Von: mho
Bozen – Die neuesten Studie der Beobachtungstelle für den Arbeitsmarkt widmet sich dem Migrationshintergrund und der sogenannten “zweiten Generation”.
Personen mit und ohne Migrationshintergrund stehen im Mittelpunkt der neuesten Studie der Beobachtungstelle für den Arbeitsmarkt. Dabei wird die Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aufgezeigt und dabei auch die Einbürgerungen berücksichtigt.
Da Südtirol eine relativ junge Einwanderungsgeschichte aufweist, ist die Frage nach der sogenannten “zweiten Generation” noch wenig erforscht, also zu jenen Personen, die nicht selbst nach Südtirol gekommen sind, sondern deren Eltern. Nach mittlerweile mehr als drei Jahrzehnten der Immigration wird es aber immer wichtiger, diese Generation, sowie die mehrkulturellen Paare und die neu eingebürgerten Italiener zu unter die Lupe zu nehmen. Die “zweite Generation” besteht derzeit meist aus Personen, die aufgrund ihres Alters noch in der Schule sind. In den nächsten Jahren werden diese Menschen verstärkt in den Arbeitsmarkt eintreten.
Statistiken, in denen Herkunft und kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden, beruhen üblicherweise auf Daten zur Staatsangehörigkeit, und dies vor allem aus dem einfachen Grund, dass es meist keine anderen Informationen gibt. Wenn es um Pflichten und Rechte im Zusammenhang mit der italienischen Staatsangehörigkeit geht, ist diese Information grundlegend. “Um jedoch Phänomene zu untersuchen, die sich aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ergeben, ist eine Unterscheidung, die nur die Staatsangehörigkeit berücksichtigt, wenig hilfreich”, erläutert der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Helmuth Sinn, und erklärt somit auch, warum die nun vorliegende Studie durchgeführt wurde.
Die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt hat diese Komplexität zum Anlass genommen, um erstmals hinter die Kulissen der amtlichen Statistik zu schauen. Formell korrekte Statistiken können in diesem Zusammenhang in die Irre führen: Besonders bei Trendanalysen der ausländischen Beschäftigung beklagen Fachleute seit einigen Jahren Schlussfolgerungen, die nicht der Realität entsprechen, weil eben Neubürger nicht als solche erfasst bzw. erkannt werden.
So waren im Zeitraum April-Oktober 2017 beispielsweise durchschnittlich 17.030 in Südtirol ansässige Ausländer beschäftigt, während es im selben Zeitraum des Vorjahres durchschnittlich 15.909 waren. Es handelt sich also zweifelsfrei um eine Zunahme von 1.121 Personen. In Wirklichkeit aber war diese Zunahme fast doppelt so groß, nämlich 2.040 Personen. In diesem Zeitraum wurden nämlich entsprechend viele ansässige Ausländer eingebürgert, die somit als Inländer gezählt werden und somit aus der Ausländerstatistik verschwunden sind.
Einfache Unterscheidungen nach Staatsangehörigkeit sind in verscheidensten Bereichen unzureichend oder irreführend, in denen kulturelle Unterschiede sich auf das Umfeld auswirken: von der Geburtshilfe in den Krankenhäusern und den Kindergarten bis hin zur Schul- und Arbeitswelt. Schließlich wird es der Arbeitsmarkt sein, der Arbeitskräfte vor sich hat, die formell zwar Inländer sind, aber einen kulturell anderen Hintergrund besitzen.
Was heißt dies alles zum Beispiel aktuell für den Kindergarten? Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, die 2015/2016 einen Südtiroler Kindergarten besuchten, betrug rund 25 Prozent, während der Anteil der aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit als ausländisch geltenden Kinder im selben Zeitraum nur 13 Prozent ausmachte.