Von: luk
Bozen – Mehr als die Abschaffung der Rundfunkgebühren beschäftigt derzeit der von der Südtiroler Landesregierung im November genehmigte Plan zur Abschaffung von UKW-Sendanlagen die Gemüter der Südtiroler RadiohörerInnen, schreibt die Verbraucherzentrale in einer Pressemitteilung. 2017 wurden 19 Sendegeräte in Antholz/Mittertal, Karthaus/Schnals, Rauth/Eggen, St. Gertraud/Ulten Wengen/La Val und Wiesen/Pfitsch vom Strom genommen, 2018 kommen Aberstückl/Sarntal, Graun/Reschen, Kurzras/Schnals, Prags, Ratschings, Ritten/Afing und Welschnofen dazu. Die Versorgung mit UKW-Radio wird trotzdem gewährleistet, doch wird das Antennen-Angebot ausgedünnt.
Die Südtiroler sind fleißige Radiohörer. Zwei Drittel hören laut letzter Erhebung der Radio- und Fernsehgewohnheiten des ASTAT/2012 täglich oder fast täglich Radio. Davon hören 54 Prozent Radio von Zuhause und 31 Prozent im Auto. Viele Geräte – wahrscheinlich die meisten – empfangen noch über Ultrakurzwelle (UKW). Vielhörer erzählen uns sogar, dass sie in jedem Raum eines stehen haben. Es herrscht die Sorge vor, dass sie diese früher oder später wegwerfen müssen. Die UKW-Empfänger müssen dann mit neuen DAB+-Empfängern ersetzt werden.
Bei den TV-Antennen ist der Digitalumstieg vollzogen, jetzt ist das Radio dran. Doch so eindeutig und leicht gehe es dabei nicht über die Bühne. “In den letzten Jahren wächst in Südtirol die Zahl der Programme, die per DAB+ ausgestrahlt werden und die Verbreitung der entsprechenden Empfangsgeräte ist auch beträchtlich gestiegen. Doch Europa ist noch weit entfernt für das digitale Radio der Zukunft gemeinsame Standards aufzustellen. So wird in Österreich ein Ausstieg aus der analogen Verbreitung via UKW und der Umstieg auf DAB+ abgelehnt. Millionen von Briten, Dänen und Deutsche müssen ihre Radiogeräte mit DAB ohne Plus-Standard verschrotten”, merkt die VZS an.
Neben den vielen Vorteilen des neuen DAB+ Standards gebe es auch Fragezeichen. “So ist digitales Radio nicht zwingend immer besser als analoges Radio. Denn auch die Umstellung bringt einige Herausforderungen mit sich, die noch nicht gänzlich gelöst sind, so zum Beispiel die geringere Reichweite. Die Politik in Europa hat sich nicht eindeutig zum Digitalradio bekannt so ist auch der Flop der ersten DAB-Generation zu erklären. Und nicht wenige Stimmen setzen im Streit zwischen DAB+ und UKW auf Internet. Die Streams erreichen eine ähnliche Qualität wie DAB+ und teils besser. Und man empfängt weltweit. Gerade wenn man in Südtirol die Breitbandinfrastrukturen mit öffentlicher Unterstützung massiv ausbaut, ist zu überlegen, ob hier nicht doppelt gemoppelt wird”, schreibt die VZS.
Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) mahnt die Verantwortlichen in der Landesregierung und bei der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) hier zu einem vorsichtigen und nicht zu enthusiastischem Vorgehen: „Man kann von den Endverbrauchern nicht verlangen, dass sie für jede Technikgeneration ein neues Gerät kaufen. Vielleicht wird sich erst ein weiterer Standard durchsetzen. Bis Gewissheit herrscht sollte eine flächendeckende Versorgung mit UKW-Sendeanlagen auf absehbare Zeit weiterhin garantiert und die Entscheidungsfreiheit der VerbraucherInnen respektiert werden. Vor allem für ältere Menschen ist derzeit eine erzwungene Umstellung anstrengend, aufwendig und im Grunde genommen unzumutbar.“
Zusätzlich ist der Südtiroler Auto-Park vielfach mit UKW-Radios ausgestattet. Wird gänzlich auf DAB+ umgestellt, dann bleiben eine enorme Menge an „UKW-Autos“ auf der Strecke und können z.B. bei Notfällen von wichtigen, lebensrettenden Zivilschutzinformationen nicht erreicht werden.