Jahresvollversammlung

Raiffeisenverband zieht Bilanz über das Geschäftsjahr 2016

Freitag, 16. Juni 2017 | 13:33 Uhr

Bozen – Der Raiffeisenverband Südtirol kann auf ein gutes Geschäftsjahr 2016 verweisen und zeigt sich stabil und leistungsstark. Allerdings stand das vergangene Jahr auch im Zeichen des Wandels und der Weichenstellungen für die Zukunft.

Das sagte Verbandsobmann Herbert Von Leon bei der Vollversammlung im Raiffeisenhaus Bozen vor Vertretern der 370 Mitgliedsgenossenschaften und aus Politik und Wirtschaft. Gefordert war der Raiffeisenverband 2016 durch die Reform der Raiffeisenkassen. Hier konnte die Bildung der autonomen Raiffeisengruppe Südtirol gesetzlich verankert werden. „Eine große Errungenschaft“, sagte Von Leon. Die Reform wirkt sich auch auf den Raiffeisenverband aus. So wurden im Geschäftsjahr die Weichen für ein neues Strategiekonzept gestellt und im laufenden Jahr werden die strategischen Schwerpunkte bis 2020 neu definiert. Erfolgreich ins Zeug gelegt hat sich der Verband gegen die von der Wettbewerbsbehörde verhängte Verwaltungsstrafe von 27 Mio. Euro wegen unerlaubter Kartellbildung. Die Vorwürfe wurden vom Verwaltungsgericht Latium im März bekanntlich annulliert und die reguläre Arbeitsweise von Raiffeisen bestätigt. „Das Urteil ist das Ergebnis harter Arbeit“, sagte Generaldirektor Paul Gasser. 2016 wurden auch die Weichen für zwei besondere Meilensteine gesetzt: So ist der Raiffeisenverband jetzt alleiniger Gesellschafter des IT-Dienstleisters RUN AG, der 2001 als strategische Allianz von Sparkasse und Raiffeisenverband gegründet wurde. Zum anderen wurde heuer im Frühjahr das gesamte Data Center des Verbandes von Bozen nach Rom verlagert.

Raiffeisen-Genossenschaften gut behauptet 

Die Raiffeisen-Genossenschaften sichern über 8.000 Arbeitsplätze, zählen 140.000 Einzelmitglieder und weisen ein Eigenkapital von 3,2 Mrd. Euro, eine Bilanzsumme von 18,5 Mrd. Euro und eine Bruttowertschöpfung von 1,3 Mrd. Euro auf. „Damit bleiben sie Garant für Sicherheit und Stabilität im Land“, sagte Gasser. Für die Mitgliedsgenossenschaften war das Geschäftsjahr 2016 kein einfaches Jahr, trotzdem konnten sie sich am Markt wieder gut behaupten. Die Raiffeisenkassen samt Raiffeisen Landesbank Südtirol AG konnten gute Zuwächse verzeichnen. Der Rechnungsüberschuss belief sich auf 69 Mio. Euro. Die Obst-, Kellerei- und Molkereigenossenschaften konnten insgesamt über 660 Mio. Euro (ohne Mehrwertsteuer) an ihre Mitglieder auszahlen und über 60 Mio. Euro an Investitionen tätigen. Die 26 Obstgenossenschaften stellten aus der Ernte 2015 (Geschäftsjahr 2015/16) mit über 1 Mio. Tonnen Äpfeln 92% der Südtiroler Kernobsternte und die 15 Kellereigenossenschaften mit einer vermarkteten Weinmenge von 252.000 Hektoliter knapp 72 Prozent der Südtiroler Weinproduktion. Die Milchproduktion erfolgte fast zu 100% über die Südtiroler Molkereigenossenschaften. Die über 5.000 Mitglieder lieferten im Jahr 2016 393.400 Tonnen Milch an (+3,7 Prozent). Steigende Bedeutung für das Genossenschaftswesen hat nicht nur der Energiesektor erfahren, sondern auch die Sozialgenossenschaften, für welche 2016 ein eigener Koordinierungsausschuss im Raiffeisenverband gegründet wurde. Auch die übrigen Genossenschaften – von den Viehzuchtverbänden, den Konsum-, Bezugs- und Wassergenossenschaften über die Kulturheime und Kindergartengenossenschaften bis zu den Sonstigen Genossenschaften – konnten sich erneut gut behaupten.

Europäische Kraftquelle

Von einer „europäischen Kraftquelle“ der Genossenschaften sprach Gastredner Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. In Europa gibt es 160.000 genossenschaftliche Unternehmen mit 123 Mio. Mitgliedern (jeder fünfte EU-Bürger!) und 5,4 Millionen Arbeitsplätzen. Fröhlich ging in seinem Vortrag („Die Zukunftsfähigkeit der genossenschaftlichen Idee“) u. a. auf die Herausforderungen der Genossenschaftsbanken ein, die v. a. in der Regulierung, Digitalisierung, im Niedrigzins und im steigenden Wettbewerb liegen. Eine Fragerunde mit Confcooperative-Präsident Maurizio Gardini, Federcasse-Präsident Augusto dell’Erba, Generalvikar Eugen Runggaldier, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und dem Obmann des Raiffeisenverbandes Tirol Wolfgang Moosbrugger beendeten die Vollversammlung. Im Mittelpunkt standen dabei die Wirtschaftsentwicklung in Italien, die Zukunft der italienischen Genossenschaftsbanken, die Weiterentwicklung Europas, die Herausforderungen für die landwirtschaftlichen Genossenschaften sowie die genossenschaftlichen Wurzeln und ihre Verbindung zur Kirche.

Von: mk

Bezirk: Bozen