Südtiroler Raumordnungsreform als Thema

Oberste Verfassungsrichter zu Gast in Südtirol

Donnerstag, 23. November 2017 | 11:02 Uhr

Bozen – Auf Einladung des Südtiroler Bauernbundes haben Italiens Oberste Richter kürzlich Südtirol besucht und sich über die Südtiroler Berglandwirtschaft und die Verwaltung der Bürgerlichen Nutzungsrechte hierzulande informiert. Zur Sprache kam auch die Südtiroler Raumordnungsreform.

Der Präsident des italienischen Verfassungsgerichts Prof. Paolo Grossi, der Vizepräsident Prof. Aldo Carosi sowie der Generalsekretär Carlo Visconti waren gemeinsam mit zahlreichen Universitätsprofessoren aus ganz Italien nach Sarnthein gekommen. Schwerpunkte der informellen Gespräche waren die Besonderheiten der Südtiroler Landwirtschaft wie der Geschlossene Hof und die Vermarktung der bäuerlichen Produkte über die Genossenschaften sowie die Bürgerlichen Nutzungsrechte.

Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner nutzte die Gelegenheit und warb für Südtirols Autonomie in Sachen Raumordnung und Landschaftsschutz. „Südtirol hat in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, dass es verantwortungsvoll mit seinen Zuständigkeiten in diesem Bereich umgehen kann. Bei der anstehenden Reform des Raumordnungsgesetzes erwarten wir uns, dass Italien dies anerkennt und uns mehr Handlungsspielraum gewährt.“ Ein zu strenger Landschaftsschutz schränke die Bewirtschaftung des ländlichen Raumes ein. „Nur wenn die Bauern eine solide Existenzgrundlage auf ihren Höfen haben, werden sie diese weiterhin bewirtschaften“, sagte Rinner. Wie wichtig eine funktionierende Landwirtschaft für den Erhalt des Landschaftsbildes ist, davon hat sich die illustre Runde im Sarntal persönlich überzeugt. Präsident Paolo Grossi zeigte sich von der gepflegten Kulturlandschaft tief beeindruckt und lobte den Fleiß der Südtiroler Bauern in höchsten Tönen. Er unterstrich, dass die italienische Verfassung gerade den Berggebieten und den sprachlichen Minderheiten einen besonderen Schutz gewähre. Der größte Reichtum des Landes sei gerade seine Vielfältigkeit und diese wird vom Verfassungsgericht garantiert.

Der Kontakt zu dieser illustren Runde besteht seit der Veröffentlichung des Buches „Gemeinschaftlicher Besitz. Geschichte und Gegenwart der Bürgerlichen Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino“, das der Arbeitskreis „Bürgerliche Nutzungsrechte“ des Südtiroler Bauernbundes im vergangenen Jahr herausgegeben hat. Daher waren die Gäste besonders auch an der Verwaltung der Bürgerlichen Nutzungsrechte in Südtirol durch Eigenverwaltungen und Interessentschaften interessiert. Bürgerliche Nutzungsrechte sind

seit Jahrhunderten untrennbar mit der Bewirtschaftung des ländlichen Raumes und der bäuerlichen Kultur verbunden. Sie räumen Bürgern, die seit mindestens vier Jahren in einem Ort ansässig sind, das Recht ein, Gemeinschaftsalmen zu beweiden oder Holz aus den Gemeinschaftswäldern zu entnehmen.

Die Eckdaten der Gemeinde Sarntal hat Bürgermeister Franz Locher vorgestellt. Im Anschluss besichtigte die Gruppe unter sachkundiger Führung das Bauernmuseum „Rohrerhaus“ und die Pfarrkirche zum Heiligen Nikolaus in Durnholz.

 

Von: luk

Bezirk: Bozen