Von: mk
Bozen – Die Tagung „Assistierende Technologien, Gesundheit und Autonomie“ am gestrigen Mittwoch, organisiert von independent L., hat einen Überblick über die innovativsten Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologien in der Rehabilitation und zur Unterstützung von Menschen mit Funktionsbeeinträchtigungen im Alltag gegeben.
Wie können die neuesten technologischen Entwicklungen dazu beitragen, die Lebensqualität, die Kommunikationsmöglichkeiten und die soziale Inklusion aller, insbesondere von Menschen mit Funktionsbeeinträchtigungen (beispielsweise infolge von schweren Verletzungen oder degenerativen Krankheiten) fördern? Und wie können Pflegedienste das große Potenzial dieser Innovationen nutzen?
Die Tagung „Assistierende Technologien, Gesundheit und Autonomie“, die gestern bei der EURAC in Bozen stattgefunden hat, gab einen vertiefenden Einblick in den aktuellen Stand der Technik und die Zukunftsperspektiven im Bereich der sog. “Assistierenden Technologien”.
Unter dem Begriff “Assistierende Technologien” (Assistive Technologies) versteht man die Gesamtheit von technologischen Hilfsmitteln (Geräte und Software), welche die Kommunikation und die Aktivitäten des täglichen Lebens zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit oder in der Freizeit erleichtern.
Mit Hilfe dieser unterstützenden Hilfsmittel können die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen erhalten, gestärkt oder zum Teil sogar wiederhergestellt werden: Betroffene können daher Aufgaben bewerkstelligen, die sie sonst nicht oder nur schwer durchführen könnten.
Zahlreiche Experten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen sowie Vertreter von regionalen Institutionen und Organisationen und Bürger, die ein breites Interesse an diesem Thema bekundetet haben, verfolgten die Fachreferate spezialisierter Ärzte im Bereich der Rehabilitation, aber auch von Ingenieuren und Technikern im Bereich Information- und Kommunikationstechnologien sowie von Hilfsmittelexperten.
Im Rahmen der Tagung wurden auch die rechtlichen Aspekte beleuchtet, die als Referenz für die Verschreibung von Hilfsmitteln dienen, unter Berücksichtigung der Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation und ihrer Anwendung in der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, insbesondere nach der entsprechenden Erweiterung der Wesentlichen Betreuungsstandards (LEA) um das prothetische Leistungsverzeichnisses im Jahre 2017, das zahlreiche wichtige Innovationen bei den im nationalen Gesundheitssystem verschreibbaren Produkten mit sich bringt.
Viel Raum wurde auch vielversprechenden Methoden der Rehabilitation von Läsionen des Nervensystems gegeben, die beispielsweise die virtuelle Realität (VR) nutzen, um den Wiedererwerb der Funktionalität der Gliedmaßen zu fördern. Darüber hinaus wurden auch die Ergebnisse von Studien vorgestellt, die den Einsatz sog. “Brain-Computer- Schnittstellen” (BCI – Brain Computer Interface) getestet haben, um auch Menschen, die ihre motorischen Fähigkeiten verloren haben, die Möglichkeit zu geben, mit Hilfe prothetischer und unterstützender Geräte zu kommunizieren oder das Umfeld zu steuern, wodurch gleichzeitig neuronale Effekte verbessert und Wechselwirkungen zwischen dem Nervensystem und der Umwelt verbessert werden können.
Besonderes Augenmerk wurde ferner auf innovative Maßnahmen im Bereich Ambient Assisted Living (AAL) und Domotik gelegt sowie auf den Einsatz von Technologien und spezifischen Geräten im Bereich Hausautomation, insbesondere im Hinblick auf eine größere Selbständigkeit für ältere Personen oder Menschen mit Behinderungen, aber auch für mehr Sicherheit und eine präzise Überwachung des Gesundheitszustandes.
Passend dazu wurde bei der Tagung auch das neue i-LAB – Laboratorium für Domotik und assistive Hilfsmitteltechnologien vorgestellt, das im Sitz von independent L. in Meran eingerichtet wurde und von einem multidisziplinärem Beratungsteam betreut wird, mit dem Ziel, praxisnahe Schulungen für Gesundheits- und Sozialpersonal (Caregivers) durchzuführen und potenziellen Kunden die Möglichkeit zu geben, die neueste Generation von domotischen Hilfsmitteln zu testen und sich diesbezüglich bereichsübergreifend beraten zu lassen.
„Die Informations- und Kommunikationstechnologien beinhalten heute ein enormes Potenzial für die soziale Inklusion und Förderung der Autonomie für alle Menschen, nicht nur für Personen mit besonderen Bedürfnissen. Gleichzeitig ist es unerlässlich, den Nutzern eine neutrale Bewertung der am besten geeigneten Hilfsmittel in einer bestimmten Situation anzubieten“, sagte der Präsident von independent L. Enzo Dellantonio in seiner Begrüßungsrede.
“Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb investiert, um in Hinblick auf die Neuerungen im geltenden Leistungsverzeichnis (WBS) zur Verschreibung von Hilfsmitteln eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum independent L. sehr. Sei es in der Vergangenheit, wie auch für die Zukunft“, sagte der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer.
Die Tagung wurde von der Autonomen Provinz Bozen – Amt für Menschen mit Behinderungen mit einem finanziellen Beitrag unterstützt.