soziale Medien, wie z.B. WhatsApp. In einer Art Videokonferenz können sich Selbsthilfegruppen auch zu vereinbarten Zeiten per Skype, Zoom oder mit einer vom Dachverband bereitgestellt Gesprächsplattform treffen. Wer technisch nicht ausreichend versiert ist, oder keinen PC besitzt, kann auch per Telefon aus der Isolation herauskommen – allerdings nicht in der Gruppe. “In den Selbsthilfegruppen ist aber vielfach ein großes Vertrauensverhältnis entstanden, so dass die gegenseitige Hilfe auch in dieser ganz einfachen Form passieren kann.Sich mit anderen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, Unsicherheiten und Ängste, offene Fragen anzusprechen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu ermutigen, gemeinsam von und mit anderen lernen und Bewältigungsstrategien auszutauschen und gemeinsam zu entwickeln, gehören zur Kerntätigkeit von Selbsthilfegruppen“, meint Irene Gibitz von der Dienststelle für Selbsthilfegruppen. „Die Corona-Krise zwingt uns alle, auch ungewohnte Wege zu gehen. Manches, was wir dabei lernen, wird uns auch künftig in der Selbsthilfearbeit hilfreich sein.“

Von: luk

Bezirk: Bozen