Liberalisierung auf Kosten der Qualität?

Meisterbrief: Qualifizierung als DNA der dualen Ausbildung

Samstag, 12. Oktober 2019 | 13:22 Uhr

Bozen – Der Meistertitel ist ein Gütesiegel und zugleich eine Auszeichnung für fachliche und berufspädagogische Kompetenzen, betonte lvh-Präsident Martin Haller beim heutigen Tag des Handwerks. Welche Vorteile und welchen Mehrwert die Wiedereinführung der Meisterpflicht für Südtirol mit sich bringt, wurde im Rahmen der Veranstaltung aufgezeigt.

Die Meisterausbildung ist die höchste berufliche Qualifikation für praktische Berufe. Ein Beispiel, wo diese sprichwörtlich gelebt wird, ist Deutschland. Hier gilt die sogenannte Meisterpflicht. In Deutschland gibt es derzeit 42 Berufe, wo bei der Anmeldung eines Gewerbes als Voraussetzung ein Meisterbrief vorgelegt werden muss.

„Der Meistertitel ist Gütesiegel und Auszeichnung zugleich“, betonte lvh-Präsident Martin Haller bei der Eröffnung der Veranstaltung. „Die Meisterpflicht als Zugangsvoraussetzung für die gewerbliche Tätigkeit bringt nicht nur Vorteile für die wirtschaftliche Entwicklung, sondern aufgrund der höheren Qualität ebenso für Kunden.“ In Deutschland soll demnächst für weitere zwölf Berufe die Meisterpflicht eingeführt werden. Der Grund ist klar: Die politischen Vertreter in Deutschland sind überzeugt, dass mit dieser Pflicht die beste Garantie für Qualitätsarbeit, Verbraucherschutz, Leistungsfähigkeit und Innovationskraft gesetzt wird. „Studien in Deutschland belegen: Meisterbetriebe können sich länger am Markt behaupten, sie bekommen mehr Aufträge, ihre Arbeit wird besser bewertet und ihre Kunden sind zufriedener“, erklärte Haller.

Landesrat Philipp Achammer unterstrich die Wichtigkeit der Meisterausbildung: „Eine positive Entwicklung der Berufsausbildung ist für Südtirol wesentlich.“ Auch ging Achammer auf die Meisterausbildung ein und schilderte die einzelnen Meilensteine der letzten Jahre: „Wir haben bisher viele wichtige Schritte geschafft und werden auch weiterhin daran arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist uns die Durchlässigkeit und Gleichstellung der akademischen und beruflichen Ausbildung. Natürlich wünsche ich mir auch, dass wir die gesetzliche Regelung bezüglich des Meistertitels optimieren können.“

Zukunft Meisterbrief: Liberalisierung auf Kosten der Qualität?

Im Rahmen von Kurzvorträgen berichteten Vertreter aus Bayern, Nordtirol und Südtirol über die aktuelle Situation des Meisterbriefes. Martin Burgi, Universitätsprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Berater im Bereich Meisterausbildung der Deutschen Bundesregierung, vertiefte das Thema „Zukunftsperspektiven von Meisterbrief und Handwerksordnung“. Die Vorteile des Meisterbriefes überwiegen, betonte er: „Eine bessere Markt-Verweilung, eine höhere Qualität und die Verminderung von Gefahren, das sind nur einige der vielen Vorteile, die die Meisterpflicht mit sich bringt.“

Reinhard Kainz, Geschäftsführer Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich, beschrieb im Rahmen seines Vortrages „Gewerbeordnung in Österreich – Qualifikation schafft Qualität und Sicherheit“, wie stark man sich in den vergangenen Jahren in Österreich für die Meisterpflicht eingesetzt hat. „Es war und ist immer noch ein schwieriger Weg. Wir werden uns weiterhin für dessen Umsetzung einsetzen, schließlich bringt die Meisterausbildung nicht nur Vorteile für die Wirtschaft, sondern wirkt sich auch positiv auf die Lehrlingsausbildung und Beschäftigungsquote aus. Der Meisterbrief gilt für uns als DNA der dualen Ausbildung “

Von: luk

Bezirk: Bozen