Von: mk
Bozen – Der plötzliche Kälteeinbruch und die Minusgrade in den beiden Nächten auf Mittwoch und Donnerstag haben bereits ihre Spuren hinterlassen: Besonders betroffen ist das Steinobst. „Dort wird es bei der Ernte sogar Totalausfälle geben“, erklärt Max Zago vom Versuchszentrum Laimburg gegenüber dem Tagblatt Dolomiten. Obwohl auch es Schäden im Wein- und Obstbau gibt, halten sie sich dort aber noch in Grenzen. „Wir sind alle angespannt“, betonte der Direktor des Verbandes der Vinschgauer Produzenten, Josef Wielander.
Laut Prognosen wurden für die Nacht auf den heutigen Freitag leichte Minusgrade im Großteil des Landes und Temperaturen bis zu minus zehn Grad in höher gelegenen Tälern wie dem Pustertal, Sulden oder dem hinteren Martelltal erwartet. Wie Landesmeteorologe Dieter Peterlin erklärt, wird es am Freitag dauerhaft wieder wärmer. Damit ist die Kälte-Gefahr vorerst gebannt.
Max Zago, Experte für Beeren- und Steinobst in der Laimburg, hat bereits mit Anbauern gesprochen. Eine Quantifizierung der Schäden sei derzeit nicht leicht. „Aber wo es Frostschäden gab, ist es auch zu Totalausfällen gekommen. Beim Steinobst ist mit großen Ernteausfällen zu rechnen“, erklärt er. Besonders betroffen seien Kirschbäume und auch bei den Marillen sei je nach Lage mit Ausfällen zu rechnen.
Bei den Erdbeeren sah es am Donnerstag hingegen noch nicht so schlimm aus. Genaueres steht aber noch nicht fest. Bei den Himbeeren könne man die Schäden erst in den kommenden Tagen quantifizieren. „Je näher die Pflanze sich im Stadium der Blüte befindet, desto empfindlicher ist sie. Da reichen schon minus zwei oder minus drei Grad Frosttemperatur aus, um erhebliche Schäden zu verursachen“, erklärt Zago gegenüber den „Dolomiten“. Entscheidend sei auch die Dauer der Frostperiode.
Nicht spurlos vorüber gegangen sind die Frostnächte auch bei den Apfelanlagen. Robert Wiedmer, Koordinator des Beratungsringes für Obst- und Weinbau, rechnet mit Schäden: „In der Talsohle, wo man die Frostberegnung einschalten konnte, ist es sicherlich besser gelaufen als in den Hanglagen, wo keine Frostberegnung möglich ist.“
VI.P-Direktor Josef Wielander erklärt laut „Dolomiten, die vergangenen beiden Frostnächte mit den leichten Minusgraden seien „zwar schlecht, aber immer noch tragbar gewesen“. Sinken die Temperaturen hingegen bis auf minus fünf Grad, sehe die Situation viel schlechter aus. Kleinere Schäden im Obstbau könnte beim Ausdünnen im Sommer noch einigermaßen ausgeglichen werden, erinnert Beratungsring-Koordinator Robert Wiedmer.
Im Weinbau kam Südtirol hingegen mit einem blauen Auge davon. „Hier sind nur kleine, vor allem in Senken gelegene, Flächen betroffen“, erklärt Hansjörg Hafner vom Beratungsring für Obst- und Weinbau gegenüber den „Dolomiten“. Die Schäden halten sich mit insgesamt rund einem Prozent betroffener Fläche in Grenzen.
Möglichkeiten im Weinbau, etwas gegen den Frost zu unternehmen, gibt es kaum. Manche versuchen, mit Hilfe eines Hubschraubers die kalte Luft zu verwirbeln, andere setzen eigene Kerzensystemen oder kleine Öfen ein. „Mehr als eine Erwärmung von ein bis zwei Grad Celsius schafft man dadurch aber nicht“, erklärt Hafner.
Südtirols Obst- und Weinbauern haben am Freitag in der Früh Hubschrauber über Obstanlagen von Terlan, Kaltern und Brixen bereits eingesetzt. Billig ist das Unterfangen nicht: Der Hubschraubereinsatz kostet rund 1.800 Euro kostet pro Stunde. Ob die Maßnahme wirkt, muss sich erst zeigen.