Das Projekt PASSA startet

Noch aktive Rentner: Maßnahmen für Betriebsübernahme

Donnerstag, 22. Februar 2018 | 16:17 Uhr

Bozen – Das Zentrum für Family Business Management der Freien Universität Bozen und die SHV-CNA starten eine Zusammenarbeit im Rahmen eines Projekts zum Problem der Rentner, die auch noch im fortgeschrittenen Alter im Unternehmen weiterarbeiten.

Wie viele Handwerker arbeiten noch in ihrem Betrieb weiter, obwohl sie schon in Rente sind? Und warum tun sie das? Sind es wirtschaftliche Gründe, die darin liegen, dass sie ihren früheren Lebensstandard nicht mehr beibehalten können oder sind es die Schwierigkeiten der Betriebsübergabe, eines Betriebs, der nicht mehr soviel wert ist? Oder handelt es sich um Probleme mit urbanistischen Bestimmungen, dem Steuerrecht oder anderen Gesetzen? Oder geht es um die Nachfolge oder Gründe kultureller und sozialer Integration?

Das Projekt „PASSA Aktive Rentner und Maßnahmen für die Betriebsnachfolge im Handwerk“ versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das aus der Zusammenarbeit zwischen der SHV-CNA und dem Zentrum für Family Business Management der Freien Universität Bozen entstanden ist. Heute Vormittag fand im NOI Techpark der Kick-Off Event zu diesem Projekt statt. Das Interesse um diese Studie ist groß, da Best Practices im ganzen Lande gesammelt werden sollen.

„Das Projekt PASSA, das vom Zentrum für Family Business Management der Freien Universität Bozen und der SHV-CNA lanciert worden ist“, hat Alfredo De Massis, Professor der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Direktor des Zentrums erklärt, „ist die erste in Italien durchgeführte Studie zum Phänomen der Betriebsnachfolge und der aktiven Rentner. Diese Studie wird bei Südtiroler Unternehmen durchgeführt. Ziel ist es, valide Daten zum Generationenwechsel in den Betrieben zu erhalten und Best Practices auszumachen, damit die Handwerksunternehmen in der Betriebsnachfolge unterstützt werden können. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das für uns von großer Bedeutung ist. Wir sehen in der Zusammenarbeit mit der SHV ein positives Element, weil wir glauben, dass Synergien zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen für beide Seiten fruchtbar sind.“

Die Arbeit der SHV-CNA hat es ermöglicht, ein immer stärker auftretendes Phänomen festzustellen: Handwerker, die das Rentenalter erreicht haben oder schon darüber hinaus sind, arbeiten noch viele Jahre im eigenen Betrieb weiter. Eine erste grobe Schätzung besagt, dass es sich dabei um ca. 15% der Handwerker handelt.

“Das Projekt PASSA”, bestätigt Claudio Corrarati, Präsident der SHV-CNA, „beschäftigt sich mit einem Problem, welches in den nächsten Jahren die Wirtschaft stark beeinflussen wird. Die Ziele dieser wissenschaftlichen Studie sind von großer Bedeutung, wenn es darum geht einen Betrieb zu übergeben, dies sowohl wenn es innerhalb der der eigenen Familie vonstattengeht oder es sich um Außenstehende handelt. Die Studie beschäftigt sich im Wesentlichen mit kleinen Betrieben, in denen der Eigentümer die Hoffnung hat, dass ein Familienangehöriger diesen weiterführt, jedoch nicht über das notwendige Wissen verfügt, diese Nachfolge anzubahnen. Oft werden die Kinder angehalten, einen Bildungsweg einzuschlagen, der aber letztendlich dem Betrieb nicht zugutekommt. Es geht nun nicht nur um eine interne Betriebsnachfolge, Betriebe die über keine Erben verfügen, müssen jenen zur Verfügung stehen, die den Betrieb übernehmen wollen. Die Zusammenarbeit zwischen Universität, Unternehmen und Rentnern ermöglicht es, das Phänomen in seiner ganzen Breite zu erforschen. Die Ergebnisse werden wir dem ganzen Land zur Verfügung stellen. CNA zeigt, wie groß das Interesse ist, aus den Ergebnissen der Studie Best Practices zu entwickeln und diese über Musterbeispiele auch auf andere Regionen zu übertragen.“

Es handelt sich um ein Vermögen, das für unser Land nicht verloren gehen darf. Handwerksbetriebe, die bei jedem Generationenwechsel einem Aderlass ausgesetzt sind, sind laut Untersuchungen der Europäischen Kommission extrem gefährdet: Nur 33% werden von der zweiten und gar nur 15% von der dritten Generation übernommen. Unternehmer wird man nicht, weil man dazu gezwungen wird oder weil man irgendwie improvisiert. Das heutige Steuerwesen wird in den nächsten zehn Jahren, so die Forschungseinrichtung der CNA, an die 600.000 Unternehmen an den Rand des Abgrunds führen. Dies wird in der täglichen Diskussion auf den Medien einfach verschwiegen, ist aber für die Zukunft unseres Unternehmertums von grundlegender Bedeutung. Mehr als die Hälfte der kleinen Betriebe wird in Italien von einem Unternehmer geführt, der älter als 60 ist. Die Studie, die in Bozen durchgeführt wird, wird dazu beitragen, steuerrechtliche, gesetzliche, soziale und unternehmerische Lösungen ausfindig zu machen, die eine Betriebsnachfolge erleichtern und es den älteren Handwerkern ermöglicht, endlich die verdiente Rente genießen zu können.

Von: mk

Bezirk: Bozen