Von: mk
Bozen – Heute ist es auf den Talferwiesen in Bozen zum Höhepunkt der Überdrüber-Aktionswoche anlässlich des Erdüberlastungstags gekommen. Gemeinsam mit der Jugend-Tanzgruppe Shabba Crew hat die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt mit der YoungCaritas und der Kolpingjugend als Vertreter der teilnehmenden Organisationen auf die sozialen und ökologischen Aspekte des Ressourcenverbrauchs aufmerksam gemacht. Ein Tanz-Flashmob und humorvolle Gadgets – bedruckte Klopapierrollen, die als Infoflyer dienen und Tipps und Tricks für einen ressourcenschonenden Alltag liefern – regten Passanten dazu an, ihr Konsumverhalten zu hinterfragen. Alle Events der Aktionswoche bis zum 15. Mai sind unter www.oew.org/ueberdrueber einsehbar.
Würden alle Menschen so leben wie wir in Italien, hätten wir heute, am sogenannten italienischen Erdüberlastungstag, bereits alle global verfügbaren Ressourcen verbraucht, die innerhalb eines Jahres erneuert werden können. In den letzten 40 Jahren hat sich der weltweite Verbrauch dessen, was uns die Natur liefert, schlichtweg verdreifacht. Der Lebensstandard in Italien und somit der nationale Ressourcenverbrauch ist sogar so hoch, dass es 2,76 Planeten bräuchte, um unseren ökologischen Fußabdruck auszugleichen und der Umwelt die nötige Schonzeit zu verschaffen, sich von Ausbeutung und Verschmutzung zu erholen. Die Zahlen zeigen: Wir sind schon lange “überdrüber”!
„Wenn wir den globalen Erdüberlastungstag jedes Jahr um fünf Tage nach hinten verschieben könnten, würden wir bis 2050 wieder weniger Ressourcen verschwenden als nachwachsen“, erklärt Franziska Blaas von der OEW in Brixen. Sie will aufzeigen, dass jede und jeder einzelne die weltweite Situation mit dem eigenen Konsumverhalten beeinflussen kann. Würden wir es beispielsweise schaffen unsere Nahrungsmittelabfälle weltweit zu halbieren, würde der globale Erdüberlastungstag zwölf Tage später stattfinden. Auch eine Halbierung des CO2-Ausstoßes würde dieses Datum um 115 Tage verschieben.
Ein anderer Aspekt ist die Ressourcenverteilung. Vor allem die Menschen in den Ländern des Globalen Südens, in denen die meisten Rohstoffe wie fossile Brennstoffe, Metalle, Holz, Lebensmittel, Futtermittel und Textilprodukte angebaut oder gefördert werden, gehören zu den direkten Verlierern des vermeintlichen Ressourcengewinns. Aktuell liegt der Pro-Kopf-Konsum an Rohstoffen in Ländern des Globalen Nordens, also auch bei uns, schätzungsweise viermal höher als in Ländern des Globalen Südens. Die Menschen dort konsumieren aber nicht nur weniger, sondern sind auch am heftigsten von den Folgen des Überkonsums betroffen. So ist beispielsweise der Klimawandel eine direkte Folge der weltweiten Umweltbelastung – und führt derzeit vor allem in Ländern mit unzureichender Infrastruktur und in südlichen Klimazonen zu fatalen Extremwetter-Ereignissen; zu Überschwemmung ganzer Inselgruppen, zur Ausbreitung der Wüste und zu plötzlicher Wasserknappheit.
„Kaum ein Produkt unseres Alltags kommt ohne Rohstoffe aus Ländern des Globalen Südens mehr aus. Gerade deshalb tragen wir eine Mitverantwortung für die weltweiten ökologischen und sozialen Folgen unseres Konsums”, so Monika Thaler von der OEW. Als Teil einer globalen Gesellschaft stehen wir alle in der Verantwortung etwas gegen den Überkonsum beizutragen, um die negativen Auswirkungen auf unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und für die nachkommenden Generationen einzuschränken. Die energieintensive, meist menschenrechtsverletzende und umweltbelastende Ressourcengewinnung führt aktuell zu einem enormen sozialen Ungleichgewicht.
Die Aktionstage mit den über 20 Sensibilisierungsaktionen setzen auch bei diesem Thema an. Mit von der Partie sind der Jugenddienst Bozen-Land, die Umweltschutzgruppe Vinschgau, die Umweltgruppe Jenesien, der Umweltring Pustertal, das Forstinspektorat Welsberg, die youngCaritas Südtirol – Alto Adige, die Kolpingjugend Südtirol, Regala Zukunft, Mava Seggo, die Shabba Crew, der Südtiroler Pfadfinderstamm Brixen, die Bildungsausschüsse Karneid, Tiers, Karneid Dorf, Gummer, Blumau, Kardaun, Steinegg, Olang und Moos sowie die Bibliothek Olang, die Mittelschule Egger-Lienz in Bozen, die Mittelschule Jenesien, und mehrere Grundschulen, die von der OEW mit Unterrichtsmaterial und Medienpaketen zum Thema beliefert werden.