WIFO-Wirtschaftsbarometer Frühjahr 2019

Stimmung im Dienstleistungssektor und im Transportgewerbe bleibt gut

Dienstag, 14. Mai 2019 | 12:06 Uhr

Bozen – Die Stimmung im Dienstleistungssektor und im Transportgewerbe bleibt gut. Dies bestätigt die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Die Ertragslage im Jahr 2018 war für rund 90 Prozent der Unternehmen befriedigend. Für 2019 zeigen sich beide Sektoren zuversichtlich, trotz einiger Bedenken bei den „Persönlichen Dienstleistungen“ und im Gütertransport.

Das Geschäftsklima im Südtiroler Dienstleistungssektor ist nach wie vor sehr positiv. Im Jahr 2018 konnten neun von zehn Unternehmen ein befriedigendes Betriebsergebnis erzielen und die Erwartungen für das laufende Jahr sind ebenfalls zuversichtlich: 93 Prozent der Unternehmen gehen heuer von einer zufriedenstellenden Rentabilität aus.

Hier geht es zum PDF (Ertragslage im Dienstleistungssektor)

Im vergangenen Jahr konnte fast jedes zweite Unternehmen den Umsatz steigern, auch dank höherer Kundenpreise. Die größten Absatzzunahmen wurden auf dem Südtiroler Markt erzielt, aber auch bei der Kundschaft aus anderen italienischen Provinzen entwickelte sich das Geschäftsvolumen günstig. Die Investitionsdynamik war ebenso positiv, insbesondere was Maschinen und Gebäude betrifft. Auch die Einschätzungen der Unternehmer/innen zur betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit und zur Zahlungsmoral der Kund/innen haben sich etwas gebessert. Die Bedingungen für den Kreditzugang gelten als stabil. Für 2019 rechnen die Wirtschaftstreibenden mit einem weiteren Umsatzwachstum, auch dank steigender Preise und mit weiterhin günstigen Marktbedingungen. Die Investitionen dürften noch zunehmen, wenn auch nicht so stark wie im vergangenen Jahr.

Innerhalb des Dienstleistungssektors weisen die unternehmensorientierten Dienstleistungen und die Finanzbranche die beste Stimmung auf. Die Banken melden Zuwächse bei Einlagen und Kreditvolumen sowie eine wesentliche Besserung der Bonität der Kund/innen. Darüber hinaus setzen sie weiterhin Maßnahmen zur Kostenreduktion um, auch durch Personalabbau. In der Verlags- und Kommunikationsbranche herrscht wieder Optimismus, nachdem das vergangene Jahr eher schwierig war. Einige Probleme gibt es hingegen in der Branche der persönlichen Dienstleistungen, in der etwa ein Fünftel der Unternehmen eine unbefriedigende Rentabilität beklagt.

Die Konjunktur wird auch im Transportgewerbe weiterhin positiv bewertet. Die Ertragslage im vergangenen Jahr war für 91 Prozent der Unternehmer/innen zufriedenstellend und 90 Prozent erwarten auch für 2019 ein befriedigendes Betriebsergebnis, trotz der Sorgen über die Verlangsamung des internationalen Handels sowie der italienischen und deutschen Wirtschaft. Die Umsatzdynamik ist nach wie vor sehr positiv, ebenso wie die Investitionstätigkeit, insbesondere in neue Fahrzeuge. Allerdings ist das Geschäftsklima im Personenverkehr zuversichtlicher als im Güterverkehr, vor allem aufgrund der besseren Möglichkeiten, die gestiegenen Betriebskosten auf den Endpreis zu übertragen. Was die Beschäftigung betrifft, so ist die Zahl der unselbständigen Mitarbeiter/innen im Transport- und Logistiksektor 2018 um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und für heuer wird ein weiteres Wachstum erwartet.

Hier geht es zum PDF (Ertragslage im Transportgewerbe)

Handelskammerpräsident Michl Ebner unterstreicht die strategische Bedeutung des Verladebahnhofs in Isola della Scala für das Südtiroler Verkehrssystem: „Um die Überlastung der Brennerautobahn zu verringern, muss der Transitverkehr auf der Achse Verona-München soweit wie möglich auf die Schiene verlagert werden. Der Bau des neuen Verladebahnhofs muss unterstützt werden: Es handelt sich um eine notwendige Ergänzung des Brenner-Basistunnels und um einen wesentlichen Schritt in Richtung Intermodalität.“

Methodische Anmerkung

Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.

Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände

Heini Grandi, Präsident Legacoopbund, erklärt: „Erneut gibt es Schwierigkeiten im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen. Dies weist auf einen starken Erneuerungsbedarf dieses Sektors hin. Der harte Wettbewerb, der oft zu Lasten der Qualität der angebotenen Dienstleistungen geht, stellt Unternehmen und Genossenschaften vor Schwierigkeiten. Es müssen die Bedingungen geschaffen werden, damit private Unternehmen und Genossenschaften die Dienste der öffentlichen Einrichtungen bestens ergänzen können.“

Barbara Jäger, Präsidentin der Dienstleister im hds, meint: „Erfreulich ist, dass die unternehmensorientierten Dienstleistungen die beste Stimmung aufweisen. Es gilt darum, Südtirol als Standort für kreative Unternehmen und für junge Menschen noch attraktiver zu machen. Um die notwendigen Talente wieder nach Südtirol zu holen, sollte vor allem für die Wohnungssituation eine Lösung gefunden werden. Heimische Betriebe sollten auch bei öffentlichen Ausschreibungen verstärkt berücksichtigt werden.“

Elmar Morandell, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh, betont: „Im Transportsektor gibt es im wahrsten Sinne des Wortes einige Bremsklötze. Trotz rasantem Anstieg des Dieselpreises, gibt es keine Anhebung des Transportpreises. Die Tiroler Fahrverbote erschweren den Im- und Export für Südtirols Unternehmen und Italiens politische Strategie ist auch wenig förderlich für einen erfolgreichen Handel mit dem Ausland, was sich schlussendlich negativ auf den Transport auswirkt. Diesbezüglich wünsche ich mir mehr Verständnis und eine wirtschaftsnahe Politik.“

Roger Hopfinger, Präsident Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol, findet: „Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die zunehmenden Investitionen in neue Fahrzeuge zeigen, dass unsere Transportunternehmen auf Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit setzen. Neben diesen Privatinvestitionen, die auch vom Land unterstützt worden sind, braucht es weitere öffentliche Investitionen in Infrastrukturen und moderne Verbindungsnetze, die unserem Land eine Erreichbarkeit auf allen Ebenen garantieren.“

Von: mk

Bezirk: Bozen