Bozen/Venedig/Kanarische Inseln – Erst vor wenigen Tagen gab es zwei Ereignisse – die Großdemo gegen Massentourismus auf den Kanaren und die umstrittene Einführung einer „Zugangsgebühr“ in Venedig, – die auch Südtirol interessieren sollten, denn ähnlich wie die Inselgruppe im Atlantik und die weltberühmte Lagunenstadt werden auch manche Südtiroler Orte in der Hochsaison regelrecht „überschwemmt“.
🔸La plataforma 'Canarias se Agota' anuncia nuevas acciones tras el 20A.
Esta tarde han convocado una sentada pacífica en la plaza Saulo Torón de la capital grancanaria para solidarizarse con los huelguistas de hambre de La Laguna. pic.twitter.com/gHHHmVD4fk
— RTVECanarias (@RTVECanarias) April 26, 2024
Der Tourismus bringt Südtirol viel Gutes. Er sorgt für Wohlstand bis in die hintersten Täler hinein, verhindert Abwanderung und treibt als riesige Schöpfmühle viele andere Wirtschaftszweige an. Jahrelang freute man sich, dass das Landl einen Nächtigungsrekord nach dem anderen feiern konnte, aber seit geraumer Zeit ist auch in Südtirol von Overtourism die Rede.
Fürwahr kann man nicht länger vor den Schattenseiten die Augen verschließen. Der sich ausbreitende Ausverkauf der Heimat, aber auch die hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten lassen landesweit die Sorgenfalten sprießen. Die Tatsache, dass das Straßennetz die Automengen nicht mehr zu schlucken vermag und an manchen Tagen an ein Vorwärtskommen gar nicht mehr zu denken ist, zeigt, dass die Grenze der Belastbarkeit längst erreicht ist.
Natürlich gibt es in Südtirol selbst in der Hochsaison noch viele ruhige Plätzchen, aber es ist unbestreitbar, dass andere Gegenden wie etwa die Dolmitentäler oder der Pragser Wildsee zur selben Zeit regelrecht gestürmt werden. Auch die Weihnachtsmärkte sorgen regelmäßig für Verkehrschaos.
Die Großdemo gegen Massentourismus auf den Kanaren demonstriert anschaulich, was passieren kann, wenn die Tourismuswirtschaft die Unterstützung der Bevölkerung verliert. Genau um solche Zustände zu verhindern, die Touristenströme besser zu steuern und Venedig auch für die Venezianer als lebenswerte Stadt zu erhalten, wurde für die Lagunenstadt eine „Zugangsgebühr“ eingeführt.
Die Idee ist zwar umstritten, sie gibt den Stadtvätern aber die Mittel in die Hand, ab einer bestimmten Anzahl von Touristen die Reißleine zu ziehen und die Tore fast ganz zu schließen. Fließt das „Eintrittsgeld“ zudem in Maßnahmen, die der gesamten Bevölkerung zugutekommen, wirkt das der „Tourismusmüdigkeit“ entgegen.
Am Konzept muss noch gefeilt werden, aber mit der „Zugangsgebühr“ befindet sich die Lagunenstadt auf dem richtigen Weg. An Südtiroler Verhältnisse angepasst könnte ein „Eintrittsgeld“ auch hierzulande für geordnetere Verhältnisse und für eine bessere Beziehung zwischen Einheimischen und Urlaubern sorgen. Eine Erkenntnis, die auch von der Südtiroler Bergsteigerlegende Reinhold Messner geteilt wird.
Von Zuständen wie auf den Kanarischen Inseln sind wir zwar noch weit entfernt, aber wer verbringt schon gerne dort seinen Urlaub, wo er in die mürrischen Gesichter der Einheimischen blicken muss. Ein erfolgreicher Tourismus lebt von der Zustimmung der Gesamtbevölkerung, daran führt kein Weg vorbei. Es gilt daher, die Touristenströme zu regulieren, bevor die Bevölkerung rebelliert.
Von: ka
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16 Kommentare auf "Touristenströme regulieren …"
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Meiner Meinung nach ist der Vorschlag von Köllenberger der beste, eine Ankunfts/ Nächtigungssteuer, prozentual zu den Zimmerpreisen.
Kleine Anekdote: Als in einer Versammlung mitgeteilt wurde, dass sich die Ortstaxe auf 2,5€ erhöhe, meinte jemand wieso denn die Ortstaxe für jeden gleich viel teurer wird, es mache bei einer günstigeren Wohnung ja prozentuell mehr vom Gesamtpreis aus, und daher wird auch der Preisvorteil ggü. teuren Hotels geringer.
Antwort einer Person: Jeder beansprucht genau gleich viel Ressourcen.
Abgesehen davon, dass das absoluter quatsch ist, leben wir in einem Sozialstaat. Wer 400€ die Nacht ausgeben kann, dem kümmert der Preis wenig.
Jo! Diese Maßnahmen sind Augenwischerei!
Was bekommen wir? Noch mehr Billig Camper, billig Touristen! Die jeden Meter Platz nutzen, Discounter einkaufen und Müll da lassen!
Aus meiner Sicht wäre so ein Ticket kontraproduktiv. Es schreckt niemanden ab und die Landesregierung müsste da sie auf die Stimmen im Tourismus angewiesen ist zugestehen dass zumindest ein Großteil des Geldes wieder in den Tourismus investiert wird
@PhilGrill
…Gratistickets für Touris sofort abschaffen…
@N. G.
Deine Art Menschen in Schubladen zu deklassieren ist sehr bedenklich. Es gibt eben nicht nur reiche Leute die ins Land dürfen, außerdem reiche Leute reisen genauso mit teuren Wohnmobilen wie andere…
Angebot regelt Nachfrage. Wenn man Hotelbetten und Ferienwohnungen begrenzt kann man etwas erreichen. Über den Preis wird es nicht möglich sein da man als Tourist leider viel mehr Geld zur Verfügung hat als der Südtiroler.Wenn man sieht wie viel die österreichischen Pässe kosten müsste man die Gebühren schon sehr hoch ansetzen um abschrecken zu können. Ich kann nur für mich sprechen: Ich würde wenn ich meine Motorradtour durch die Dolomiten mich nicht von 50€ abschrecken lassen obwohl ich in D nur ein mittleres Einkommen habe und es viele Besserverdiener gibt.
@ Unioner
Sagen wir mal, über den Preis kann man einiges regeln, aber gerade will ja niemand über den Preis etwas regeln, denn wenn eine touristische Leistung mehr kostet, da kostet sie für alle mehr. Wenn eine Pizza/Kaffee/Essen/ teurer wird, dann kostet sie für alle mehr. Dann werden wir halt nur mehr Qualitätstouristen, im Sinne von großer finanzieller Verfügbarkeit haben und keine preisbewusste Massentouristen. Man muss sich eben fragen was man will.
Höhere Steuern fließen immer in den großen Topf und werden dann, meist politische gelenkt, verteilt.
Du hast es auf den Punkt gebracht!
bin gonz deiner meinung!
mit “eintritt” verlongen kemmen nit wieniger touristen, ober mir lafn höchstens gefohr ob mit den nit de saubrikeit, de vorsicht in wold, auf olmen, am berg, der respekt vor lond und leit schwindet, mit dem vermeintlichen aspekt das mit den “eintrittsgeld” rettung und hinter ihnen aufraumen obgedekt isch!
wor über 20 johr im gostgewerbe tätig und honn zu oft mitgekrieg das grod de gutbetuchten, de koane “eintritts”summe obschreckt, moanen sich, dank ihres geldes, olle freiheitn außernemmen zu kennen!
@Staenkerer sehr guter Beitrag, ich möchte noch eine Ergänzung machen Man schaue Aronzo Parkplatz in den drei Zinnen. 35euro und trotzdem voll, nur einheimische sieht man dort keine mehr, 2. Beispiel Prager wildsee 20 Euro das selbe Bild rheintaler Wasserfälle 15 euro Tendenz steigend usw. Wir befinden uns auf dem besten Weg durch diese Tourismus Preissteigerungen unser Land zu vermießen
Mit Zugangsgebühren befindet man sich nur dann auf dem richtigen Weg wenn diese hoch genug sind, ansonsten schreckt das niemanden ab! Zweiter Punkt, das Geld muß zweckgebunden sein und wieder in die Natur zurück fließen und nicht in Staats oder Landeskassen für die “Allgemeinheit”. Natur schützen, mit zusätzlichen Einnahmen muss dahin zurück fließen!
Oder gehts dabei NUR um zukünftige Gießkannen Projekte für Bürger die es teilweise gar nicht verdient haben?
Wird das vernünftig umgesetzt, muss man nicht Geld verteilen, es wird automatisch billiger!
Man muss die bauten stoppen. Lunaris verbaut berge… Versetzt ein bauer einen stein zahlt er strafen. Der tourismus und die genehmiger solcher anlagen…. Besser nicht aussprechen
das Geld wollen sie alle aber deren Nebenerscheinung keiner!
So siehts leider aus! Wovon so manche Rente bezahlt wird, interessiert die nicht, warum wir hohen Lebensstandard haben auch nicht. Niemand bestreitet, dass es zu viel wurde aber wovon wir leben das will niemand wissen.
Mir hat eigentlich am ganzen Artikel ein einziges Wort “gefallen” , das Wort SCHÖPFMÜHLE !!! Denn um nichts anderes geht’s hier. Venedig hat in wenigen Tagen über EINE MILLION Euro eingenommen !! Das wird Schule machen und andere Gegenden werden sich anschließen und die neu gewonnene Geldquelle nutzen ! Nur wie es immer so ist wird das Geld nicht dafür genutzt für was es deklariert wurde !!!!