Von: Ivd
Brixen – Nach der Entscheidung der Landeskommission für Raum und Landschaft, die Umwidmung des Auwaldes in der Industriezone Brixen zu genehmigen, hat sich die Umweltgruppe Eisacktal hyla ausführlich zu Wort gemeldet. Die Organisation spricht von einer Entscheidung, die man „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ sehe.
Einerseits gehe damit der Verlust eines ökologisch wertvollen Waldstücks einher, andererseits eröffne sie die Möglichkeit zur Renaturierung südlich des Biotops Millander Au – ein Projekt, das nach Ansicht der Gruppe großes Potenzial für den Naturschutz im Raum Brixen birgt.
Hyla betont, dass man bewusst den Weg der Kooperation mit der Gemeinde Brixen und der Firma Progress gesucht habe. Unterstützt vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz habe man versucht, eine pragmatische Lösung zu erreichen, anstatt auf Maximalpositionen zu beharren. „Wir leben in einer Welt demokratischer Kompromisse“, erklärt die Gruppe. „Das Ziel, den gesamten Auwald zu erhalten, war politisch nie realistisch.“
Die Umweltschützer stellen klar, dass der betroffene Wald zwar historisch gewachsen und ökologisch bedeutend sei, jedoch seit dem 19. Jahrhundert durch die Regulierung des Eisacks von der natürlichen Flussdynamik abgeschnitten wurde. Dadurch verliere das Gebiet zunehmend den typischen Auencharakter. Eine vollständige Wiederanbindung an den Fluss wäre aus hydrologischen und finanziellen Gründen nicht umsetzbar.
Gleichzeitig weist hyla darauf hin, dass die Millander Au selbst ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Renaturierung sei – ein durch menschliche Planung geschaffener Lebensraum, in dem heute rund 160 Vogelarten nachgewiesen werden. Dieses Beispiel zeige, dass gezielte ökologische Maßnahmen funktionieren können, wenn sie fachlich begleitet werden.
Die Umweltgruppe nutzt den Fall, um auf eine breitere Debatte hinzuweisen: Es brauche in Südtirol mehr Vertrauen in wissenschaftliche Expertise und den Willen zu konstruktivem Dialog zwischen Naturschutz, Politik und Wirtschaft. „Radikale Positionen führen zu Verhärtung der Fronten – und am Ende setzen sich oft die finanzstärkeren Interessen durch“, heißt es in der Stellungnahme.
Als positives Signal wertet hyla den jüngsten Erwerb einer weiteren Fläche südlich der Millander Au, die dank der Stiftung Landschaft Südtirol, dem Engagement von Hanspeter Staffler und Hugo Wassermann sowie zahlreicher privater Spender renaturiert werden konnte.
Die Umweltgruppe kündigt an, sich weiterhin mit fachlicher Expertise und Kompromissbereitschaft für den Schutz, Erhalt und die Aufwertung der Biodiversität im Eisacktal einzusetzen. „Die Renaturierung des Brixner Südens hat gerade erst begonnen“, heißt es abschließend.


 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                                 
                                                 
                                                                                                 
                                                                                                 
                         
                        

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