Von: luk
Bozen – Die Herkunftsfamilie zählt zwar nicht mehr so wie früher, aber die Jugend hat heute geringere Chancen vorwärts zu kommen als noch ihre Eltern und sogar ihre älteren Geschwister hatten, stellt das AFI fest. Was kann man dagegen tun? „Motor des sozialen Aufstiegs bleibt ein stetig erneuertes Pflichtschulsystem in hoher Qualität, das soziale Unterschiede ausbalanciert“, ist AFI-Präsidentin Christine Pichler überzeugt, „aber ganz dringend ist es, mit dem Aufschwung endlich wieder feste Jobs für junge Menschen herbeizuführen.“
“Eine wissenschaftliche Tagung wie die des AFI zur sozialen Mobilität sollte auch praktisch verwertbare Ergebnisse bringen”, findet AFI-Direktor Perini, “denn mit dem Fachbegriff allein könnten nur wenige Südtiroler etwas anfangen.” Soziale Mobilität, dabei gehe es nicht um den Straßenverkehr, sondern um den sozialen Auf- oder Abstieg. „Wir stellen anhand von konkreten Zahlen fest, dass der Aufzug nach oben gerade für den jüngsten Nachwuchs eine Panne hat, die wir so schnell wie möglich beheben müssen“, betont AFI-Forschungsmitarbeiter Luca Frigo.
Was getan werden muss, um den sozialen Aufzug auch für die jüngsten Südtiroler wieder flottzumachen, das macht das AFI an fünf Empfehlungen an die Entscheidungsträger in der Gesellschaft fest.
Die fünf AFI-Empfehlungen zu besseren sozialen Mobilität
1. Öffentliche Kleinkindbetreuung und Pflichtschule als Hauptzugang
Das öffentliche Bildungssystem ist nicht nur der Ort, wo gelehrt und gelernt wird, sondern auch der Ort, wo soziale Milieus aufeinandertreffen und wo ein Austausch bzw. eine Nivellierung erfolgt. Im Zuge verstärkter Zuwanderung und steigender sozialer Ungleichheit wächst die wichtige soziale Funktion der Kleinkindbereuungs- und Bildungsstrukturen über ihren ureigenen Zweck hinaus. Hohe Qualität von Betreuung und Bildung sind eine Sozialinvestition in die Zukunft.
die Zukunft.
2. Lebensbegleitendes Lernen ein Muss
Eine solide Ausbildung ist die Grundlage, aber der ‚soziale Aufzug‘ stoppt nicht mit 18. Auch nach dem Pflichtschulalter sind die Systeme für das lebensbegleitende Lernen zu stärken.
3. Studienbeihilfen: Entkoppelung von der Herkunftsfamilie
Die Wahl von Ausbildung und Beruf ist selbstverständlich vom kulturellen und wirtschaftlichen Status der Herkunftsfamilie geprägt. Die Kinder von Akademiker-Eltern haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Universitätsabschluss zu erlangen als Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss. Ein kluges System der Studienbeihilfe kann diesen Zusammenhang wirksam entkoppeln.
4. Wohlfahrtsleistungen auf Wirksamkeit überprüfen
Es ist Aufgabe des Wohlfahrtsstaates, soziale Ungleichheiten einzudämmen. Nicht immer haben soziale Maßnahmen die erwünschte Wirksamkeit. Mit einer Evaluation seiner Wohlfahrtsleistungen sollte Südtirol mit gutem Beispiel vorangehen.
5. Für den Nachwuchs feste Arbeit schaffen
Das schwache Wirtschaftswachstum der Krisenjahre hat die Chancen der jungen Menschen eingeschränkt und sie in prekäre Arbeitsverhältnisse getrieben. Nun, wo der Aufschwung am Arbeitsmarkt an Breite gewinnt, stehen alle in der Verantwortung, die prekären Jobs in feste umzuwandeln. Damit junge Leute ihre Zukunft planen können.