Von: luk
Bozen – Heute haben Landeshauptmann Arno Kompatscher, Ressortdirektor Ulrich Stofner und der Direktor der Abteilung Innovation, Forschung und Universität, Vito Zingerle, in einer Pressekonferenz das weiter ausgebaute Konzept vorgestellt, das unter dem Titel Südtiroler Forschungsoffensive den einheimischen Forschungsstandort weiter stärken wird. “Die Forschungseinrichtungen in Südtirol haben in den letzten Jahren ausgezeichnete Leistungen erbracht, auch dank der Fördermittel des Landes Südtirol”, betonte Landeshauptmann Arno Kompatscher. Dazu zählen vor allem die Universität, die Eurac und das Versuchszentrum Laimburg, aber auch Fraunhofer Italia, das Institut für Innovative Technologien (IIT) und Eco Research, die im NOI Techpark forschen. Nun sei dem Landeshauptmann zufolge der Zeitpunkt reif, die Bemühungen auf allen Ebenen zu verstärken, damit Südtirol im Konzert regionaler Forschungsstandorte in der vorderen Reihe mitspielen kann. Dazu zählten auch Investitionen in die Grundlagenforschung. “Wir wollen Südtirol zu einem Forschungsstandort entwickeln, und dazu gehört auch die wissenschaftliche Forschung auf hohem Niveau. Zudem befruchtet sie in einer Region die Innovationskultur an sich”, erklärte der Landeshauptmann. “Schließlich hat Südtirol die Ambition, immer zu den Besten zu zählen.“
Der Landeshauptmann ging außerdem auf die noch unzureichend gewachsene Forschungsquote in Südtirol ein, die 2015 0,75 Prozent betragen hat. Dieses Verhältnis zwischen Ausgaben in Forschungsprojekten (z.B. Arbeit und direkte Projektkosten) und dem BIP lag derweil im Trentino bei 1,9 Prozent und in Tirol bei 3,1. Nicht beeinflusst wird diese Quote von Investitionen in Infrastrukturen wie Labors oder Gebäude wie der NOI Techpark. “Diese Investitionen machen es aber erst möglich, dass Forschungsprojekte nunmehr das Umfeld vorfinden, um zu forschen”, unterstrich Kompatscher. Der Ausbau der wissenschaftlichen Forschung zusätzlich zur ebenso geförderten, angewandten Forschung in den Unternehmen erlaube es, dass Südtirol nunmehr breiter aufgestellt sei.
Wie das Konzept zustande kam
Dem neuen Forschungskonzept ging eine Reihe von Studien und Schlussfolgerungen voraus, um in anderen europäischen Forschungsstandorten herauszufinden, wie Fördermittel für die wissenschaftliche Forschung im Idealfall investiert werden. Das Konzept erhielt vom Rat für Wissenschaft und Forschung im Herbst 2017 grünes Licht, die Genehmigung der Landesregierung folgte im Dezember.
Ressortchef Stofner ging auf die Erkenntnisse ein, die aus den Studien hervorgingen. “Neben der angewandten Forschung, die Unternehmen betreiben, ist uns der Ausbau wissenschaftlicher Spitzenforschung in den Kernkompetenzen Südtirols wichtig”, sagte Stofner. Das Forschungskonzept sieht dazu die Einrichtung eines Wissenschaftsfonds vor, den Ausbau der Kooperation mit Nachbarländern und die verstärkte Einbindung Südtiroler Akteure in die Forschungsbemühungen. “Da Italien, anders als andere westliche Länder, keine Fördermittel für die wissenschaftliche Projekt-Forschung bereitstellt, muss das Land Südtirol mehr leisten”, erklärte Stofner. Weil Südtirol vergleichsweise klein sei, müsse die Vernetzung mit den besten Forschungsstätten und die Konzentration auf einige wenige Themen in den Fokus rücken.
Wissenschaftsfonds mit jährlich vier Millionen Euro
Das daraus folgende Maßnahmenpaket sieht einen Wissenschaftsfonds mit Mitteln von jährlich vier Millionen Euro vor. Dem gegenüberzustellen sind die unregelmäßigen Aufrufe zur Förderung von Forschungsprojekten der letzten Jahre – insgesamt machten sie in drei Jahren 5,2 Millionen Euro aus. Der neue Wissenschaftsfonds baut auf vier Säulen auf: Research Südtirol, Euregio plus, Joint Research Projects und Seal of Excellence.
Säule eins namens Research Südtirol wird nach international standardisierten Abläufen Projekte wissenschaftlicher Forschung aus Südtirol fördern. Die Ausschreibungen werden künftig mithilfe einer diesbezüglich erfahrenen, externen Agentur bewertet, um die Abläufe effizienter zu machen und Bearbeitungszeiten auf sechs Monate zu drosseln. Der erste Aufruf ist für September 2018 geplant.
Die Säule Euregio plus wird wertvolle Gemeinschaftsprojekte der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino fördern, speziell solche, die die Zusammenarbeit mit den Universitäten Innsbruck und Trient vorsehen.
Joint Research Project (engl.: gemeinsame Forschungsprojekte), sprich Säule drei, sieht in diesen Monaten Abkommen mit ausländischen Forschungsfördereinrichtungen vor. Südtiroler Forscher sollen sich so an deren Projekten beteiligen können. Der Wissenschaftsfonds stellt die Mittel für den Südtiroler Anteil des Projekts.
Bei den Projekten der Säule vier, Seal of Excellence (engl.: Siegel der vortrefflichen Leistung), handelt es sich um Südtiroler Forschungsprojekte, die beispielsweise im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 in Brüssel um Mittel angesucht haben. Trotz höchster Bewertung haben etliche davon, beispielsweise die Eurac, keine EU-Mittel erhalten. Diese Projekte können nun ohne Neubewertung und entsprechenden Verwaltungsaufwand Mittel aus dem Wissenschaftsfonds erhalten.
Umbau der Landesabteilung 34
Die Stärkung der Landesabteilung 34, Innovation, Forschung und Universität, vor allem durch den Aufbau des Amtes Wissenschaft und Forschung und die Neubesetzung der Führung der Abteilung mit dem Wissenschaftler Vito Zingerle, soll zudem für neue Impulse sorgen, um den Forschungsstandort Südtirol weiter voranzubringen. Zingerle ging in seinem Teil der Präsentation auf die konkreten Maßnahmen und den Zeitplan näher ein. Ein wichtiger Punkt sei darin die Anpassung der Durchführungsverordnung zum LG. 14/2006. Zingerle wies auch auf die Verleihung des Südtiroler Wissenschaftspreises am 15. März hin.
Auch die größten der drei Südtiroler Forschungseinrichtungen waren vertreten. Uni-Rektor Paolo Lugli bestärkte die Notwendigkeit, dass Universität, Eurac und Laimburg ihre Zusammenarbeit noch weiter ausbauen „und alte Barrieren beiseiteschaffen sollten.“ Angelo Zanella vom Versuchszentrum Laimburg ging darauf ein, wie die Universität und die Laimburg im NOI Techpark gemeinsam die Forschung zu den Lebensmitteltechnologien voranbrächten. Eurac-Präsident Roland Psenner betonte, dass „Südtirol deshalb zum Forschungsstandort wird, weil es ohne Forschung keine Zukunft gibt.“