Von: ao
Bozen – Dem AFI-Arbeitskräfteporträt zufolge herrscht in Südtirol ein Akademikermangel. Die Region befindet sich am unteren Ende der europäischen Rangliste, ganz oben die Nachbarn aus der Schweiz. Deren starkes duales Bildungssystem sollte deshalb als Vorbild dienen, fordert der lvh.
Im Vergleich zu anderen Ländern Mitteleuropas haben in Italien mit 26,6 Prozent deutlich mehr Menschen nur die Pflichtschule abgeschlossen als in Deutschland oder Österreich (unter zehn Prozent). In Südtirol sind es 17,1 Prozent. Die Akademikerquote in Italien und Südtirol liegt bei 19 Prozent und damit deutlich unter jener der Schweiz, wo 27,4 Prozent der Beschäftigten eine tertiäre Bildung genossen haben.
Ein Grund für diesen hohen Anteil liegt sicher auch darin, dass die höhere duale Bildung in der Schweiz stark nachgefragt wird. Viele Jugendliche starten ihre Karriere mit einer Lehre und entscheiden sich dann für ein aufbauendes Studium. Die Berufsmaturität wurde bereits zu Beginn der 1990er-Jahre eingeführt und ermöglicht seitdem die akademische Bildung auch ohne klassischen Schulabschluss. Im Jahr 2015 wurden annähernd 14.000 Zeugnisse ausgestellt. Die Quote der Maturanten und auch der Akademiker steigt.
Hinzu kommt, dass Länder mit Berufsbildung eine signifikant tiefere Jugendarbeitslosigkeit aufweisen. „Auch in Südtirol müssen wir die duale Lehre auf allen Ebenen stärken. Mit einer solchen Ausbildung können die Jugendlichen theoretisches Wissen und handwerkliches Können verbinden und so zu gefragten Fachkräften werden“, sagt lvh-Präsident Gert Lanz. In der Schweiz ist die berufliche Grundbildung stark nachgefragt. Im Anschluss daran können Jugendliche die Berufsmatura ablegen. Dies wird bald auch in Südtirol möglich sein. „Mit dem Start der Berufsmatura machen wir einen großen Schritt in die richtige Richtung“, sagt Lanz. Obwohl Südtirol bei den Bildungsabschlüssen hinterherhinkt, ähnelt die Unternehmensstruktur der Region mehr jener der Schweiz als jener Italiens. „Diese Parallele bestärkt uns, unser Bildungssystem an das unseres Nachbarlandes anzupassen“, betont Lanz.