Von: mk
Bozen – Welche Chancen durch die Digitalisierung entstehen und wie die Hotellerie davon profitieren kann, stand im Mittelpunkt der gestrigen Fachtagung der Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) und der Eurac Research in Bozen.
Die Digitalisierung hat viele Neuerungen mit sich gebracht und auch im Tourismussektor hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. „Die Geschwindigkeit der Buchungen ist gestiegen, aber leider auch die der Stornierungen“, berichtete HGJ-Obmann Hannes Gamper. Da es im Mobilitätsbereich immer mehr Möglichkeiten gibt und die Reisekosten stetig sinken, erlebt die Branche ein konstantes Wachstum. „Es ist die Neugier, die uns zum Reisen treibt, eine Neugier die durch tolle Bilder in den sozialen Medien hervorgerufen wird“, weiß Gamper. Harald Pechlaner, Leiter des Center for Advanced Studies der Eurac Research, wies darauf hin, dass Destinationen für Gäste gut und einfach erreichbar sein müssen. Da sehe er in Südtirol einen großen Nachholbedarf. „Auch den talentierten Arbeitskräften müssen Perspektiven im Land geboten werden, damit sie nicht ins Ausland abwandern“, betonte Pechlaner. HGV-Vizepräsident und Landtagsabgeordneter Helmut Tauber ist der Meinung, dass die Touristiker auf die Digitalisierung vorbereitet sein müssen. „Wir müssen den modernen Technologien die nötige Aufmerksamkeit schenken, aber Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Herzblut und Authentizität müssen uns weiterhin auszeichnen“, appellierte Tauber.
Die Gastreferentin Barbara Neuhofer, Fachbereichsleiterin Experience Design, Innovation und Management im Tourismus an der Fachhochschule Salzburg, informierte darüber, wie die Digitalisierung das Gästeerlebnis verändert. Ganz nach dem Motto „Du bist, was du erlebst“, möchte der Gast von heute kein Produkt erwerben, sondern Erlebnisse. Das beginne bereits bei der Inspirations- und geht über die Planungs- bis hin zur Buchungsphase. „Deshalb sollte die Hotelwebsite anstatt Zimmerfotos, Bilder von Erlebnissen zeigen, wie beispielsweise von Ausflügen, Veranstaltungen oder kulinarischen Highlights“, erklärte die Expertin. Auch im Hotel geht es nicht nur um die Erstellung und Erbringung einer Dienstleistung, sondern um das Kreieren von personalisierten Erlebnissen. Zudem wünsche sich der Reisende von heute Authentizität, den Kontakt mit den Einheimischen und den Genuss der lokalen Küche, weiß Barbara Neuhofer.
Michael Mrazek, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der Webagentur Net Communication Management in Salzburg und Lehrbeauftragter am Management Center in Innsbruck, zeigte die häufigsten Fehler von Websites auf und gab Tipps, wie man diese optimieren kann. Die Darstellung der Website auf mobilen Endgeräten habe höchste Priorität, denn bereits über die Hälfte aller Seitenaufrufe erfolge mit einem Smartphone, Tendenz steigend, erklärte der Webexperte. Die Kontaktdaten müssen verlinkt sein, sodass der Gast direkt eine E-Mail senden oder einen Anruf tätigen kann. Zudem steigern langsame Websites die Absprungrate der Interessenten. „Wichtig ist, dass Google alle relevanten Daten kennt und die Website für die Sprachsuche optimiert ist“, gab Michael Mrazek mit auf den Weg.
Annika Aebli, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Department Lebensraum des Instituts für Tourismus und Freizeit der HTW Chur, und Stefan Urdl, Head of IT der Vienna International Hotelmanagement AG, wiesen darauf hin, dass die neuen Technologien auch genutzt werden können, um den Gast zu unterstützen. Informationen über den Gast können gesammelt und eingesetzt werden, um diesen auf einer emotionalen Ebene abzuholen und Abläufe zu optimieren. Das steigere nicht nur die Zufriedenheit des Gastes, sondern stärke auch die Verbundenheit zur Destination.
Abschließend diskutierten Davide Bertoldi, Koordinator des Bereichs Digital bei IDM Südtirol, Wolfgang Holzner vom Parkhotel Holzner in Oberbozen und Gabriel Zingerle vom Hotel Baranci in Innichen darüber, wie Gäste digital erreicht werden und was die Hoteliers und Gastwirte ihnen digital bieten können. Man war sich darüber einig, dass man den digitalen Fortschritt nicht aufhalten kann und zukünftig nur erfolgreich sein wird, wenn man Neuerungen offen gegenübersteht.