36.000 Besucher aus ganz Italien

Klimahouse 2020: Wenn aus einer Messe eine Bewegung wird

Montag, 27. Januar 2020 | 15:59 Uhr

Von: luk

Bozen – Vor 15 Jahren war Klimahouse eine gewagte Idee mit großer Zukunft. Heute wagt Klimahouse die Zukunft einer großen Idee: Die Entwicklung von einer Messe für energieeffizientes Bauen zu einer übergreifenden Plattform für ganzheitlich nachhaltiges Bauen, das den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Das zeigen über 36.000 Besucher aus ganz Italien die an den vier Veranstaltungstagen auf das Messegelände in Bozen Süd kamen, um die Neuheiten der mehr als 450 Aussteller zu entdecken, die Innovationen der 15 Startups im Future Hub zu erleben und die Visionen der Redner am Kongress zu teilen.

Die Entwicklung nach 15 Jahren Fachmesse Klimahouse geht immer mehr in Richtung einer Bewegung für mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen. Das spiegelt sich auch in der Gestaltung des Events: Kern der Messe waren und bleiben die über 450 Aussteller aus dem In- und Ausland mit ihren Produkten und Dienstleistungen, ihren Bestsellern und Neuheiten, ihrer Hingabe und Kompetenz. Doch inzwischen ist Klimahouse viel mehr: Treffpunkt, Inspirationsort und Gelegenheit zum Austausch unter Gleichgesinnten. Denn mehr als jemals zuvor ist allen Beteiligten – Produzenten, Planern und auch Bauherren – klar: es kann nur mehr in Richtung ressourcenschonendes, energieeffizientes und gesundes Bauen und Wohnen gehen. Deshalb passt der Leitgedanke der Klimahouse heute immer noch gut oder sogar noch besser: Nicht nur Fachleute, sondern alle Menschen näher an das Thema „nachhaltiges Bauen“ heranführen und für die neuen Möglichkeiten der modernen Architektur begeistern.

Durch gezielte Maßnahmen sollte diese Botschaft weit über das Messegelände hinaus in die Gesellschaft getragen werden. Neben der neuen Initiative „Klimahouse für Bozen“, bei der durch die Beteiligung zahlreicher Gastbetriebe und Geschäfte allen Bewohnern und Besuchern der Stadt Bozen unübersehbar die viertägige Veranstaltung und vor allem ihr Anliegen nahe gebracht wurde, wurde erstmals auch die jüngste Generation aktiv miteinbezogen. Das Projekt „Onda Z@Klimahouse2020“ versammelte in der Freien Universität Bozen über 60 junge Menschen aus ganz Italien, die in zehn Teams vor der Herausforderungen standen, in zwei Tagen ein möglichst konkretes Projekt zu erdenken, um der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Begleitet wurden die Jugendlichen bei dem Hackathon von vier Mentoren, zwei Experten für ökosoziales Design der Uni Bozen sowie acht Universitätsstudenten. Der Enthusiasmus der Schülerinnen und Schüler war ansteckend und führte zu zehn äußerst interessanten Vorhaben: feuerfeste Bäume, die Waldbrände eindämmen oder verlangsamen könnten; Pflanzentöpfe für die Stadtmöblierung, die in der Lage sind, die Luft zu reinigen und Energie aus Pflanzenblättern zu gewinnen; effiziente städtische Gärten, die auf Terrassen oder Fassaden von Gebäuden in der Stadt gemeinsam genutzt werden und einiges mehr. „Gemeinsam können wir versuchen etwas zu tun, wenn der Wille, das Verantwortungsgefühl und konkrete Taten vorhanden sind“, lautet das Fazit des Projektideators Max Ventimiglia nach zwei intensiven Tagen.

„Das Medieninteresse war so hoch wie nie, so haben beispielsweise die nationalen Leitmedien in den Hauptabendnachrichten über die Klimahouse berichtet. Damit wurde ein entscheidender Beitrag zur Positionierung Südtirols als Klimaland geleistet. Das erhöhte Interesse auf medialer Ebene ist auch auf die neuen Programmpunkte wie die Ausweitung von Klimahouse auf die ganze Stadt Bozen sowie insbesondere auch auf Initiativen wie die Einbeziehung der „Generation Z“ zurückzuführen“, erklärt Messedirektor Thomas Mur.

Zu den wichtigsten Initiativen der Veranstaltung gehört Klimahouse Trend, eine Auszeichnung für die innovativsten Aussteller, die vom Politecnico in Mailand und Messe Bozen vergeben wird. Unter den 53 Bewerbungen wurden zunächst zehn Finalisten ausgewählt aus denen die siebenköpfige Jury unter dem Vorsitz von Niccolò Aste, Professor am Politecnico in Mailand, schließlich die drei Gewinner kürte. LenEco erhielt den Preis für das Massivholzbausystem “LinaHAUS”, das ohne Dämmung oder zusätzliche Beschichtungen auskommt, wodurch die Installation vereinfacht und die Verwendung von Erdölderivaten vermieden wird. “Hy2green” von GKN Sinter Metals wurde prämiert, weil es lokal aus erneuerbaren Quellen erzeugte Energie in Form von Wasserstoff speichern und wieder in elektrische und/oder thermische Energie umwandeln kann. Fröling bekam die Auszeichnung für ihren Pellets-Brennwertkessel “Fröling PE1c pellet”, der einen selbstreinigenden elektromagnetischen Partikelfilter integriert, wodurch er einen hohen Wirkungsgrad mit einer erheblichen Reduzierung der Umweltemissionen verbindet.

Michael Mair am Tinkhof von GKN Sinter Metals erklärte sich erfreut über die Auszeichnung und die Teilnahme an Klimahouse: „Als einem der führenden Zulieferer des Automobilsektors wollten wir unsere Innovation zur Wasserstoffspeicherung auf der Klimahouse präsentieren, da wir sie für die Energieversorgung im Bausektor als sehr zukunftsträchtig erachten. Es freut uns sehr, dass die Jury unsere Technologie als preiswürdig erachtet. Der Zustrom zur Veranstaltung ist enorm und die Messebesucher – und hier vor allem Architekten und Ingenieure – waren sehr interessiert an unserer Neuentwicklung.“

Der dreitägige Klimahouse Congress bot Einblicke in die wichtigsten Trends der Baubranche, visionäre Ausblicke auf die Architektur von morgen und faszinierende Beispiele gelebter Ingenieurskunst. Drei Tage lang standen zahlreiche international renommierte Referenten abwechselnd auf der Bühne und sprachen von den neuen Möglichkeiten, die ein Werkstoff wie Holz bietet, bis hin zur Anwendung moderner KI- und Robotertechnologien in der Architektur. Am letzten Kongresstag konnten die Teilnehmer wie gewohnt besonders innovative Projekte der lokalen und internationalen Architekturszene entdecken, mit klangvollen Namen wie Louis Paillard, Jürgen Bartenschlag vom Berliner Büro Sauerbruch Hutton und Armand Paardekooper Overman des niederländischen Architekturstudios Mecanoo.

Mit einer innovativen Lösung zur Verbesserung der Luftqualität in Klassenräumen konnte das beste Startup  beim diesjährigen Klimahouse Future Hub überzeugen: FBP – Future is a Better Place gewann die fünfte Auflage des Wettbewerbes mit einem Produkt, das die nachlassende Konzentration von Schülerinnen und Schüler bekämpft und das Bewusstsein für gute Luftqualität  in Innenräumen schärft. Beim Finale am Freitagabend im NOI Techpark kämpften die elf Startups  um die Gunst der elfköpfigen Jury bis zur zweiten Runde des Pitchings, in der neben FBP auch das Südtiroler Startup Rentmas und Graffiti for Smart City aus Apulien standen. Das Gewinner-Startup FBP erhielt auch den Sonderpreis der KlimaHaus Agentur. Den Publikumspreis holte sich das Startup Meo Energy, das ein System zur automatischen Verwaltung des Energieflusses in Haushalten anbietet.

Ein Dauerbrenner sind die Klimahouse Tours, zehn geführte Besichtigungen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: neben Fahrten zu luxuriösen Hotels, kindgerechten Bildungseinrichtungen und sanierten Kondominien standen auch wahre Traumhäuser auf dem Plan – mit viel Fachkenntnis und Leidenschaft ausgesucht, organisiert und begleitet von der Architekturstiftung Südtirol unter der Federführung von Arch. Rudi Zancan. Fast 190 Teilnehmer ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen, Einblicke in tatsächlich umgesetzte KlimaHaus-Architektur zu erhalten.

Zu überzeugen wusste auch Klimamobility mit interessanten Beiträgen namhafter Redner aus der Wirtschaft Praxis und aus erster Hand sowie wieder rund 200 Teilnehmern. Der Kongress für zukunftsgerechte Mobilität fand bereits zum dritten Mal im Rahmen der Klimahouse statt.

Das nächste Rendezvous mit der Zukunft des Bauens gibt es bei Klimahouse Toscana vom 12. bis 14. November in Florenz.

www.klimahouse.it/de

Bezirk: Bozen