Von: luk
Bozen – Die Werte entsprechen jenen der Vorjahre und unterstreichen einmal mehr: In Südtirol wird der Unterschied zwischen den Reichen und den Armen in der Gesellschaft als groß empfunden. Dazu AFI-Präsident Andreas Dorigoni: „Als Hauptursache für die Ungleichheit nennen die Befragten primär das Fehlen einer angemessenen Lohnpolitik – ein oft diskutiertes und noch immer ungelöstes Problem – sowie eine verfehlte gesamtstaatliche und lokale Wirtschaftspolitik“.
Die Hauptergebnisse der Sommerausgabe des AFI-Barometers wurden vom Institut bereits am 26. Juli auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Die Fragen des Themenblocks wurden hingegen erst vor wenigen Tagen ausgewertet. “Diese zielen auf die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Ungleichheiten in Südtirol, aber auch deren mögliche Ursachen und die Mittel zur Beseitigung aus arbeits- und wirtschaftspolitischer Sicht ab.”
“Um das Thema Verteilungsgerechtigkeit aus allen Blickwinkeln zu beleuchten, sind sowohl Umfrage- als auch Verwaltungsdaten hilfreich. Umfragen spiegeln die Wahrnehmung von bestimmten Personengruppen wider und zeigen auf, wie die Menschen über einen bestimmten Sachverhalt denken. Verwaltungsdaten sind wiederum hilfreich, um persönliche Einschätzungen an einem objektiven Maßstab zu messen”, so das AFI.
Nur 20 Prozent halten die Unterschiede für unerheblich
Acht von zehn Arbeitnehmern schätzen die Kluft zwischen „arm“ und „reich“ in Südtirol als „groß“ (56 Prozent) bzw. „sehr groß“ (24 Prozent) ein. Nur zwei von zehn Befragten betrachten den Unterschied als unerheblich. Wie bereits erwähnt, können Ungleichheiten durch statistische Kennzahlen oder auf der Grundlage von persönlichen Wahrnehmungen bewertet werden. Die Daten, die hier präsentiert werden, bilden die wahrgenommene Ungleichheit ab.
Fehlgeleitete Lohn- und Wirtschaftspolitik als Hauptursachen
Als Hauptursache für die große Kluft zwischen „arm“ und „reich“ in der Gesellschaft nennen die Südtiroler Arbeitnehmer eindeutig die fehlgeleitete Lohnpolitik (29 Prozent), gefolgt von der „lokalen und nationalen Wirtschaftspolitik“ (26 Prozent). An erster und zweiter Stelle finden wir also Faktoren, die von den Betroffenen nicht direkt beeinflusst werden können. Erst an dritter Stelle wird als Grund „Einige arbeiten härter als andere“ (16 Prozent) genannt – ein Faktor, der mit dem persönlichen Engagement zusammenhängt. An vierter Stelle wird als Ursache „das Steuersystem“ ausgemacht (13 Prozent). Es folgen „die Globalisierung“ und „das Bildungssystem“. AFI-Direktor Stefan Perini kommentiert: „Betrachtet man die Befragungsergebnisse in der Zeitreihe, so fällt auf, dass aktuell verstärkt Ursachen genannt werden, die nicht im Einflussbereich der Arbeitnehmer:innen liegen und die tatsächlich auf lokaler Ebene korrigiert werden könnten.“
Wichtig für den beruflichen Erfolg: harte Arbeit, eine gute Ausbildung und „Vitamin B“
Engagement und Fleiß sind sicherlich notwendige Elemente, um die soziale Leiter zu erklimmen, aber nach Ansicht der Befragten reichen diese allein noch nicht aus. Weitere relevante Aspekte sind „eine gute Ausbildung“ und „die richtigen Leute [zu] kennen“. All diese Faktoren bilden nach Ansicht der Südtiroler Arbeitnehmer die notwendige Grundlage für beruflichen Erfolg. Die Zugehörigkeit zu einer „wohlhabenden Familie“ sowie „Glück“ werden ebenfalls als gute Voraussetzung angesehen, sie sind allerdings nachrangig.
Relation Lohn/Lebenshaltungskosten in Schieflage
Das Thema Löhne ist nach wie vor ein heißes Eisen: 51 Prozent der Befragten geben an, dass sie mit ihrem Gehalt im Verhältnis zu den Südtiroler Lebenshaltungskosten „weniger“ (41 Prozent) bzw. „gar nicht“ (zehn Prozent) zufrieden sind. Wenngleich sich knapp weniger als die Hälfte als „eher“ (44 Prozent) oder „sehr“ (fünf Prozent) zufrieden bezeichnen, ist der Anteil der Unzufriedenen groß. „Für uns ist es die Bestätigung eines Alarmsignals und gleichzeitig Aufforderung, dem Phänomen genauer auf den Grund gehen zu müssen“, stellt Perini fest.
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