Von: luk
Meran – Im Rahmen einer offiziellen Feier, die vor wenigen Minuten in Rom und im Beisein des italienischen Kulturministers Dario Franceschini sowie der Bürgermeister der zehn konkurrierenden Städte (Meran, Agrigento, Bitonto, Casale Monferrato, Macerata, Nuoro, Parma, Piacenza, Reggio Emilia und Treviso) stattfand, wurden die Ergebnisse des Wettbewerbs “Kulturhauptstadt Italiens 2020” bekannt gegeben.
Meran hat es nicht geschafft, den begehrten Titel zu holen. Kulturhauptstadt im Jahr 2020 wird die Stadt Parma. Dennoch bezeichnet Bürgermeister Paul Rösch die Bewerbung und die hierfür geleistete Teamarbeit als erfolgreich. “Wir haben es immerhin in die Top Ten geschafft und die einmalige Chance genutzt, unsere Stadt und unsere Vision auf einer nationalen Bühne zu präsentieren”, sagte Rösch.
“Wir haben von Anfang an auf eine innovative und durchaus auch etwas provokante Bewerbungsstrategie gesetzt, um aus dem umfangreichen Teilnehmerfeld herauszustechen. Meran ist mit seinem fast 50:50-Anteil deutsch- und italienischsprachiger Bevölkerung eine Modellstadt für das Zusammenleben zweier Sprachgruppen und für die Vorteile, die daraus erwachsen. Aus diesem Grund haben wir auch das Motto gewählt: das kleine Europa Italiens. Und gerade weil wir nicht nur italienisch sind, wollten wir auch zeigen, welch große Bereicherung Meran als Grenzstadt und Südtirol als Grenzregion für die Kultur darstellen”, sagte Rösch.
“Die größte Herausforderung lag für uns – aber ich glaube auch für die Kommission – in den Prämissen unserer Bewerbung: Wir haben die Mitglieder der Kommission nämlich darauf hingewiesen, dass wir nicht so sehr Unterstützung brauchen, um unsere kulturellen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten wieder auf Vordermann zu bringen, sondern eher, um einen kulturellen Wandel einzuleiten und zu fördern, der das friedliche Zusammenleben weiter stärkt und Auswüchsen ideologischer Natur vorbeugt. Die Juroren haben sich mit dieser Botschaft gründlich auseinandergesetzt und tiefergehende Fragen gestellt; doch Parma hat mit seinen fast 200.000 Einwohnern natürlich auch eine hervorragendes Konzept ausgearbeitet, das eine komplexe Vielfalt von Akteuren miteinbezieht – nicht zuletzt auch eine große, traditionsreiche Universität”, meinte Vizebürgermeister Andrea Rossi, der Parma seine Glückwünsche aussprach.
“Auch wenn die Bewerbung zur Kulturhauptstadt an der letzten Hürde gescheitert ist, sind wir sehr gut vorbereitet. Die meisten der vorgeschlagenen Investitionen sind bereits Teil des Regierungsprogramms, wir werden sie also auf jeden Fall umsetzen. Und das gemeinsam mit den Kulturschaffenden erarbeitete Programm wird der zentrale Anhaltspunkt für die Meraner Kulturpolitik der nächsten Jahre sein”, sagte Rösch abschließend.
Zu den vorgeschlagenen Initiativen zählen wie berichtet ein Kongress unter dem Titel „Le Merano d’Europa“, eine „Gedankenwerkstatt“ am Kasernenareal, eine neue Konzertreihe mit dem Titel „cc – connection/concerts“ im Rahmen der Meraner Musikwochen und ein Alumni-Netzwerk für alle, die in Meran zur Schule gegangen sind. Das Programm enthält auch geplante Investitionen in Höhe von 12,6 Mio. Euro. Dazu zählen beispielsweise eine neue Bibliothek-Zweigstelle für Sinich (mit 550.000 Euro veranschlagt), ein Sitz für das Kinderbuch-Archiv Ò.P.L.A. (1,3 Mio. Euro), die Erschließung der Barbara-Kapelle für das Palais-Mamming-Museum (400.000 Euro) und ein Rundgang über den Dächern der Stadt (350.000 Euro); aber auch Ausgaben, die auf den ersten Blick nicht in den Bereich der Kultur fallen wie ein neuer Bikepoint (510.000 Euro) und der Ausbau des Spazierwegenetzes in der Stadt (535.000 Euro).
Süd-Tiroler Freiheit begrüßt Entscheidung
Der Meraner Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer, begrüßt die Entscheidung der zuständigen Kommission Meran nicht zur Kulturhauptstadt Italiens 2020 zu ernennen. “Meran mit seinem komplexen demographischen Gefüge wäre kein geeigneter Ort für die Austragung eines nationalistisch betitelten Wettbewerbs „Kulturhauptstadt Italiens“. Viele Meraner hätten nicht verstanden, warum ihre Kurstadt Meran, über Jahrhunderte Tiroler Landeshauptstadt, plötzlich eine kulturelle Hauptstadt Italiens hätte sein sollte”, so die Fraktion der Süd-Tiroler Freiheit im Meraner Gemeinderat.
Der Gemeinderat Christoph Mitterhofer meint dazu: „Die Meraner Bevölkerung wäre durch die Ernennung als Kulturhauptstadt 2020 gespalten geworden. Jeder, der sich nicht mit Italien identifizieren kann, wäre verärgert gewesen. Regelmäßig möchte die Grüne Stadtverwaltung als Friedensstifter zwischen den Sprachgruppen auftreten. Schlussendlich bewirkt sie aber mit dieser erfolglosen Aktionen nur Kopfschütteln und Unverständnis, dies sogar auf beiden Seiten der Sprachgruppen. Eine Vermarktung Merans als „Kulturhauptstadt Italiens“ ist dem friedlichen Zusammenleben abträglich.”