Von: ka
Bozen – Ein neues Labor, nur wenige Schritte von den Hörsälen der unibz entfernt. Ein Ort, an dem geforscht wird, aber auch nach neuesten technologischen Standards gelehrt werden kann und über den der Technologietransfer zwischen Universität und Industrie gefördert wird. Mit der heute eröffneten Smart Mini Factory werden Studierende der unibz und lokale Wirtschaftstreibende dabei unterstützt, im Zeitalter von Industrie 4.0 anzukommen.
Ein Labor, das sowohl der angewandten Forschung wie auch der universitären Lehre dient: die Smart Mini Factory der Fakultät für Naturwissenschaft und Technik der Freien Universität Bozen ist Südtirols neue Anlaufstelle für Industrie 4.0. An gleich mehreren Stationen kann hier mit kollaborativer und mobiler Robotertechnik an neuen Lösungen für Herausforderungen der industriellen Fertigung geforscht werden. Gleichzeitig lernen die Studierenden der unibz die Technologien der vierten industriellen Revolution zu nutzen, um sie dann an ihren künftigen Arbeitsplätzen einbringen zu können.
Neben den beiden Pfeilern Angewandte Forschung und Lehre kann die Smart Mini Factory von Industrieunternehmen zur Weiterbildung der eigenen Beschäftigten genutzt werden. Forscher und Dozenten der unibz bieten dafür Seminare im breiten Themenfeld von Industrie 4.0 an; bis Ende 2018 gibt es dazu noch drei Angebote.
Das Labor bietet die Möglichkeit, an mehreren Stationen hybride sowie menschorientierte Produktions- und Montageprozesse in kleinem Maßstab nachzubauen. Im Rahmen der kollaborativen Robotik wird daran geforscht, wie Arbeitsprozesse an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine optimiert werden können. In diesem Bereich hat eine Arbeitsgruppe rund um Dominik Matt, Professor an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik und wissenschaftlicher Leiter der Smart Mini Factory, bereits diverse Projekte initiiert. Eines davon verbessert zum Beispiel die Effizienz und Qualität von Montageprozessen, indem Anleitungen dafür auf den Arbeitstisch projiziert werden. Ein anderes Projekt ermöglicht es, Menschen mit Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Assistenzsystemen in Produktionsprozesse einzubeziehen, die bis vor kurzem nur von Beschäftigten in sehr guter körperlicher Verfassung ausgeführt werden konnten. An Stationen mit mobiler Robotik werden wiederum Logistikprozesse simuliert, um die Handhabung und den Transport von Materialien effizienter zu machen.
Für die Präsidentin der unibz, Prof. Ulrike Tappeiner, ist die Eröffnung des neuen Lernfabriklabors ein klares Signal für das Engagement der Universität in ihrer sogenannten Dritten Mission. “Hier zeigt sich deutlich, wie viel die Universität investiert, um Innovation in verschiedensten Bereichen zu fördern – in der Lehre, in der Forschung und in der lokalen Wirtschaft.”
Für letztere stellt die Smart Mini Factory laut dem Rektor der Freien Universität Bozen, Prof. Paolo Lugli, einen großen Mehrwert dar. “Dieses Labor ist ein weiterer wichtiger Schritt, um den Austausch zwischen Universität und Südtirols produktivem Sektor zu stärken”, sagt er. Auf der einen Seite, indem es Studierenden praktische Erfahrungen mit den Herausforderungen der heutigen industriellen Prozesse erlaube. “Auf der anderen Seite ermöglicht es Unternehmen und ihren Beschäftigten einen direkten Zugang zu neuesten Technologien und Produktionssystemen,“, so der Rektor der unibz. Die Eröffnung der Smart Mini Factory fällt laut Paolo Lugli mit dem Startschuss für eine wichtige Partnerschaft von zwölf Universitäten und Forschungszentren im Nordosten Italiens und mehr als 30 Unternehmen zusammen. Gemeinsam bilden sie das Kompetenzzentrum Industrie 4.0, in dem die unibz eine wichtige Rolle spielt.
Als “Südtirols erste digitale Lernfabrik” bezeichnete Prof. Dominik Matt das neue Labor im Rahmen seiner heutigen Einweihung. „Das Ziel, das wir von Beginn an verfolgt haben, war eine innovative Plattform zu schaffen, über die konkretes Wissen in einem möglichst praxisnahen Produktionsumfeld mit modernster technologischer Ausstattung weitergegeben wird.“ Darüber hinaus sei bei der Konzeption der Smart Mini Factory darauf geachtet worden, Forschung greifbar und verständlich zu machen – für die Studierenden der Universität, die Beschäftigten lokaler Betriebe und alle anderen Interessierten.
Erwin Rauch, Forscher und Dozent der Fakultät für Naturwissenschaft und Technik und Verantwortlicher des neuen Lernfabriklabors, hob bei der Eröffnung dessen praktischen Nutzen für die lokale Wirtschaft hervor. Laut Rauch stellt eine solche Unterstützung des Innovationsprozesses der lokalen Produktion eine wichtige Aufgabe der Universität dar. „Neben der angewandten Forschung und der Ausbildung junger Ingenieure, dient das Labor auch Fachkräften aus Industrie und Handwerk zur Qualifizierung und Erweiterung ihrer Kompetenzen“, erklärt er. Seit Aufnahme der Tätigkeiten im Labor seien bereits mehrere Weiterbildungsseminare zu aktuellen Themen wie kollaborativer Robotik, Augmented and Virtual Reality, Assistenzsystemen für die Produktion oder den neuesten Entwicklungen im Bereich von Bauen 4.0 durchgeführt worden. Und, wie Rauch unterstreicht: 2019 wird es ein noch breiteres Weiterbildungsangebot geben. „Auch die – bereits heute gute – Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen wird noch weiter ausgebaut werden“, verspricht der Verantwortliche der Smart Mini Factory.
Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher zeigte sich bei der Eröffnung begeistert über das neue Labor und die damit verbundenen Aktivitäten. Gerade solche Initiativen seien erwünscht und wichtig, um die von der Landesregierung beschlossene Forschungsoffensive zu flankieren. „Netzwerke und Kooperationen, wie sie rund um die neue Smart Mini Factory entstehen, sind genau das, was Südtirol benötigt, um auch als Forschungsstandort Exzellenz zu entwickeln und starke Synergien zwischen Wirtschaft und Forschung zu schaffen“, so Arno Kompatscher.