Neue Ära

Start der familienzentrierten Pflege

Donnerstag, 23. November 2017 | 19:34 Uhr

Bozen – Das Pilotprojekt „Familienzentrierte Pflege“ des Südtiroler Sanitätsbetrieb ist weniger ein Versuchsballon als vielmehr der Beginn einer neuen Ära beim Ausbau der Pflegequalität in der Pflegepraxis der Gesundheitssprengel.

Die demografische Entwicklung und die damit einhergehende Zunahme des Anteils von Menschen über 65 Jahre in der Gesellschaft verlangt nach neuen, innovativen Konzepten. Auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb verschließt sich nicht neuen Wegen und startet am 1.12.2017 mit dem Pilotprojekt „Familienzentrierte Pflege“ in der Gemeinde Aldein (Gesundheitssprengel Unterland). Der Begriff „Pilotprojekt“ trifft es in diesem Fall nicht genau, vielmehr ist das Projekt in Aldein der erste von insgesamt 20 Schritten, denn nach Auswertung der Erfahrungen und anschließender Justierung soll die „Familienzentrierte Pflege“ in den nächsten Jahren sukzessive auch in den restlichen 19 Gesundheitssprengel des Landes eingeführt werden – entsprechend den Vorgaben des neuen Landesgesundheitsplans.

Das Konzept der familienzentrierten Pflege stammt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und beruht auf der Erkenntnis, dass die Familie den Gesundheitszustand jedes einzelnen Familienmitglieds beeinflusst. Durch familienzentrierten Pflege soll zum einen die Gesundheit innerhalb der Familie gefördert werden. Zum anderen soll bei eventuell bestehender Krankheit oder Behinderung ein besseres Symptom-Management bei den Betreuten sowie eine Verringerung der Belastungen der pflegenden Angehörigen erreicht werden. Unterstützt werden die Familien dabei von speziell ausgebildete Krankenpfleger und –pflegerinnen, die in einem dreijährigen berufsbegleitenden Spezialisierungslehrgang an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen als Familien- und Gemeinschaftskrankenpfleger/innen (FGKP) ausgebildet wurden. In Aldein werden dies Rosa Hillebrand und Renate Kalser sein. Irmgard Fink begleitet das Sprengelteam und wird im Bedarfsfall als Ersatz einspringen. Am Projekt in Aldein teilnehmen werden alle Einwohnerinnen und Einwohner über 65, insgesamt 310 Personen.

Das Projekt ist vorerst auf ein Jahr angelegt und wird von einer Studie begleitet. Anhand der Auswertung der Studienergebnisse wird anschließend ein für alle Gesundheitssprengeln des Südtiroler Sanitätsbetriebes praxistauglichen Konzeptes zur Einführung und Umsetzung der familienzentrierten Pflege ausgearbeitet, welches dann stufenweise eingeführt wird.

SABES-Pflegedirektorin Marianne Siller: „Mit diesem Projekt möchten wir die wohnortnahe Versorgung für die ältere Bevölkerung im Sinne eines aufsuchenden, proaktiven Ansatzes verbessern. In diesem konkreten Falle sind es nicht die Bürgerinnen und Bürger, die die Gesundheitsdienste aufsuchen müssen, es sind die Dienste, die zu den Menschen kommen und mit ihnen gemeinsam erarbeiten, wo und wie sie im Gesundheitsbereich unterstützt werden können.“

Ebenso überzeugt ist Gesundheitslandesrätin Martha Stocker von diesem innovativen Pflegeprojekt: „Die Prävention einerseits und die wohnortnahe Versorgung andererseits sind zentrale Grundpfeiler des Landesgesundheitsplanes 2016 – 2020. Mit Hilfe der speziell ausgebildeten Familienkrankenpflegerinnen vor Ort sollte es besser gelingen, die Menschen möglichst lange gesund und fit für ihr Leben im gewohnten Umfeld zu erhalten oder im Krankheitsfalle den Krankheitsverlauf optimal zuhause zu begleiten. In enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten bieten die Familienkrankenpflegerinnen damit eine überaus wertvolle Unterstützung für die gesamte Familie.“

Von: luk

Bezirk: Bozen