Von: bba
Bozen – Als Prof. Paolo Lugli vor nunmehr vier Jahren sein Rektoratsamt antrat, freute er sich, seiner beruflichen Leidenschaft länger als vom deutschen Rentensystem vorgesehen, nachgehen zu können. Am Freitag, 24. April 2020 hat der Universitätsrat dem 64-jährigen einstimmig sein Vertrauen für eine weitere Amtszeit ausgesprochen.
„In Zeiten wie diesen ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Team wichtig für eine große Institution wie die unsere, die es geschafft hat, mit außergewöhnlicher Geschlossenheit in kürzester Zeit von einem analogen auf einen digitalen Modus umzuschwenken“, freut sich Präsidentin Prof. Ulrike Tappeiner. „Die Herausforderungen für die Zukunft sind groß, der Wettbewerb um hervorragende Studierende wird sich verschärfen, der Aufbau einer neuen Ingenieursfakultät steht nun konkret an und die Freie Universität Bozen steht sowohl für eine starke internationale Vernetzung als auch ein intensives Engagement in Südtirol, insbesondere am NOI Techpark. Paolo Lugli ist sicherlich ein Garant dafür, dass wir diesen Weg mit voller Kraft weiter gehen werden.“
Diese Herausforderung sprach Prof. Paolo Lugli auch in seiner programmatischen Rede vor dem Universitätsrat an: „In diesen Wochen hat unsere Universität angesichts des Coronavirus-Notfalls einen großartigen Beweis für Verantwortung und Effizienz erbracht. Wir haben praktisch alle Kurse in einen Online-Modus umgewandelt, die Abschluss- und Sprachprüfungen aus der Ferne organisiert, fast das gesamte Lehr- und Nichtlehrpersonal in agile Arbeit versetzt und alle für das Funktionieren des Systems notwendigen institutionellen Treffen online durchgeführt. Ich bin den vielen Mitarbeitern und Kollegen dankbar, die all dies ermöglicht haben, und ich bin stolz darauf, weiterhin an der Spitze dieser Universität stehen dürfen. Dabei möchte ich auch der Provinz und Landeshauptmann Arno Kompatscher herzlich danken, für ihr Vertrauen und die Unterstützung, die sie uns stets entgegengebracht haben.“
Mit Blick auf die Einbettung in das Land Südtirol unterstrich Rektor Lugli zudem, dass die Freie Universität Bozen ihre Vernetzung mit der Region und ihr Image verbessern konnte. Der Spezialist in Nanoelektronik hatte bis zu seinem Wechsel nach Bozen zwölf Jahre an der Technischen Universität München – einer der Exzellenzuniversitäten Deutschlands – gelehrt und geforscht. Entsprechend hoch sein Anspruch an die Freie Universität Bozen: „Wir haben viele Kooperationen begonnen und ausgebaut, mit lokalen Banken, mit der Stadt Bozen oder der Handelskammer, um nur einige Beispiele zu nennen. Vor allem die Beziehung zu den Unternehmen haben wir nicht zuletzt durch unser Engagement im NOI Techpark intensiviert. Wir sind internationaler und attraktiver geworden, auch dank der Erweiterung des Bildungsangebots durch neue Studiengänge, Master- und Doktoratsprogramme. Und unsere Vernetzung mit dem Südtiroler Bildungssystem haben wir verstärkt.“
Engmaschig auch die Zusammenarbeit nach innen: „Als Direktor der Freien Universität Bozen freue ich mich, die bereits bestehende exzellente Zusammenarbeit mit Rektor Lugli für die anstehenden Herausforderungen gewinnbringend zu meistern“, sagt Günther Mathà, Direktor der unibz zur Wiederwahl von Prof. Lugli.
Für seine kommende vierjährige Rektoratszeit hat sich Prof. Paolo Lugli viel vorgenommen: „In Zukunft müssen wir weiterwachsen und einen noch stärkeren Beitrag zum sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Wachstum der Region leisten. In der Leistungsvereinbarung 2020-22, die derzeit von der Landesregierung geprüft wird, haben wir uns auf eine von internationalen Experten unterstützte Evaluierung unserer Fakultäten wie auch der Studiengänge sowie unseres Verwaltungsapparates geeinigt. Dies wird eine wichtige Gelegenheit für eine eingehende Analyse dessen darstellen, was die Universität ist und was sie werden will. Eine meiner Prioritäten in dieser nächsten Rektoratszeit wird die Planung der neuen Ingenieursfakultät sein, unsere große Chance, unseren konkreten Beitrag in einem der grundlegenden Bereiche für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Territoriums zu leisten. Wir werden weiterhin eine führende Rolle im Technologiepark NOI spielen, um in ihm Leuchttürme der Innovation und Forschung von internationaler Bedeutung zu implementieren, zu gewichtigen Themen wie Lebensmittelwissenschaften. Wir werden uns weiters verstärkt der Einwerbung von Drittmitteln widmen, auch um neue Bildungsinitiativen zu finanzieren, und wir werden das Wissen, das wir in den Online-Lehrmethoden erwerben, dafür nutzen, Studienprogramme wie duale Studiengänge, Professionalisierungsabschlüss e, Weiterbildung und berufliche Re-Qualifizierung auszubauen.“
Das Statut der Freien Universität Bozen sieht nur eine einmalige Wiederbestätigung im Amt des Rektors vor, nach acht Jahren muss das Amt abgegeben werden.
Curriculum vitae: Der 1956 in Carpi geborene Prof. Paolo Lugli legte nach dem Studium der Physik an der Universität von Modena sein Master- und Doktoratsstudium in Electrical Engineering in Colorado/USA ab. In den Folgejahren forschte und lehrte er an den Universitäten von Colorado, Modena und Rom (Tor Vergata), bevor er im Jahr 2002 dem Ruf nach München an die TU München gefolgt ist. Dort hielt er bis Ende 2016 den Lehrstuhl für Nanoelektronik an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik inne, bevor er 2017 an die Freie Universität Bozen ins Rektoratsamt wechselte. Seine Forschungsschwerpunkte legt er auf die Bereiche der Nanoelektronik und Molekularelektronik. Paolo Lugli besitzt die deutsche und italienische Staatsbürgerschaft, spricht fließend Italienisch, Deutsch und Englisch und verfügt über sehr gute Französischkenntnisse. Er kann auf über 350 Publikationen verweisen und ist seit 2011 Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (AcaTech) und Fellow von IEEE.