Von: ao
St. Martin i. P. – Rückschläge gehören wie Erfolge gleichermaßen zum Unternehmertum dazu. Wie schmal der Grat dazwischen ist, wurde kürzlich in St. Martin in Passeier beim Unternehmergespräch des privat initiierten Unternehmensnetzwerks Excellent Companies (EC) veranschaulicht.
Ein Unternehmen aufzubauen und es in ruhige Fahrwasser zu bringen, ist eine große Herausforderung – dieses dann aber auch dauerhaft in der Erfolgsspur zu halten, eine weitaus größere. Das durften die Teilnehmer beim Unternehmergespräch des Unternehmensnetzwerks Excellent Companies (EC), das im Südtiroler Vorzeigehotel Sport & Wellness Resort Quellenhof stattfand, hautnah erfahren. Hausherr Heinrich Dorfer konnte zunächst mit der Entwicklung seines Betriebes eine Erfolgsgeschichte erzählen: Was einst als kleine Herberge begann, hat sich heute als eine der gefragtesten touristischen Adressen im Alpenraum etabliert: 160.000 Nächtigungen und 29 Millionen Euro Umsatz pro Jahr verzeichnet der Quellenhof, 250 Mitarbeiter sind inzwischen im 5-Sterne-Hotel beschäftigt. Die jährlichen Investitionen können unabhängig von Banken getätigt werden.
Aufstieg und Fall einer Südtiroler Weltmarke
Eine besondere Geschichte voller Höhen und Tiefen hatte der Unternehmer Elmar Stimpfl zu erzählen. Der Gründer und ehemalige CEO der Firma VIST aus Kaltern skizzierte in seinem Vortrag, wie das Unternehmen 1997 mit der Herstellung von Bindungsplatten für verschiedene Skimarken startete und sich aufgrund des großen Erfolges später auch der Produktion von Skibindungen sowie hochwertiger Bekleidung widmete. „Unsere Mission war, die Zeit beim Skifahren interessanter und angenehmer zu machen. VIST konnte sich im Laufe seiner 20-jährigen Firmengeschichte vor allem auch durch innovative Werbekampagnen von den anderen Firmen in der Skibranche unterscheiden“, schilderte Stimpfl. „Wir brachten es vom Zulieferer zur etablierten Marke und haben etliche Skiteams ausgestattet.“
Der Umsatzanteil des ursprünglichen Geschäftes Platten und Bindungen wurde mit der Zeit immer weniger. 70 bis 80 Prozent des Umsatzes generierte VIST im Ausland. Doch ab 2007 ging es bergab, einige Jahre später folgten der Konkurs und die Übernahme. „2006/07 war ein sehr schlechter Winter, doch wir haben darauf nicht reagiert. Wir hatten enorme Verluste, allerdings in der Führungsebene leider nicht die Entscheidungsstärke, um die Konsequenz daraus zu ziehen: Wir wollten keine Angestellten feuern und glaubten, dass die Bestellungen weiterhin kommen würden – ein fataler Fehler“, so Elmar Stimpfl. Seine Erkenntnis: „Man darf als Unternehmer bei kritischen Entscheidung nicht zu brav agieren – und auch nicht blind und taub seinem Traum nachgehen.“
Stimpfls Offenheit beeindruckte die anwesenden Teilnehmer. „Ich bewundere, wie er mit dem Thema umgeht. Viele der anderen Unternehmer hatten im Anschluss an den Vortrag konstruktive Fragen und konnten ihre Erfahrungen in die Diskussion miteinfließen lassen. Ein Best Practice der besonderen Art. Genau das ist der Sinn unseres Netzwerks“, betont Excellent-Companies-Initiator Christian Höller.
Namhafte Unternehmen bei EC
Mittlerweile sind bereits rund 40 namhafte Unternehmen – aufgelistet auf der Website www.excellentcompanies.eu – dem 2015 gegründeten Netzwerk EC beigetreten. Im Vordergrund stehen vor allem der gegenseitige Wissens- und Erfahrungsaustausch und das branchenübergreifende Lernen von anderen Unternehmen. Die Netzwerkpartner sind etablierte Unternehmen, die über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich sind, wachstumsorientiert denken, bereit sind, ihr Wissen zu teilen und sich aktiv in das Netzwerk einbringen wollen. Diese Merkmale sind zugleich auch die Kriterien für die Aufnahme in EC. Derzeit beschäftigen alle Netzwerkpartner zusammen über 7000 Mitarbeiter.