Von: mk
Bozen – Das Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe bleibt trotz der Abschwächung der Weltwirtschaft günstig. Dies ergibt sich aus der aktuellen Konjunkturerhebung des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Mehr als neun von zehn Unternehmen bewerten die Ertragslage im Jahr 2018 als zufriedenstellend und für das laufende Jahr erhoffen sich sogar 94 Prozent eine befriedigende Rentabilität. Die Erwartungen sind vor allem im Bereich Textil und Bekleidung, in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau optimistisch.
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Trotz der Verlangsamung der Konjunktur in Italien und auf internationaler Ebene zeigt die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers ein sehr positives Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe. Laut Umfrage war die Ertragslage im Jahr 2018 für 91 Prozent der Unternehmen befriedigend und für 2019 erwarten 94 Prozent ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis. Mehr als ein Viertel der Unternehmen erhofft sich heuer eine gute Ertragslage.
Im Jahr 2018 konnten 46 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe ihren Umsatz erhöhen. Insbesondere auf dem Südtiroler Markt wurde ein wesentliches Wachstum des Geschäftsvolumens erzielt. Der italienische Markt war hingegen stagnierend. Das Auslandsgeschäft verlief in der ersten Jahreshälfte positiv, ab dem dritten Quartal war die Entwicklung aber rückläufig. Insgesamt beliefen sich die Südtiroler Exporte 2018 auf über 4,8 Milliarden Euro, mit einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders zugenommen haben die Ausfuhren von Transportmitteln und Komponenten für die Automobilindustrie (+12,2 Prozent) sowie von Chemie- und Kunststoffprodukten (+6,4 Prozent). Für 2019 erwarten die Unternehmen weiterhin wachsende Umsätze und einen Anstieg der Verkaufspreise.
Laut der befragten Unternehmen haben 2018 auch die Investitionen zugenommen, vor allem in Maschinen. Allerdings erwartet man, dass sich dieser günstige Investitionstrend aufgrund veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht fortsetzen wird. Die Verlangsamung der deutschen Wirtschaft, die Stagnation in Italien, die Unsicherheit bezüglich der internationalen Handelsbeziehungen und die mögliche Verschlechterung der Kreditbedingungen wirken negativ auf die Investitionsaussichten. Ein positiver Impuls könnte jedoch von der Wiedereinführung der staatlichen Anreize durch die sogenannte „Super-Abschreibung“ ausgehen. Schließlich hat im vergangenen Jahr auch die Beschäftigung zugenommen. Im Jahresdurchschnitt gab es im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe über 33.000 unselbständig Beschäftigte und die Unternehmen erwarten, dass die Anzahl der Mitarbeiter/innen auch 2019 wachsen wird.
Unter den verschiedenen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes zeigen die Textilproduktion, die Metallverarbeitung und der Maschinen- und Anlagenbau das beste Geschäftsklima. Im Bereich „Chemie- und Kunststoff“ wird heuer zwar eine zufriedenstellende, jedoch keine gute Rentabilität erwartet. Bei den Druck- und Grafikunternehmen sind die Meinungen geteilt: Mehr als 40 Prozent erwarten in diesem Jahr ein gutes Betriebsergebnis, 20 Prozent gehen aber weiterhin von einer schlechten Ertragslage aus.
Handelskammerpräsident Michl Ebner ist über das gute Geschäftsklima erfreut und unterstreicht die Rolle der Mitarbeiter/innen bei der langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen: „Mitarbeiter/innen, die neue Technologien beherrschen, ermöglichen den Innovationsprozess. Die Handelskammer Bozen verfolgt das Thema Fachkräftemangel aufmerksam und versucht die Politik für dieses Problem zu sensibilisieren.“
Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw. Weitere Auskünfte erteilt das WIFO.
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV, erklärt: „Das Verarbeitende Gewerbe hat für Südtirol eine strategische Bedeutung. Auch wenn die Lage derzeit positiv ist, ist es wichtig, mögliche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem italienischen bzw. den internationalen Märkten vorzubeugen. Dazu braucht es Maßnahmen zur Unterstützung des Kreditzugangs für Kleinunternehmen sowie einen Innovationsschub, der es unseren Unternehmen ermöglicht, auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu sein.”
Federico Giudiceandrea, Präsident Unternehmerverband Südtirol, betont hingegen: „Die Investitionen und die geschaffenen Arbeitsplätze wachsen bei unseren Unternehmen im verarbeitendem Gewerbe schon seit mehreren Jahren. Damit der erzielte Mehrwert auch weiterhin die Finanzierung unserer Sozialleistungen garantiert, gilt es, gemeinsam wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, die die heimischen Unternehmen bei der Innovation und der Erschließung neuer Märkte unterstützen.“
Martin Haller, lvh-Präsident, meint zum Thema: „Um das positive Wachstum weiterhin zu garantieren, ist die Festigung wichtiger Rahmenbedingungen erforderlich. Dazu zählen Fördermaßnahmen, die betriebliche Investitionen erlauben, aber auch die richtigen Entscheidungen in Hinblick auf die Ausbildung. Schlussendlich sind die Fachkräfte von morgen die Hauptakteure der zukünftigen Wirtschaft. Die Aus- und Weiterbildung muss zur absoluten Priorität werden, um mit den Marktentwicklungen mithalten zu können.“