58. Südtiroler Weinbautagung

Stimmungsbarometer für die Weinwirtschaft

Donnerstag, 23. Januar 2020 | 18:39 Uhr

Epppan – Womit beschäftigt sich die Weinwirtschaft? Was sind die aktuellsten Themen? Die Südtiroler Weinbautagung ist als wichtigste Fachtagung der Weinwirtschaft ein guter Indikator für die Stimmung und die Themen der Weinbauern und Branchenvertreter. Die Weinbautagung findet am Freitag, 31. Jänner 2020 ab 8.30 Uhr in der Raiffeisenhalle in St. Michael in Eppan statt.

Der Verein der Absolventen (ALS) ist Träger der Tagung, die gemeinsam mit der Abteilung Landwirtschaft, dem Versuchszentrum Laimburg und dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau organisiert wird.

Themen der Südtiroler Weinbautagung im Detail

Wie entwickelt sich die internationale Weinwelt? Die Zukunft von Wein in der Gesellschaft

Hermann Pilz, Chefredakteur Weinwirtschaft,  Meininger Verlag

Fragt das Orakel von Delphi. Beschäftigt man sich mit der Entwicklung des Weinmarktes so erscheint dieser über einen langen Zeitraum als überaus konstant. Dafür gibt es Gründe. Auf den zweiten Blick erkennt man jedoch eine ständige Veränderung, die auf der einen Seite getrieben wird durch wesentlichen Faktoren, die den Konsum der Bevölkerung und ihre Einstellungen zum Wein betreffen, auf der anderen Seite wird der Markt durch ständige Innovationen und Anpassungen der Erzeuger und Anbieter von Wein verändert. Die Anbieter wirken aktiv auf den Markt ein und versuchen latente Bedürfnisse und Wünsche, die wie alles menschliche Sehnen dem Zeitgeist und wandelnden Moden unterliegen, nach bestem Wissen und Können zu befriedigen. Lässt man die Entwicklung der letzten Jahre Revue passieren, kann man hier entscheidende Entwicklungsstränge herauslesen. Eine Rückwärtsbetrachtung bringt jedoch relativ wenig, wenn es um die Zukunft geht. Doch auch dafür lassen sich Entwicklungen und Trends aufzeigen, die von einer verhältnismäßig hohen Konstanz und Vorhersagbarkeit geprägt sind. Sie erlauben es, eine grundsätzliche Entwicklung des Marktes zu prognostizieren. Damit kann man falsch liegen oder daraus die falschen Schlüsse ziehen. Wer es also genauer will, sollte sich an das Orakel von Delphi wenden. Die alten Griechen sollen damit keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Lasst euch überraschen.

Südtirol Wine – Quo vadis

Klaus Gasser, Direktor Verkauf und Marketing, Kellerei Terlan

Klaus Gasser analysiert in seinem Vortrag die Entwicklung und Positionierung der Südtiroler Weine in den letzten Jahren und Sorten und Preisentwicklung und die einhergehende Problematik im Vertrieb. Nach einem strategischen Ausblick auf bestehende und potenzielle Märkte wird auf die künftigen Herausforderungen mit der steigenden Qualitätspositionierung im regionalen und betriebsspezifischen Marketing eingegangen.

Goldgelbe Vergilbung in Südtirol auf dem Vormarsch

Fabian Pernter, Amt für Obst- und Weinbau

Im Jahr 2019 hat sich die Goldgelbe Vergilbung, eine gefährliche Vergilbungskrankheit der Rebe in Südtirol weiter ausgebreitet. Sie ist in allen Weinbauregionen der Erde verbreitet, führt zu massiven Ertragsverlusten und unterliegt der Melde– und Rodungspflicht. Aufgrund ihrer Virulenz und epidemischen Ausbreitung ist sie als Quarantänekrankheit eingestuft. Mehrjährige Beobachtungen haben gezeigt, dass die Sorten Chardonnay und Zweigelt eine sehr hohe Anfälligkeit gegenüber der Krankheit aufweisen. Die chemische Bekämpfung des Vektors mittels zugelassenen Insektiziden ist neben dem konsequenten Roden sowie der Verwendung von gesundem Pflanzmaterial eine der wichtigsten Bekämpfungsmaßnahmen.

Die geländeklimatische Standortbewertung von Weinbauflächen in Südtirol

Arno Schmid, Versuchszentrum Laimburg, Lukas Egarter Vigl, Eurac Research, Bozen

Die geländeklimatische Standortbewertung von Weinbauflächen in Südtirol

Die Klimaveränderung wirkt sich auch auf den Weinbau aus. Während derzeit bestehende Anbaugebiete in Zukunft vielleicht zu warm sein könnten, dürfte in anderen Regionen Weinbau erst möglich werden. In Bergregionen könnten dies Gebiete in höheren Lagen sein. Dabei stellt sich vor allem die Frage, wo Weinbau in alpinen Höhenlagen möglich ist und wie sich die Anbaufläche unter verschiedenen Klimaszenarien verändern könnte. Ziel des Interreg-Projekt REBECKA (Rebsorten- und Weinbauflächen-Bewertungsmodell unter Berücksichtigung der Auswirkungen und Chancen des Klimawandels in den Alpen) ist es, ein Bewertungsmodell für den Südtiroler und Kärntner Weinbau zu erstellen, anhand dessen die Weinbaueignung aller landwirtschaftlich genutzten Grundparzellen in den Regionen ermittelt werden kann.

Applikationstechnik 2020: Herausforderungen und Lösungsansätze für die Praxis

Gerd Innerebner, Versuchszentrum Laimburg, Raffael Peer, Südtiroler Beratungsring

Das wichtigste Ziel von Pflanzenschutzbehandlungen ist die Gesunderhaltung der Weinreben, um einen Ertragsausfall zu verhindern und die Qualität zu sichern. Damit die Wirkstoffe möglichst nur die Zielfläche erreichen, ist die Landwirtschaft stets bestrebt die innovativste Technik einzusetzen. Für die Südtiroler Landwirtschaft ist derzeit die Benutzung von luftansaugenden Injektordüsen eine sofort umsetzbare Lösung, um Abdrift zu vermeiden. Die mit diesen Düsen erzeugten Tropfen sind größer und damit weniger anfällig verweht zu werden.

Mehltau 2019: Erfahrungen und Rückschlüsse zu einem ungewöhnlichen Mehltaujahr

Paul Hafner, Südtiroler Beratungsring

Das Jahr 2019 war ein ganz besonderes Mehltaujahr. Die Witterung für den Schadpilz war im Juni sehr günstig. In mehreren Anlagen wo, man es nicht gewohnt war, gab es teilweise ein starkes Aufkommen des Mehltaupilzes, in erfahrungsgemäß kritischen Zonen hingegen nicht. Dadurch wurden viele Fragen aufgeworfen. Im Referat werden der Schadpilz die Witterungsbedingungen sowie das Rebenwachstum, die Laubarbeit, die Spritztechnik, die Pflanzenschutzmittel durchleuchtet. Ein Rückblick über ähnliche Situationen in den letzten 30 Jahre, Beobachtungen in der Praxis und Hinweise in der Fachliteratur geben zum Großteil Aufschluss. Empfehlungen und Hinweise für die kommende Pflanzenschutzsaison runden das Referat ab.

Der Verein der Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen wurde 1908 gegründet und zählt heute an die 1500 Mitglieder, die fast ausschließlich aus dem Obst- und Weinbaugebiet kommen. Vorrangiges Ziel des Vereins ist die berufsbegleitende Weiterbildung der Bauern und Bäuerinnen. Die globalisierte Wirtschaft verlangt vom Produzenten einen wachen Geist. Daher ist ständige Weiterbildung und ein entsprechender Erfahrungsaustausch unter den Berufskollegen unerlässlich.
Der A.L.S. leistet mit seinen Veranstaltungen diesbezüglich einen wichtigen Beitrag.

Von: mk

Bezirk: Überetsch/Unterland