Corona hat die Situation verschärft

Schule: Hilfskräfte, Sekretariate und Verwaltungspersonal am Limit

Mittwoch, 22. Dezember 2021 | 16:54 Uhr

Bozen – Dass der Schulbetrieb auch in Krisenzeiten funktioniert ist vor allem auch ihr Verdienst. Die Rede ist von den Verwaltungsmitarbeitern und den Schulwarten. Seit Jahren beklagen die Gewerkschaften große Personalengpässe.

Das Durchschnittsalter der Schulwartinnen und Schulwarte des Landes geht über die 55 Jahre hinaus. Das Personal ist fast ausschließlich nur mehr mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Die Folge: große körperliche Überbelastungen und gesundheitliche Beschwerden.

„Mit Beginn der Corona Pandemie vor beinahe zwei Jahren hat sich die Situation zusätzlich verschärft. Im Gegensatz zu anderen Berufskategorien musste das Hilfspersonal zu Hause bleiben. Die Abwesenheit wurde in einem negativen Zeitkonto erfasst und der Minussaldo musste stufenweise abgebaut werden. Das Personal wurde dann auch mit Desinfizierungsarbeiten und der Kontrolle der Green Pässe beauftragt. Meist eine sehr undankbare Aufgabe – wer lässt sich schon gerne kontrollieren. Als wenn es nicht schon genug Probleme gäbe, kommt jetzt noch ein weiteres dazu. Wegen der 3- bzw. 2G-Regel sind und werden Kollegen suspendiert. Eine zusätzliche Belastung für jene Bedienstete, die zurückbleiben und die Arbeit der Abwesenden übernehmen müssen!“, erklärt Klaus Lafogler von der Gewerkschaft GS.

Nachbesetzungen seien nicht möglich, weil die Rangordnungen leer seien. Die Option, Putzfirmen einzustellen, ist vielfach nicht möglich, weil das Budget der Schulen dafür nicht ausreicht.

„Manche Schulführungskräfte nehmen keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter und setzen – auch unter dem Druck eines „Immer-Funktionieren-Müssen“ der Schule – eine einseitige Machtausübung um, die nicht selten zu Diskriminierungen, Ungleichbehandlungen und Mobbing führt“, betont Lafogler.

Das Personal habe keine Lobbies und sei erschöpft. Andreas H. (55 J. Schulwart) erklärt etwa: „Ich bin seit zwei Wochen alleine als Schulwart hier in der Schule und muss auch meine erkrankten und suspendierten Kolleginnen und Kollegen ersetzen. Ich gehe komplett erschöpft nach Hause und meistens direkt ins Bett.“

Julia U. (58 J. Haushaltsgehilfin) meint: „Ich wäre bereit zusätzliche Überstunden zu übernehmen und habe dafür angesucht, diese werden aber strikt verweigert.“

Jasmin (46 J. Schulwartin): „Es wird verlangt, Mehrarbeit zu verrichten, indem einfach ‚schneller‘ gearbeitet werden soll – und vergisst, dass das aus psycho-physischen Gründen nicht machbar ist“

Schulsekretariate und Verwaltungspersonal

Auch die Schulsekretärinnen und -sekretäre sowie das gesamte Verwaltungspersonal (Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Buchhalterinnen und Buchhalter) der Schulen würden seit Jahren unter extremem Stress leiden, erklärt die GS. Verursacht werde dieser von einer längst ausgeuferten Bürokratie und Digitalisierung sowie einer gewaltigen buchhalterischen und juridischen Verantwortung. „Deshalb erkranken immer mehr Bedienstete unter dem psycho-physischen Druck und/oder kündigen oder wechseln in eine andere öffentliche Einrichtung“, so Lafogler.

Die Pandemie decke gerade jetzt gnadenlos die Probleme auf: „Abwesendes Personal kann nicht ersetzt werden, da die Ranglisten leer sind. Für Abwesenheiten von Bediensteten bei längerer Krankheit sind keine Nachbesetzungen möglich. Überstunden werden oft angeordnet und können dann nicht abgebaut und/oder ausgezahlt werden!“

Die Zusammenarbeit mit der Personalverwaltung erweise sich als überaus schwierig. „Das Personal sei meist auf sich allein gestellt, erklärt Lafogler. Die so bitter benötigte Unterstützung sei nicht vorhanden

Jürgen (48 J. Schulsekretär) meint: „Bereits in den letzten Jahren hat die sogenannte ‚Digitalisierung‘, aber auch die Einführung der doppelten Buchführung die Arbeitsintensität für die Schulsekretäre in neue Sphären katapultiert. Durch Covid ist die Arbeit in den Sekretariaten noch viel schwieriger geworden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kündigen, die Arbeiten müssen unter den ‚verbleibenden‘ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgeteilt werden. Unterstützung oder gar Verständnis für die Komplexität in den Sekretariaten ist von den Schulführungskräften kaum vorhanden. Es kommen immer nur Arbeiten dazu, wer nicht nach dem System funktioniert, die oder der hat ganz schlechte Karten.“

Evelyn (45 J.  Schulsekretärin) betont: „Wenn ein Ersatz gefunden wird – mit viel Glück und nur, weil die Schulsekretäre oft alle Hebel in Bewegung setzen -, ist es damit noch lange nicht getan. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen eingearbeitet werden, sind keine ‚Spielzeugmännchen‘, die aufgezogen werden und dann sofort funktionieren. Hilfe von der Personalverwaltung ist meist nicht vorhanden.“

Andrea (29 J. VW-Sachbearbeiterin) sagt: „Ich muss ständig Arbeiten einer viel höheren Funktionsebene ausüben. Wir sind zu dritt oder zu viert im Büro und müssen ständig für Parteienverkehr, Lehrpersonen und Eltern zur Verfügung stehen. Wir haben kaum die Ruhe, unsere Arbeit konzentriert zu erledigen, da der Lärmpegel sehr hoch ist und es immer wieder neue Probleme gibt. (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrpersonen). Das Telefonat klingelt durchaus und wir stehen ständig ‚unter Strom‘. Anerkennung und Wertschätzung scheinen hier nicht zu gelten.“

Von: mk

Bezirk: Bozen