Südtirols Frächter klagen über Zusammenarbeit mit der Bahn

Umwege für das Christkind 

Mittwoch, 21. November 2018 | 13:00 Uhr

Bozen – Gerade in der Vorweihnachtszeit blüht der Online-Handel, welcher allerdings die Warenzustellung vor große Herausforderungen stellt. Südtirols Frächter sehen pünktliche Lieferungen zukünftig schwierig, vor allem weil die Zusammenarbeit mit der Bahn zu wünschen übrig lässt.

Güter auf die Schiene zu verlagern klingt einfach und unkompliziert. Ist es in der Realität aber bei weitem nicht. Um den Schienengüterverkehr sprichwörtlich stärker in Fahrt zu bringen, hat die Landesregierung am 13. Juni 2017 einen Beschluss gefasst: Jede Transporteinheit, die auf die Schiene verlegt wird, wird mit jeweils 25 Euro belohnt. Hierfür hat das Land Südtirol für jedes Jahr rund drei Millionen Euro bereitgestellt. „Eigentlich eine positive Maßnahme mit doppelten Nutzen: zum einen entsteht dadurch ein Anreiz für Transportunternehmen, die Güter auf den Zug zu verladen. Zum anderen stellt der Zug eine zuverlässige und umweltschonende Transportalternative dar. Schade nur, dass es sich hier nur um trockene Theorie handelt und am Ende für den Frächter nicht viel übrig bleibt“, bemängelt der Obmann der Frächter im lvh, Elmar Morandell.

Nach nur einem halben Jahr, in welchem die Bahnstrecke einige Male aufgrund von Arbeiten unterbrochen war, sind die drei Millionen bereits aufgebraucht und der Zuschuss fällt weit geringer aus. Anstatt mit 25 Euro müssen sich die Transportunternehmen mit neun Euro pro Transporteinheit zufrieden geben. „Diese Rechnung bezieht sich auf ein halbes Jahr. Wenn man die Summe nochmal auf ein Jahr aufrechnet, bleibt am Ende nur noch die Hälfte, wenn überhaupt für den Frächter übrig. Wie soll die Bahn als effiziente Transportalternative wahrgenommen werden, wenn der bürokratische und zeitliche Aufwand so groß sind, die Kosten steigen und der Dienst auch noch unzuverlässig ist?“, fragt sich Morandell.

Andere funktionierende Möglichkeiten stehen leider nicht zur Auswahl. Das Prinzip der RoLa (Rollende Landstraße) funktioniert aufgrund von neuen Sicherheitsbestimmungen, Grenzkontrollen, Lokführerwechsel u.ä. leider auch nicht mehr. In Tirol kommen Fahrverbote hinzu, welche den Wirtschaftskreislauf blockieren. „Es fällt schwer, das Christkind bei seiner pünktlichen Lieferung zu unterstützen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir einen Wunschzettel mit einer neuen Transport- und Logistikpolitik schreiben“, meint Morandell.

Von: mk

Bezirk: Bozen