Zusammenhang mit der Klimaerwärmung ist eindeutig erwiesen

Schneefall in Südtirol: Starker Rückgang in den vergangenen 40 Jahren

Mittwoch, 15. März 2023 | 10:36 Uhr

Bozen – Eine Forschungsgruppe von Eurac Research hat zusammen mit der Universität Trient historische Schneefalldaten für Südtirol und das Trentino zusammengetragen, für verschiedene Höhenstufen analysiert und in Bezug zu anderen klimatologischen Parametern gesetzt. Die Daten sind von den autonomen Provinzen und dem Verein Meteo Trentino Alto Adige zur Verfügung gestellt worden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Schneefälle von 1980 bis 2020 in ganz Trentino-Südtirol stark zurückgegangen sind, mit Spitzenwerten von bis zu minus 75 Prozent über den untersuchten Zeitraum. Die stärksten Rückgänge wurden zu Beginn und am Ende des Winters aufgezeichnet; nur in der Mitte, zwischen Januar und Februar, und nur in Höhen um die 2.000 Meter ist der Schneefall stabil oder nimmt sogar an einigen Messstationen zu, wie z.B. am Rolle- und Tonale-Pass – die beiden Pässe verzeichnen etwa 15 Prozent mehr Schneefall. In den Tälern hingegen hat der Schneemangel zwar nicht direkt den Skibetrieb beeinträchtigt, aber die Wahrnehmung des Winters völlig verändert. Überall sind die Durchschnittstemperaturen gestiegen, an manchen Orten sogar um bis zu drei Grad in den vergangenen 40 Jahren.

Zwischen 1980 und 2020 ist die Neuschneemenge pro Winter – also die zwischen Oktober und April gefallenen Zentimeter Schnee – in Bozen um 75 Prozent und in Trient um 46 Prozent zurückgegangen. Doch während der Schneemangel in den Provinzhauptstädten schon seit Jahren wahrgenommen wird – die seltenen Schneefälle füllen die Titelseiten der Zeitungen, wenn sie sich ereignen –, beunruhigen die Forschung vor allem die negativen Zahlen in anderen Orten. „In Innichen sind die Schneefälle um 26 Prozent zurückgegangen, in Andalo um 21 Prozent und in Rabbi um 29 Prozent“, berichten Giacomo Bertoldi und Michele Bozzoli, Hydrologen von Eurac Research: „Die Rückgänge sind nicht so stark sichtbar, da es sich um Orte handelt, in denen die durchschnittliche Neuschneesumme bei über einem Meter liegt. Aber sie haben schwerwiegende Folgen für den Grundwasserspiegel, die Verfügbarkeit von Wasser und damit für alle menschlichen Aktivitäten und Umweltprozesse, die auf Wasser angewiesen sind.“ Das Forschungsteam führt diese Daten auf den allgemeinen Anstieg der Temperaturen durch den Klimawandel zurück.

„Der durchschnittliche Temperaturanstieg an den 18 von uns ausgewählten Stationen beträgt 1,54 Grad. Bei warmem Wetter bleibt der Niederschlag meist in flüssiger Form, weil es nicht kalt genug für Schneefall ist“, erläutern Bertoldi und Bozzoli. Tatsächlich ist die Gesamtbilanz der winterlichen Niederschläge über vierzig Jahre hinweg positiv: Niederschläge haben zwar überall zugenommen, aber hauptsächlich in Form von Regen und nicht als Schnee. Auch wenn es statistisch gesehen keine Zunahme von trockenen Wintern wie diesem oder dem vorangegangenen zu geben scheint – und die Winter sind wichtig, um das ganze Jahr über genügend Wasser zu haben -, hat der Übergang von Schnee zu Regen nicht nur Auswirkungen auf den Skisport. „Der Schnee hat eine immens wichtige Funktion, indem er Gletscher und Böden bedeckt und damit vor Verdunstung schützt. Wenn er im Frühjahr langsam schmilzt, hilft er, die Wasserreserven allmählich aufzufüllen. Ohne Schnee ist die Gefahr einer Dürre größer“, betont Bertoldi. Die wenigen Fälle, in denen im Laufe der Jahre mehr Schnee gefallen ist – in Höhen um die 2.000 Meter -, sind darauf zurückzuführen, dass es trotz eines generellen Temperaturanstiegs an diesen Orten immer noch kalt genug ist, um Niederschläge in Form von Schnee fallen zu lassen. Am Rolle- und am Tonale-Pass beispielsweise stiegen die Temperaturen zwar im Durchschnitt um 1,5 bzw. 2,3 Grad, aber angesichts der erhöhten Niederschläge kam es auch zu einer Zunahme der Neuschneemengen um 16 bzw. 17 Prozent.

Die Ergebnisse sind im International Journal of Climatology publiziert worden: https://rmets.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/joc.8002

Die beigefügten Karten zeigen eine Auswahl der 122 untersuchten Wetterstationen.

Die Forschung wurde zum Teil von der Autonomen Provinz Bozen mit den Forschungsprojekten SnowTinel und SHE unterstützt. Die Mitglieder der Forschungsgruppe sind: Giacomo Bertoldi, Michele Bozzoli, Alice Crespi, Michael Matiu, Lorenzo Giovannini, Dino Zardi, Bruno Majone.

 

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Von: luk

Bezirk: Bozen

Kommentare

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11 Kommentare auf "Schneefall in Südtirol: Starker Rückgang in den vergangenen 40 Jahren"


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Eisenhauer
Eisenhauer
Grünschnabel
12 Tage 12 h

Das es wegen der Klimaerwärmung weniger schneit, davon bin ich überzeugt. Das an der Klimaerwärmung aber der Mensch Schuld ist, das bezweifle ich.

Frank
Frank
Universalgelehrter
12 Tage 12 h

Daß es Klimaänderungen natürlicher Art schon immer gab, ist unstrittig, das lesen die Klimaforscher an Bohrproben vor Allem im ewigen Eis ab. Daß Klimaänderungen so rasant wie in der jetzigen Situation passieren, gab es noch nie, daran ist der Mensch schuld, was sich an den Ablagerungen in den Bohrproben ebenfalls zeigt.

Gievkeks
Gievkeks
Superredner
12 Tage 6 h

@Eisenhauer:
Derartig schnelle Veränderungen der globalen Temperatur, die nicht durch gravierende globale Ereignisse ausgelöst wurden, gab es noch nie. Das lässt sich anhand der Eiskernbohrungen usw. nachweisen.
Welche gravierenden globalen Ereignisse gab es denn nun in den letzten 100 Jahren ausser der Industrialisierung? Wenn du mir erklären kannst wodurch das sonst zustande kommen könnte, lass ich mich vielleicht überzeugen.

Neumi
Neumi
Kinig
12 Tage 3 h

Mal von den wissenschaftlichen Erkenntnissen abgesehen (wir sollten gerade in einer Mini-Eiszeit sein, man kann über die letzten Jahrhunderte sehr gut sehen, wie die Durchschnittstemperaturen mit zuwachsender Industrie sprunghaft angestiegen sind), kann man nur hoffen, dass das vom Menschen verursacht wurde. Denn in dem Fall können wir noch was ausrichten. Falls nicht … dann darf sich Mutter Erde schon mal auf ein Dasein ohne lästige Homo Sapiens freuen.

info
info
Superredner
11 Tage 23 h

Wenn die + und – unter den Kommentaren eine Aussagekraft haben, gibt es hier
~50% (und sicherheitshalber schreibe ich dazu: Das ist etwa die Hälfte), die weiterhin fröhlich den wissenschaftlichen Konsens anzweifeln.
Da dies weder aus Uninformiertheit noch aus Dummheit heraus erklärbar ist, die Frage: Macht ihr das mit anderen unangenehmen Dingen im Leben auch so, dass ihr das einfach verdrängt? Hat denn keiner von euch Kinder, Enkel oder sonst irgend etwas Lebendiges, von dem er sich wünscht, es sei auch in der Zukunft noch glücklich?
Wenn es statt + und – auch ein paar Gedanken dazu als Antwort gäbe, wäre das interessant.

KASPERLE
KASPERLE
Tratscher
11 Tage 16 h

Noch so einer der mit dem Mittelschulabschluss gacheidr isch als olle Wissenschaftler…..

spotz
spotz
Tratscher
12 Tage 12 h

ein witz!!!
kann das geplärre der angstmacher nicht mehr hören

Rembrandt
Rembrandt
Neuling
12 Tage 8 h

Oschpele. du armer. das ist ja nicht schön, wenn die Realität deine wohlfühlzone stört.

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 12 h

Ach ne! Ist es denn möglich das wir Klimaanlage haben!
Unglaublich!
Ich bin fassungslos!
Hat weniger Schnee mit weniger Wasser zu tun? Ich glaube nicht, der bleibt doch am Berg liegen, als Gletscher, nicht?

anonymous
anonymous
Kinig
12 Tage 10 h

Schnell noch ein paar Lifte Bauen

selwol
selwol
Superredner
12 Tage 2 h

Wieso genau seit 40 Jahren und nicht vor 60 und mehr.

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