Von: apa
Microsoft will im August drei neue Rechenzentren in Niederösterreich in Betrieb nehmen und hat dafür eine Milliarde Euro investiert. Maximal 40 Leute sollen ausreichen, um die Rechenzentren zu betreiben. Über die genauen Standorte, Rechenleistung und Energieverbrauch hüllt man sich in Schweigen – nur so viel: Sie sollen ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden und dazu beitragen, die Wertschöpfung der österreichischen Wirtschaft kräftig anzuschieben.
Laut Microsoft soll es die neue Infrastruktur mit drei Verfügbarkeitszonen rund um Wien Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung ermöglichen, Daten lokal zu speichern und moderne Cloud- sowie KI-Dienste unter Einhaltung europäischer Datenschutzstandards zu nutzen. Sie soll eine “zentrale Plattform für die digitale Souveränität des Landes” darstellen.
US-Konzern soll zu Österreichs “digitaler Souveränität” beitragen
Wie genau die Cloud-Infrastruktur des US-amerikanischen IT-Giganten zur digitalen Souveränität Österreichs beitragen soll, wurde bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Microsoft-Österreich-Geschäftsführer Hermann Erlach und Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) am Montag nicht im Detail beantwortet. Auch nicht, wie verhindert werden soll, dass US-Geheimdienste wie schon in der Vergangenheit europäische Unternehmen und öffentliche Stellen ausspionieren.
Die Cloud-Infrastruktur stelle sicher, “dass Kundendaten in Europa bleiben, europäischem Recht unterliegen, von europäischem Personal betrieben und deren Zugang kontrolliert wird – und die Verschlüsselung vollständig in der Hand der Kunden steht”, versicherte Microsoft in einem nachträglichen Statement gegenüber der APA.
Pröll betonte vor allem die wirtschaftliche Bedeutung für den Standort Österreich. “Es ist ein unglaublicher Boost für die Digitalisierung und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Österreich.” Allerdings sei Europas Abhängigkeit von den USA im IT- und im Sicherheitsbereich noch wesentlich größer als es die Energieabhängigkeit von Russland gewesen sei, räumte Pröll ein. Um dieses Thema werde es unter anderem auch bei seinen bevorstehenden Gesprächen mit SAP in Deutschland gehen, sagte Pröll. “Aber wir werden nie digital autark sein, das schließe ich aus.”
Helmenstein präsentiert “phantastische Zahl”
Den wirtschaftlichen Nutzen dieser “phantastischen Kooperation” bezifferte Christian Helmenstein, Chef des Economica Instituts: “In Sachen Arbeitsproduktivität stellen wir fest, dass wir durch KI ein Potenzial von 2,24 Milliarden zusätzlichen Arbeitsstunden lukrieren könnten. Das entspricht 30 Prozent unseres gesamten Arbeitsvolumens in Österreich.” Das lasse sich zwar nicht eins zu eins in zusätzliches Wirtschaftswachstum übersetzen, weil man ja auch mehr Energie und Kapital einsetzen müsste. “Deswegen werden aus 30 Prozent arbeitsvermehrendem technischem Fortschritt am Ende nicht 30 Prozent Wirtschaftswachstum, aber 18 Prozent ist natürlich ebenfalls eine phantastische Zahl.”
Wiener Netze mussten zusätzliche Schaltanlage bauen
Für das Rechenzentrum in Schwechat haben die Wiener Netze eine eigene 110-Kilovolt-Schaltanlage in Betrieb genommen. “Wir haben in unserem Netzgebiet schon einige Rechenzentren, die wir bereits verlässlich versorgen, weitere werden folgen”, sagte der Geschäftsführer der Wiener Netze, Gerhard Fida. Die Kosten der neuen Schaltanlage seien zu 100 Prozent vom Kunden übernommen worden.
Die anderen zwei Microsoft-Rechenzentren befinden sich laut Medienberichten in Vösendorf und Achau im Bezirk Mödling.
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