Von: ka
Brixen – Heute fand im Brimi – Milchhof in Brixen – das elfte Treffen der Führungsspitzen der Wirtschaftskammer Tirol, der Handelskammer Bozen und der Handelskammer Trient statt. Diese kommen in regelmäßigen Abständen zusammen, um wichtige Zukunftsthemen für die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino voranzutreiben und die Zusammenarbeit zwischen den drei Kammern zu stärken. Diesmal wurde die strategische Ausrichtung hinsichtlich einer nachhaltigen Mobilität in der Europaregion besprochen.
Bei der Zusammenkunft der Präsidenten und der Generalsekretäre der drei Handels- und Wirtschaftskammern der Euregio tauschten sich diese zu verschiedenen aktuellen Themen aus. Vor allem über das gestiegene Verkehrsaufkommen wurde gesprochen. Dabei legten die Vertreter/innen der Wirtschaftskammern ihr Augenmerk besonders auf die strategische Ausrichtung im Sinne einer nachhaltigen Mobilität.
„Gut funktionierende Verkehrsinfrastrukturen sind für die Wirtschaftsentwicklung der gesamten Region von enormer Bedeutung. Es ist ein Anliegen der Wirtschafts- und Handelskammern in der Euregio-, die verkehrspolitischen Rahmenbedingungen und die Fertigstellung des BBT und seiner Zulaufstrecken als wichtige europäische Nord-Süd-Verbindung voranzutreiben“, heben Jürgen Bodenseer, Präsident der Wirtschaftskammer Tirol, Giovanni Bort, Präsident der Handelskammer Trient und Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen die mittel- bis langfristige Strategie der Wirtschaftskammern in einem gemeinsamen Statement hervor.
Die akute Überlastung der Straßen in den verschiedenen Gebieten der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino veranlasste die Vertreter/innen der Handels- und Wirtschaftskammern jedoch auch kurzfristige Maßnahmen zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zu definieren. Diese konkreten Maßnahmen werden benötigt, damit die Schiene wettbewerbsfähig wird. Deshalb wurden gemeinsame Forderungen ausgearbeitet.
Verkehrslenkende Maßnahmen, die ausschließlich Beschränkungen für den internationalen Straßengüterverkehr vorsehen, sind nicht zielführend. Die Vertreter/innen der Wirtschafts- und Handelskammern sind überzeugt, dass nur durch marktgerechte und marktfähige Dienstleistungsangebote der staatlichen und privaten Eisenbahnunternehmen das Verlagerungspotential von der Straße auf die Schiene ausgeschöpft werden kann.
Forderungen der Handels- und Wirtschaftskammern in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino:
Fahrverbote lösen das Verkehrsproblem nicht – Schienenverkehr muss attraktiver werden
Die Wirtschafts- und Handelskammern der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino bekennen sich grundsätzlich zu den verkehrspolitischen Zielsetzungen der drei Regionen, den internationalen Langstrecken-Güterverkehr verstärkt von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Dies kann einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Umweltsituation in den engen Tallandschaften der Euregio leisten und zudem die Kapazitäten des Straßennetzes für die regionale Wirtschaft verbessern.
Trotz massiver Investitionen der Europäischen Union und der Nationalstaaten in den Ausbau des Kernnetzes sind im grenzüberschreitenden Bahnbetrieb noch wesentliche infrastrukturelle, organisatorische und rechtliche Schwachstellen zu finden, welche das vorhandene Verlagerungspotential schmälern und zum Teil sogar verhindern.
Neben dem zügigen Ausbau der dazu notwendigen Schieneninfrastruktur für die zukünftige optimale Nutzung des Scan-Med-Korridors mit dem Herzstück „Brenner-Basistunnel“ sind auch weitere infrastrukturelle Maßnahmen auf der Bestandsstrecke und (vor allem) strukturelle sowie organisatorische Schwachstellen im grenzüberschreitenden Eisenbahnbetrieb zu beseitigen.
Zur kurzfristigen Erhöhung des Verlagerungspotentials sind vordringlich:
garantierte Laufzeiten (national 24 Stunden, international 48 Stunden) zu gewährleisten;
die Durchführung von bereits gebuchten Schienentransporten (Rola) zu garantieren und zusätzliche Trassen für den Güterverkehr einzurichten;
eine Vereinheitlichung der Vorschriften für den grenzüberschreitenden Bahnbetrieb umgehend umzusetzen;
verstärkte Anstrengungen im Vertrieb der Schienenverkehrsangebote zu (marktgerechte Preise, aktive Angebote an Unternehmen, attraktive Trassentermine etc.) zu unternehmen.
Verkehrslenkende Maßnahmen, die ausschließlich Beschränkungen für den internationalen Straßengüterverkehr vorsehen, werden von den Handels- und Wirtschaftskammern der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino mit aller Deutlichkeit abgelehnt. Im Wettbewerb der einzelnen Verkehrsträger sollen Straße, Schiene, Luft- und Schifffahrt ihre Systemvorteile ausnutzen und moderne, leistungsfähige Güterverkehrsterminals die Schnittstellen und Dienstleistungszentren darstellen. Nur durch marktgerechte und marktfähige Dienstleistungsangebote der staatlichen und privaten Eisenbahnunternehmen kann das Verlagerungspotential ausgeschöpft und die Ziele des EU-Weißbuches „Verkehr“ in die Realität umgesetzt werden.
Die Wirtschafts- und Handelskammern der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino fordern daher die Bundes- und Landesregierungen sowie die staatlichen Eisenbahnunternehmen auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, so dass ein marktfähiges Angebot und damit überhaupt erst zusätzliche Verlagerungspotentiale im internationalen, grenzüberschreitenden Güterverkehr lukriert werden können.