Von: Ivd
Bozen – Der spanische Technologiekonzern Indra will sich einem Bericht der Wirtschaftszeitung El Economista zufolge einen gewichtigen Teil der italienischen Rüstungsindustrie einverleiben. Laut des Berichts hat Indra ein nicht bindendes Übernahmeangebot für die Iveco Defence Vehicles (IDV) abgegeben. Was das für die rund 800 Mitarbeiter des Werks in Bozen bedeutet, ist noch unklar. IDV ist die militärische Sparte des Nutzfahrzeugherstellers Iveco, die sich auf gepanzerte Fahrzeuge und Ausrüstung für den Zivilschutz spezialisiert hat.
Milliardenübernahme im Gange
Die Bewertung der zu übernehmenden Sparte beläuft sich demnach auf rund eine Milliarde Euro. Ziel des Vorstoßes sei es, einen führenden europäischen Akteur im Bereich der Landverteidigung zu schaffen, heißt es unter Berufung auf informierte Kreise. Für Indra wäre der Deal ein strategischer Meilenstein: Das Unternehmen will sich langfristig als zentrale Plattform in der europäischen Rüstungslandschaft etablieren.
Das Werk von Iveco Defence in Bozen spielt innerhalb des Konzerns eine zentrale Rolle: Dort werden seit Jahrzehnten hochspezialisierte Militärfahrzeuge produziert, darunter auch das geschützte Mehrzweckfahrzeug „LMV“. Mit einer möglichen Übernahme durch Indra wäre auch die Zukunft des Werks in Südtirol Teil strategischer Überlegungen – besonders im Hinblick auf Lieferketten, Auftragsvergabe und technologische Weiterentwicklung.
Bieterverfahren gestartet
Indra gehört neben einem Konsortium aus der italienischen Leonardo und dem deutschen Rheinmetall-Konzern, dem US-Investor Bain Capital sowie einem australischen Bieter zu den Finalisten im laufenden Bieterverfahren. Einige prominente Namen sind hingegen bereits ausgeschieden, darunter die französisch-deutsche Rüstungsgemeinschaft KNDS (Krauss-Maffei Wegmann und Nexter), der britische Rüstungskonzern BAE Systems, das tschechische Unternehmen CSG sowie der amerikanische Finanzinvestor KPS Capital.
Erst im Oktober 2024 hatte Indra seine Beteiligung an der spanischen Tess Defense auf über 51 Prozent ausgebaut. Das Unternehmen ist damit der wichtigste Lieferant für gepanzerte Fahrzeuge im Auftrag des spanischen Verteidigungsministeriums, unter anderem für die Großprojekte VCR 8×8 und VAC. Eine Übernahme von IDV würde Indra auch zur zentralen Figur in künftigen europäischen Rüstungskooperationen machen.
Prozess dauert an
Ob sich Indra mit seinem Angebot durchsetzt, ist derzeit noch offen. Die Verhandlungen laufen, und der Ausgang dürfte auch für den italienischen Industriestandort und die europäische Verteidigungspolitik von erheblicher Bedeutung sein. Was das für das IDV-Werk in Bozen konkret bedeutet, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass sich die Mitarbeiter auf einen Führungswechsel einstellen sollten.
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