Nord-Süd-Gefälle in Italien

Mütter in schwieriger Lage: Südtirol steht noch gut da

Mittwoch, 09. Mai 2018 | 17:00 Uhr
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Rom – Frauen in Italien entscheiden sich immer später dafür, Mutter zu werden. Das Durchschnittsalter, in dem Frauen ihr erstes Kind bekommen, liegt bei 31 Jahren – in Europa ein Spitzenwert. Gleichzeitig opfern immer mehr Frauen ihre Karriere, wenn es darum geht, sich zwischen Familie und Beruf zu entscheiden. 37 Prozent der Frauen in Italien zwischen 25 und 49 Jahren, die mindestens ein Kind haben, gehen keiner Arbeit nach. Doch die Situation ist nicht überall gleich. Während Südtirol und das Trentino gut dastehen, stoßen Mütter in Kampanien auf die größten Schwierigkeiten.

Die Daten stammen vom nationalen Statistikinstitut ISTAT, das im Auftrag Kinderrechtsorganisation „Save The Children“ anlässlich des bevorstehenden Muttertags am kommenden Sonntag eine Analyse durchgeführt hat. Insgesamt gibt es in Italien wenig Unterstützung für werdende Mütter und auch wenig Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder.

Im europaweiten Vergleich ist die Arbeitslosigkeit von Frauen und vor allem von Müttern in Italien hoch. Außerdem übernehmen Mütter und Väter in den Familien nicht die gleichen Aufgaben wahr – mit einer traditionellen Aufteilung der Arbeit im Haushalt.

Blickt man auf die Unterschiede in den einzelnen Regionen, zeichnet sich bereits seit Jahren ein Nord-Süd-Gefälle ab. Die Autonomen Provinzen Bozen und Trient, die in den letzten Jahren sogar Verbesserungen vorweisen können, stehen an erster und zweiter Stelle, was die Unterstützung von Müttern anbelangt. Das Aosta-Tal folgt auf dem dritten Platz, die Region an vierter Stelle ist der die Emilia Romagna gefolgt von Friaul-Julisch Venetien und dem Piemont auf dem fünften und sechsten Rang.

Die am wenigsten „mutterfreundliche“ Region ist Kampanien vor Sizilien, Kalabrien, Apulien und der Basilicata.

In Italien hat der Geburtenrückgang einen neuen Rekord verbucht. Seit 2008 wurde zum neunten Mal ein weiteres Absinken der Geburtenrate in Folge verzeichnet. Der Mittelwert an Kindern, die italienische Mütter haben, liegt nur bei 1,34.

ISTAT-Erhebung als „Bestätigung für Südtirols Familienpolitik“

Im Hinblick auf den Muttertag am kommenden Sonntag, 13. Mai, hat das gesamtstaatliche Statistikinstitut ISTAT für die Organisation “Save the Children” eine umfassende Erhebung über das Muttersein in Italien durchgeführt und veröffentlicht. Unter den Regionen und autonomen Provinzen Italiens belegt Südtirol in Sachen Mutterfreundlichkeit unter fast allen Gesichtspunkten Platz eins. Landeshauptmann Arno Kompatscher und Familienlandesrätin Waltraud Deeg sehen darin eine Bestätigung für die Familienpolitik des Landes.

Die Familienpolitik in Südtirol umfasst neben der finanziellen Unterstützung zahlreiche strukturelle Maßnahmen als wesentlichen Bestandteil. Seit Beginn der Legislatur werde daran gearbeitet, das Betreuungsangebot und die Qualität der Kleinkindbetreuung zu verbessen, führt Familienlandesrätin Waltraud Deeg aus. Zudem sei es ein Ziel in kostengünstige Dienst- und Sachleistungen für Familien zu investieren. “Wir wissen, dass diese Politik sich auf Familien positiv auswirkt. Dies ist bei direkten finanziellen Unterstützungen nicht immer der Fall, da das Geld oft nicht wirklich bei den Kindern ankommt”, sagt die Familienlandesrätin. Planbarkeit und Sicherheit seien für die Südtiroler Familienpolitik die Eckpfeiler, an denen entlang die familienpolitischen Maßnahmen entwickelt werden.

Der italienische Staat hat in den vergangenen Jahren hingegen zeitlich begrenzte, auf Familien zugeschnittene finanzielle Maßnahmen beschlossen. Die direkte finanzielle Unterstützung durch den Staat sei zwar eine Möglichkeit, trage aber nicht zur langfristigen Absicherung der Familien bei. Jeder in Familie investierte Euro sei generell gut, doch um dauerhaft wirksam zu sein, müssten Finanzierungen einen längeren Zeitraum abdecken. “Die Familienpolitik in Südtirol ist auf langfristige, nachhaltige Maßnahmen ausgerichtet, die Müttern, aber auch der gesamten Familie Planungssicherheit geben und dort greifen, wo sie notwendig sind”, betont Landesrätin Deeg. So habe man in den vergangenen Jahren nicht nur das Landesfamiliengeld verdoppelt, sondern auch das Kindergeld als zusätzliche finanzielle Unterstützung für Familien mit mehreren Kindern und geringerem Einkommen übernommen. Das Landesfamiliengeld+ unterstützt jene Familien, in denen auch der Vater einen Teil der Elternzeit in Anspruch nimmt.

Über die Region sei es für Eltern möglich, einen Zuschuss für die rentenmäßige Absicherung der Erziehungszeiten zu erhalten. Dabei wurden sowohl die Beiträge erhöht, als auch die Beantragungsverfahren wesentlich vereinfacht. Die Antragstellenden können dabei für zwei Jahre monatlich bis zu 750 Euro, also insgesamt 18.000 Euro erhalten. “Insgesamt 1,1 Millionen Euro wurden dafür 2017 ausgeschüttet, in den kommenden Jahren erwarten wir uns aufgrund der größeren Bekanntheit dieser Maßnahme einen deutlichen Zuwachs. Die finanziellen Mittel dafür stehen bereit”, kündigt die Landesrätin an.

Lobenswert sei es, wenn auch von staatlicher Seite eine Ausrichtung hin zu mehr Sicherheit für Familien unternommen werde. In diesem Zusammenhang erwähnt Landesrätin Deeg die Möglichkeiten der Steuerabsetzbarkeit für Familien. “Auch dank des Engagements der Südtiroler Parlamentarier in Rom wurden bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen. So ist in diesem Jahr der absetzbare Betrag für zu Lasten lebende Kinder von 2400 auf 4000 Euro erhöht worden”, informiert die Familienlandesrätin.

Von: mk

Bezirk: Bozen