"Senioren erleben Familie und Natur"

SBB: Seniorenbetreuung am Bauernhof

Dienstag, 08. Januar 2019 | 12:28 Uhr

Bozen/Mölten – Seit rund zwei Jahren tauschen sich die Funktionäre der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund regelmäßig mit den Verantwortlichen der Dienstleistung „Seniorenbetreuung am Bauernhof und bei Gastfamilien im ländlichen Raum“ aus. Im Dezember besuchten sie erstmals eine Bäuerin, die auf ihrem Hof Senioren betreut.

Helene Kienzl Hafner, Bäuerin des „Gastreinhofs“ in Verschneid/Mölten, bietet seit über drei Jahren die Dienstleistung „Seniorenbetreuung“ auf ihrem Hof an. „Im Moment kommt einmal in der Woche eine Frau aus Meran für einen Tag zu uns. Da diese Seniorin selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, hat sie sich hier vom ersten Tag an wohlgefühlt. Vor allem die Natur und die Tiere mag sie sehr und tun ihr gut“, erklärt die Bäuerin. Aus diesem Grund unternimmt sie mit ihrem Schützling jedes Mal einen Spaziergang im Wald und ihr Mann Konrad begleitet sie zu den Tieren im Stall oder auf der Weide.

Die Vertrautheit spielt für die Seniorenbetreuung am Hof eine große Rolle. „Wenn sich eine ältere Person oder ihre Angehörigen an uns wenden, treffen wir uns nach den ersten Gesprächen stets mit der Bauernfamilie. Es ist nämlich wesentlich, dass sich beide, Betreuer und Betreute, gut verstehen und der Senior sich am Hof ein bisschen wie zu Hause fühlt. Nur dann kommt es zu einer Vereinbarung“, erklärt Monika Maschik, die Koordinatorin der Dienstleistung.

Wie die Betreuung am Hof konkret abläuft, hängt von den Interessen und von den Fähigkeiten des Seniors ab. „Meine Seniorin kocht beispielsweise sehr gerne. Aus diesem Grund bereiten wir das Mittagessen immer gemeinsam zu und nehmen uns dafür viel Zeit“, sagt Helene Kienzl Hafner.

Auch diese individuelle Pflege unterscheidet diese Form der Seniorenbetreuung von anderen. „Während der Senior am Hof ist, widmet sich die Bäuerin nur ihm. Einen Betreuungsschlüssel von eins gibt es sonst nirgends“, weiß Monika Maschik. „Wir wollen aber nicht in Konkurrenz mit anderen Anbietern treten, sondern sehen uns als eine Ergänzung zum bestehenden Angebot für bestimmte Senioren und ihre Angehörigen.“ In diese Kerbe schlägt auch Gottfried Oberstaller, Landespräsident der Seniorenvereinigung: „Zukünftig wird es immer mehr ältere Menschen geben, die immer mehr Pflege brauchen. Je mehr gute Angebote es in diesem Bereich gibt, desto besser ist es somit.“

Familie als entscheidender Faktor

Eine weitere Besonderheit der Betreuung am Hof ist die Gemeinschaft, die die älteren Menschen dort erleben dürfen. Helene Kienzl Hafner erzählt: „Neben mir leben noch mein Mann und meine vier Kinder am Hof, die natürlich auch hier sind, wenn meine Seniorin kommt. Mittlerweile kennen sich alle und fühlen sich einander zugehörig.“ Dies sei gerade in der heutigen Zeit, in der viele ältere Menschen alleine leben, sehr wertvoll, betont Theresia Larcher, Landespräsident-Stellvertreterin der Seniorenvereinigung und selbst Absolventin der Ausbildung zur Seniorenbetreuerin am Bauernhof.

„Die Familie ist überhaupt ein wesentlicher Faktor für diese Tätigkeit“, erklärt Konrad Kienzl Hafner. „Es ist wichtig, dass die ganze Familie sich mit dieser Dienstleistung identifizieren kann, da der Senior, wenn er hier ist, ein Teil der Familie wird. Davon profitieren aber nicht nur die älteren Menschen, sondern auch wir Jüngeren. So lernen wir beispielsweise, was Älter werden bedeutet und wie wir damit umgehen können.“

Nachfrage größer als Angebot

Abschließend wollten die Funktionäre der Seniorenvereinigung wissen, wie verbreitet diese Dienstleistung zur Zeit ist. Monika Maschik erklärte, dass aktuell sechs Bäuerinnen diese Betreuung anbieten; in Kürze werden zwei bis drei weitere dazukommen. „Selbstverständlich können wir damit nicht flächendeckend arbeiten. Aus diesem Grund bieten wir in regelmäßigen Abständen den entsprechenden Lehrgang an, um weitere Bäuerinnen auszubilden. Die Nachfrage nach unserem Angebot ist nämlich da und dieser wollen wir in Zukunft auch gerecht werden können“, sagt sie.

Interessierte an dieser Dienstleistung – Senioren und ihre Angehörigen oder Bäuerinnen – können sich für weitere Details an die Koordinatorin Monika Maschik wenden (Tel. 329 7025792).

Von: bba

Bezirk: Bozen, Salten/Schlern