Von: luk
Bozen – Im vierten Quartal 2022 setzte die Südtiroler Wirtschaft ihren Erholungsprozess fort und brachte sich schrittweise auf Vorkrisenniveau. Dies spiegelt sich auch in den Beschäftigungszahlen wider, mit einem Zuwachs von +2,4 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres. Lediglich im Baugewerbe und in der Landwirtschaft ist ein Beschäftigungsrückgang zu vermerken. „Aktuell haben fast alle Branchen den durch die Pandemie verlorenen Boden wiedergewonnen. Allerdings herrscht weiterhin Skepsis über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere von Seiten der Arbeitnehmenden im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe“, betont AFI-Direktor Stefan Perini.
Etwas mehr als drei Wochen nach der Pressekonferenz, bei welcher die Hauptergebnisse der Winterausgabe 2022/23 des AFI-Barometers vorgestellt wurden, präsentiert das Institut heute mit dem Branchenspiegel die Einschätzungen aufgeschlüsselt nach Wirtschaftsbranchen.
Die Beschäftigung steigt, aber nicht in allen Branchen
Die Beschäftigungszahlen für das vierte Quartal 2022 deuten insgesamt auf eine Rückkehr zur Normalität, mit einigen nennenswerten positiven Veränderungen, die zum Großteil noch mit der besonderen Situation der Pandemie zusammenhängen. Abgesehen von der Landwirtschaft, welche von Schwankungen aufgrund der Saisonalität gekennzeichnet ist, weisen nur der Öffentliche Sektor und das Baugewerbe eine negative Entwicklung im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahrs auf. Der leichte Rückgang (-0,5 Prozent) im Öffentliche Sektor könnte auch auf das Ende des Notstands zurückzuführen sein. Kritisch betrachtet muss allenfalls die Entwicklung der Beschäftigung im Baugewerbe betrachtet werden (-1,6 Prozent). Hier deutet mehreres auf einen strukturellen Rückgang hin, zumal es sich um die fünfte negative Quartalsveränderung in Folge handelt.
Stimmungsbild der Arbeitnehmer negativ, doch nicht allzu düster
Das Jahr 2022 war von positiven wie auch von negativen Entwicklungen der Erwartungen die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten betreffend gekennzeichnet, auch aufgrund der unsicheren geopolitischen Lage. Im letzten Abschnitt des Jahres 2022 kommt es nur zu einer leichten Erholung dieses Indikators – dieser steigt von -14 auf -3 Indexpunkten an. Hier sind es vor allem die Beschäftigten des Öffentlichen Sektors und des Gastgewerbes, die positiver als im Vorquartal in die Zukunft blicken, während sich die Beschäftigten in den anderen Sektoren verhaltener äußern, insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe (der Vertrauensindex liegt dort in beiden Fällen bei -18).
Die Südtiroler Beschäftigen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden zwölf Monaten zunimmt, was offensichtlich auf die hohe Unsicherheit über die Zukunft zurückzuführen ist, obwohl die Zahl der Erwerbstätigen im Laufe des letzten Jahres gestiegen ist.
Die Fähigkeit, mit dem Geld über die Runden zu kommen, bleibt im Vergleich zum Vorquartal unverändert – allerdings verharrt der Indikator hier auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung. Dieses Ergebnis, gepaart mit den ebenso kritischen Einschätzungen bezüglich der Sparmöglichkeiten und der finanziellen Situation der Familie, ist Ausdruck der aktuellen oder bevorstehenden wirtschaftlichen Herausforderungen, die durch den Mix aus inflationsbedingtem Kaufkraftverlust und unsicherem Arbeitsplatz entstehen, welche für eine steigende Zahl von Arbeitnehmern Realität geworden sind.
Ein positiver Aspekt: Die Rahmenbedingungen für einen Jobwechsel bleiben gut
Die Perspektiven, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden bleiben grundsätzlich günstig, wenngleich der diesbezügliche Indikator leicht von +17 auf +8 gesunken ist – in der Sommer-Welle 2022 hatte er mit +22 sein Allzeithoch erreicht. Die Arbeitnehmer/Innen sind der Meinung, es sei heutzutage ‘eher leicht’ oder ‘sehr leicht’, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden. Das gilt tendenziell für alle Sektoren. Am optimistischsten äußern sich die Beschäftigten im Gastgewerbe (Index: +29), am vorsichtigsten jene im Verarbeitenden Gewerbe (+3).