25. Fachtagung in Bozen

Urlaub auf dem Bauernhof: Erfolgsgeschichte mit Zukunft

Dienstag, 14. Oktober 2025 | 16:20 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Der Urlaub auf dem Bauernhof ist eine Erfolgsgeschichte. Wie der Bauernhof auch in Zukunft für Gäste erlebbar bleibt und was Bauern von Spitzensportlern lernen können, war Thema der 25. Fachtagung für den Urlaub auf dem Bauernhof im Kongresszentrum der Messe Bozen.

Noch nie zuvor haben so viele Gäste ihren Urlaub auf einem Südtiroler Bauernhof verbracht. Das große Interesse zeigt sich auch auf der Website www.roterhahn.it. „Die Seite wurde über 2,1 Millionen Mal besucht. In den letzten drei Monaten zählten wir täglich rund 6.500 Besucher. Bis September haben über 111.000 Interessierte eine Anfrage direkt über die Webseite an die Höfe geschickt“, freut sich Hans J. Kienzl, der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund.

Neben der erfolgreichen Vermarktung des Qualitätssiegels „Roter Hahn“ und des Urlaubsangebots ist vor allem das authentische Bauernhoferlebnis ein zentraler Erfolgsfaktor. „Wir machen den Bauernhof für Gäste spürbar – durch persönliche Kontakte, das Einbinden in das Leben und Arbeiten am Hof sowie durch hofeigene Produkte“, betonte Kienzl. Mittlerweile bieten fast die Hälfte der Höfe Frühstück an, und auf knapp 650 Betrieben gibt es einen Hofladen oder eine Produktecke.

Nachholbedarf besteht hingegen bei der Digitalisierung, wie z. B. bei der Buchbarkeit. „Die Online-Buchbarkeit kann bäuerliche Familien im Tagesgeschäft entlasten und sorgt für eine bessere Auslastung“, erklärte Stephan Raffeiner vom Beratungsunternehmen Kohl & Partner. Natürlich müsse die Digitalisierung zum Betrieb und zur Familie passen. Richtig eingesetzt, schafft sie jedoch mehr Zeit für die Gäste. Auch Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, produktiver zu arbeiten und schneller auf Gästewünsche zu reagieren. „Was digitale Instrumente aber nie ersetzen können, sind die persönlichen Begegnungen mit den Gästen“, so Raffeiner.

Wie Gäste den Bauernhof hautnah spüren können, zeigten Otto Pomella, Elisabeth Kaser und Eva Götsch. Otto Pomella bietet auf seinem Obst- und Weinbaubetrieb Hofführungen an und bringt den Gästen die bäuerliche Lebenswelt näher – auch kritische Themen werden dabei bewusst angesprochen. Am Lindenhof in Kurtatsch sind zudem die hofeigenen Produkte ein wichtiger Bestandteil des Erlebnisses. Auch Elisabeth Kaser vom Großplonerhof in Lüsen legt großen Wert auf persönliche Begegnungen. Sie veranstaltet Knödelabende, bei denen gemeinsam gekocht und gegessen wird. Auch der Verkauf hofeigener Produkte gehört zum Angebot. Jungbäuerin Eva Götsch führt mit ihrer Familie den Gurschlhof in Schnals. Ihre Gäste sind während der Stallarbeit jederzeit willkommen. Sie erklärt die verschiedenen Tätigkeiten, die für die Bewirtschaftung eines Bergbauernhofs notwendig sind. Ehrlichkeit, Authentizität und die Vermittlung des Wertes von Lebensmitteln sind ihr besonders wichtig.

Einblicke in ihre UaB-Betriebe gaben Susanne und Martin Brunner vom Sittnerhof in Meran sowie Erna und Martin Irsara vom Hof Lüch Colz in Abtei. Einen Bauernhof mit einem Zuerwerb zu bewirtschaften, ist oft anstrengend und stressig. Deshalb ist es für Bäuerinnen und Bauern wichtig, ihre Stressresistenz zu stärken. Dabei können sie von Spitzensportlern lernen, wie der Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann erklärte. Er betreute jahrelang die Deutsche Fußballnationalmannschaft. „Ein guter Tipp ist, mit sich selbst so zu sprechen, wie es ein guter Freund tun würde. Auch kann es helfen, für kurze Zeit in eine andere Welt einzutauchen und den Alltag hinter sich zu lassen.“ Gezieltes Mentaltraining habe sich ebenfalls bewährt. Und nicht zuletzt seien gute soziale Bindungen – laut Studien das größte Glück überhaupt – sowie Teamarbeit entscheidend, um Stress zu begegnen. Wer darüber hinaus seine Arbeit mit Leidenschaft ausübt und darin einen Sinn sieht, ist weniger anfällig für Belastungen.

Landesobmann Daniel Gasser hob die wirtschaftliche Bedeutung des Urlaubs auf dem Bauernhof hervor: „Dass die Zahl der bäuerlichen Betriebe in Südtirol stabil bleibt, ist auch dem Zuerwerb zu verdanken. Der Erfolg des UaB ist zugleich der Erfolg der Bäuerinnen und Bauern, die das Angebot in den letzten 25 Jahren stetig weiterentwickelt haben.“ Wichtig sei, dass der Bauernhof für die Gäste spürbar bleibe. Auch sollten neue Technologien verstärkt genutzt werden.

Für Landesrat Luis Walcher stehen beim Urlaub auf dem Bauernhof die Menschen im Mittelpunkt: „Gäste sehnen sich zunehmend nach Nähe und Persönlichkeit.“ Das sei eine große Chance für den UaB in Südtirol. Zudem habe der UaB ein gutes Image, dass allen zugute komme.

 

Bezirk: Bozen

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