Von: mk
Bozen – Der Espresso an der Bar, ein tägliches Ritual für Millionen von Italienern, könnte in den kommenden Monaten beträchtlich steigen. Davor warnen italienische Kaffeeröster. Grund dafür ist der Preis für Rohkaffee, der wegen des Klimawandels und anderer Faktoren ein Rekordhoch erreicht hat. Obwohl in Südtirol eine Tasse Kaffee bereits deutlich teurer als in anderen Regionen Italiens ist, befürchten einige auch bei uns Erhöhungen.
Während in Bozen ein Espresso durchschnittlich 1,40 Euro kostet, liegt der Preis im nationalen Durchschnitt bei 1,20 Euro. Neben den Rohstoffpreisen, die weltweit gestiegen sind, belasten auch höhere Betriebskosten die Betreiber von Cafés und öffentlichen Lokalen. Mehrkosten für Mieten, Personal und Strom könnten den Kaffeepreis an der Theke bereits ab diesen Winter deutlich in die Höhe treiben.
In Bruneck kostet ein Espresso bereits jetzt durchwegs 1,80 Euro, wie die Inhaberin einer Bar gegenüber der Zeitung Alto Adige erklärt. „Man versucht, die Kosten niedrig zu halten und die Preiserhöhungen durch Anpassungen bei anderen Produkten, z.B. beim Milchkaffee oder beim Cappuccino abzufedern“, so die Betreiberin. Doch im Fall kleiner Lokale reiche diese Maßnahme oft nicht aus.
Hinter einem Espresso, der 1,60 kostet und für den oft noch mit Karte bezahlt wird, stecke eine Menge Arbeit. Ein Angestellter muss mindestens zweimal zum Tisch – einmal, um die Bestellung aufzunehmen, und ein zweites Mal, um den Espresso zu servieren.
Die Kunden reagieren auf die Preiserhöhungen zum Teil mit Verständnis, vielfach aber auch mit Unmut. Während viele die Gründe für die höheren Preise nachvollziehen können, sind andere enttäuscht, dass auch ein so alltägliches Produkt wie Kaffee teurer wird.
Besonders zwischen Einheimischen und Touristen fällt die Reaktion verschieden aus. „Die Erhöhungen sind angemessen, doch viele Kunden verstehen das nicht – vor allem nicht, wenn es um Kaffee geht. Gäste aus Deutschland, die weitaus höhere Preise gewohnt sind, bemerken den Unterschied oft nicht einmal“, so die Barbetreiberin.
Südtirolweit sind die Preise in Bozen für einen Espresso immer noch am günstigsten. Während man im Stadtzentrum dafür an der Theke 1,50 Euro und am Tisch zwei Euro bezahlt, kostet er weiter draußen in der Peripherie zwischen 1,30 und 1,40 Euro. Wie der Kaufleuteverband Confesercenti mitteilt, sind in den aktuellen Preisen mögliche Erhöhungen für Rohkaffee bereits mit eingeflossen. Man rechne deshalb nicht mit Preissteigerungen in nächster Zukunft.
In bestimmten Bars wird seit Jahren derselbe Preis für einen Espresso verlangt. Ob das auch langfristig so bleibt, gilt abzuwarten.
hds: „Wirtschaftlichkeit der Betriebe und Wohl der Konsumenten auf einen Nenner bringen“
Die Fachgruppe Gastronomie im Wirtschaftsverband hds nimmt zur aktuellen Diskussion rund um die Kaffeepreise Stellung. „Der Preis für eine Tasse Kaffee in der Gastronomie ist in den vergangenen Jahren um durchschnittlich 15 Prozent gestiegen. Besonders in Italien waren die Kaffeepreise lange auf einem sehr niedrigen Niveau, was für viele Betriebe eine Herausforderung darstellt. Die Preisanpassungen sind notwendig geworden, um das Fortbestehen zahlreicher Gastronomiebetriebe zu sichern und Betriebsschließungen, insbesondere von Bars, entgegenzuwirken“, erklärt Kurt Unterkofler, Präsident der Gastronomie im Wirtschaftsverband hds.
Die Hauptursachen für die Preissteigerungen sind gestiegene Rohstoffkosten, höhere Löhne und erhöhte Betriebskosten. Auch die Preise für Energie und Transport haben zugenommen, was die Gesamtkosten in der Gastronomie weiter in die Höhe treibt, so Unterkofler weiter.
Die Pandemie habe die Situation zusätzlich erschwert und viele Betriebe gezwungen, wirtschaftlich zu reagieren. „Die traditionell niedrigen Kaffeepreise in Italien sind daher nicht mehr haltbar.“
Trotz der angepassten Preise bleibt Kaffee in den Gasthäusern und Bars eine beliebte Wahl bei den Konsumenten. „Die Gastronomiebetriebe setzen alles daran, ihren Gästen ein qualitativ hochwertiges Erlebnis zu bieten und gleichzeitig die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten. Hier liegt die große Herausforderung!“, betont abschließend Präsident Unterkofler.
Aktuell sind 56 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen