Equal Care Day am 1. März

Unbezahlte Sorgearbeit nach wie vor „Frauenarbeit“

Mittwoch, 01. März 2023 | 08:56 Uhr

Bozen – Frauen leisten noch immer sehr viel mehr Care-Arbeit als Männer. Für Gleichstellungsrätin Michela Morandini herrscht Handlungsbedarf, „denn zwischen der ungleichen Aufteilung unbezahlter Sorgearbeit zu Hause und geschlechtsbedingten Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt gibt es einen direkten Zusammenhang“.

2016 wurde der Equal Care Day von Almut Schnerring und Sascha Verlan ins Leben gerufen. Er erinnert daran, dass Männer durchschnittlich über vier Jahre brauchen, um die Care-Arbeit zu leisten, die Frauen innerhalb eines Jahres erbringen. Heuer fällt der Equal Care Day auf den 1. März.

Die ungleiche Verteilung unbezahlter Betreuungs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern, zu Ungunsten der Frauen, ist in der gesamten EU eklatant. Laut der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens– und Arbeitsbedingungen Eurofound zeigt sich bei Betrachtung der gesamten EU-Bevölkerung, dass 92 Prozent der Frauen in der EU regelmäßig, d. h. mindestens einige Tage pro Woche, unentgeltliche Sorgearbeit leisten – bei den Männern sind es 68 Prozent. Täglich übernehmen 81 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer Betreuungsaufgaben. Bei Müttern von Kindern unter 18 Jahren sind es 88 Prozent, bei Vätern 64 Prozent. Dies unabhängig, ob Frauen erwerbstätig sind oder nicht. Dabei geben 94 Prozent berufstätiger Frauen in der EU an, mehrmals wöchentlich unentgeltliche Betreuungs- und Sorgearbeit zu leisten, bei den berufstätigen Männern sind es 70 Prozent.

Für Gleichstellungsrätin Michela Morandini herrscht absoluter Handlungsbedarf, „denn zwischen der ungleichen Aufteilung unbezahlter Sorgearbeit zu Hause und geschlechtsbedingten Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt gibt es einen direkten Zusammenhang“.

Wie aus einen Aktionspapier des Europäischen Institutes für Gleichstellungsfragen EIGE hervorgeht, verringert die Ungleichverteilung der Sorgearbeit die Berufsaussichten von Frauen. Dabei geht es nicht nur um ein Ungleichgewicht im Zugang zum Arbeitsmarkt, sondern auch um die konkreten Arbeitsbedingungen, die Frauen vorfinden. So arbeiten Frauen zum Beispiel im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen häufiger in Teilzeit, häufiger in „Frauenberufen“ mit einem geringeren Durchschnittseinkommen und seltener in Entscheidungspositionen. Dies Alles bewirkt dann ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle, den sogenannten Gender Pay Gap. In Südtirol liegt dieser bei circa 17 Prozent. „Um direkt auf die strukturellen Bedingungen zu wirken, bedarf es politischer Maßnahmen“, so Gleichstellungsrätin Morandini. Laut EIGE sind dies unter anderem umfangreiche Investitionen im Betreuungssektor, eine Stärkung des Rechtsrahmens und Festlegung verbindlicher Maßnahmen zur Erhöhung der Entgelttransparenz und die Bekämpfung horizontaler und vertikaler Geschlechtstrennung auf dem Arbeitsmarkt. Für die Gleichstellungsrätin kann dies nur gelingen, wenn Gleichstellung ein transversales Thema aller politischen Ressorts wird.

Von: mk

Bezirk: Bozen