Von: mk
Bozen – Am Donnerstag hat die Architekturstiftung Südtirol auf einer Pressekonferenz im Hotel Sheraton in Bozen Süd die Initiative “Tage der Architektur 2020_Magie der Vielfalt” vorgestellt. Dabei wurde unter anderem auf die neue Rolle hingewiesen, die der Architektur im weitesten Sinne mit dem neuen Raumordnungsgesetz zufällt: Sie ist keine Privatangelegenheit der einzelnen Bauwilligen mehr. Es braucht die Sensibilität aller, um für die Zukunft und somit für unsere Kinder, lebenswerte Räume zu schaffen.
Die Touren der Architekturstiftung bieten deshalb keine Besichtigungen von einzelnen spektakulären Gebäuden, sondern man begleite die Besucher durch die bebaute Landschaft, mit genauem Blick auf schon lange Bestehendes, aber besonders auf das, was in den letzten Jahren von unseren Kollegen geschaffen wurde: mit Respekt für das jeweilige Umfeld, den Kontext.
Es gebe keinen eindeutigen „Südtiroler Architektur-Stil“, die Südtiroler Architekten hätten bewiesen, dass sie jede Bauaufgabe je nach Ort, Funktion und Rolle des Gebäudes entwickeln können, erklärt die Stiftung.
„Die neue Langsamkeit, die durch Corona entdeckt wurde, lässt uns viele kleine, aber wichtige Aspekte erkennen. Wir sehen Landschaften, welche durch unser Handeln, unsere Verantwortung entstehen oder verändert werden und für die Zukunft Zeugen unseres Handels sein werden. Die Gemeindeverwalter stehen vor neuen Aufgaben, sie müssen zusammen mit ihren Bürgern und Planern die Siedlungsgrenzen festlegen, was bedeutet, den Dörfern und Städten klare Formen zu geben und dabei die Zersiedelung zu vermeiden. Siedlungsgrenzen zu definieren bedeutet nicht, irgendeinen Strich zu ziehen, eine Form zu zeichnen. Unsere Dörfer und Städte sind in den letzten Jahrzehnten meistens eine unförmige Masse geworden, die wir heute nur durch gemeinsame sorgsame Maßnahmen im Interesse aller Bürger korrigieren können“, erklärt Carlo Calderan von der Architekturstiftung Südtirol.
Man sehe die Tage der Architektur als möglichen Lernprozess, an dem sich alle beteiligen können, nicht nur Architekten, sondern besonders die „Nichtfachleute“.
„Wir werden drei Tage lang Architektur erleben, mit eigenen Augen sehen, aber auch mit jenen der begleitenden Architekten, der Bauherren und der ausführenden Handwerker. Dies ist das Besondere an unseren Tagen der Architektur“, so Calderan.
Die Gruppe der Architekten, welche die Touren begleiten, würden sich für ihre Dörfer, ihre Städte geistern und sich in den jeweiligen Talschaften beheimatet fühlen.
Die erste Tour führt nach Gröden – ein Tal, das versucht, über Architektur zwischen Tradition und Internationalität einen gangbaren Weg zu finden. Es werden bestimmte Konstanten gesucht, die heutige Bedürfnisse mit dem Gestern verbinden: Materialien des Ortes, die Art sich in die Landschaft einzufügen, die Dachformen.
Die nächste Tour führt auf den Ritten, eine der ersten touristischen Landschaften unserer Provinz, die sich an die bestehenden, durch die Landwirtschaft geprägten Landschaften, angepasst haben, ohne sie radikal zu verändern. Es ist dort eine Art Gartenstadt entstanden mit vielen kleinen Sommerfrischhäusern.
In Bozen wird auf die unterschiedlichsten Wohnmöglichkeiten in der Landeshauptstadt hingewiesen, vom Stadtrand bis zu den engen Laubenhäusern, während die Tour im Vinschgau zu einem Spaziergang durch Schlanders und ein paar angrenzende Dörfer wird, bei der aufgezeigt wird, wie nicht nur öffentliche und private Bauten den Charakter des Dorfes verändert haben, sondern auch ein technischer Schutzwall zu einem dorfprägenden Element werden kann.
Die Tour durch Meran und die umliegenden Dörfer Dorf Tirol und Hafling zeigt die Veränderungen, welche durch den Tourismus erfolgt sind. Man kann hier nachvollziehen, was jene empfinden, die uns für kurze Zeit besuchen und hier wohnen: Es sind meistens künstliche Bauten mit gewollten Szenographien, gesehen wie von Loggien eines Theaters.
Auch für das Pustertal wurden einige kleine versteckte, von wenigen beachtete Besonderheiten ausgewählt, wie der Dorfplatz von Mühlbach oder das Ferienhaus in Breitenberg, von Prof. Lackner gebaut und nun auf besondere Weise aktualisiert.
Einer der bekanntesten Südtiroler Architekten hat angeboten, einige seiner Bauten im Überetsch zu zeigen und zu erklären – von einer Bibliothek bis zu einer Kellerei und weiteren kleinen Eingriffen.
Die Touren in Villnöss und im Sarntal zeigen auf die Entwicklung dieser Täler hin, mit den gewachsenen Dörfern, den Erweiterungen, den öffentlichen Räumen. Auch hier begleiten Architekten, welche über viele Jahre das Baugeschehen vor Ort geprägt haben.
Es gibt auch wieder zwei sanierte Höfe zu entdecken, aber das Besondere an den Tagen 2020 ist wohl die letzte Tour, die um eine Woche auf den 3. Oktober verschoben wurde, bei welcher sich die nächste Generation – unsere Kinder- auf spielerische Weise mit Bauen und Architektur auseinandersetzen können.