Von: luk
Bozen – Wachstum und Schrumpfung existieren oft direkt nebeneinander: Den expandierenden Zentren, die Menschen und Investitionen anziehen, stehen auch Landschaften gegenüber, die von Abwanderung, Überalterung und Stagnation betroffen sind. Tiefer gelegene Wintersportorte müssen außerdem der Tatsache ins Auge sehen, dass mit den klimatischen Veränderungen zunehmend die Schneesicherheit und damit die Basis für den Skitourismus gefährdet ist. Was aber tun, wenn Betriebe langfristig nicht mehr rentabel zu betreiben sind? Was tun, wenn die Jungen in die Stadt ziehen, Häuser leer stehen und es ruhig wird im Dorf? Was tun bei fehlenden Entwicklungspotentialen? Schrumpfung muss nicht negativ sein. Richtig gesteuert, kann Rückbau auch eine neue Zukunft bedeuten. Was man dadurch für Betriebe und Regionen bewirken kann, beleuchtet die Tagung „Rückbau und Resilienz. Von Wunsch und Wirklichkeit schrumpfender Orte und Regionen“ am 10. November im Forschungszentrum Eurac Research.
Während unsere Gesellschaft die Herausforderungen des Wachstums, z.B. den Ausbau von Infrastrukturen und die Schaffung neuen Wohnraumes anzugehen wisse, verschließe sie vor den Herausforderungen einer möglichen Schrumpfung eher die Augen, erklärt die Expertin für Regionalentwicklung Elisa Innerhofer: „Rückbau klingt nach Rückschritt und ist deshalb tabu.“ Dabei kann in konstruktiver Auseinandersetzung mit der Thematik und aktiv gestalteter Reduzierung auch die Chance einer nachhaltigen Neuausrichtung liegen, wie die Beispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen, die auf der Tagung präsentiert und diskutiert werden. Die Referenten beleuchten dabei ganz unterschiedliche Aspekte: Wie soll man mit der Baustruktur in schrumpfenden Dörfern umgehen? Welche neuen Ideen gibt es für Bergregionen ohne Wachstumsperspektiven? Wie können Leerstände für Kunst und Kultur genutzt werden? Wie können durch Innovationsmaßnahmen strukturschwachen ländlichen Regionen neue Perspektiven eröffnet werden? Zum Abschluss diskutieren Akteure aus Südtirol darüber, welche Rolle Schrumpfung und Rückbau in der Entwicklung Südtirols zu einem resilienten und zukunftsfähigen Lebensraum spielen.