Öffentliche und private Unterstützer

VFA: nach 25 Jahren schwarze Zahlen

Freitag, 23. April 2021 | 20:22 Uhr

Bozen – Der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze feiert heuer seinen 25sten Geburtstag. Und damit einen Etappensieg: Erstmals hat der Verein eine positive Bilanz vorzuweisen. Ein Grund mehr zu feiern, wenn da nicht ein Wermutstropfen bliebe.

Im Jahr 1996 startete ein Pilotprojekt: Auf Initiative von Südtiroler Bauernbund und Jugendring organisierte und koordinierte Markus Breitenberger freiwillige Erntehelfer für Südtiroler Bergbauernhöfe. Zwischen 15. Juni und 31. August gingen so 39 Freiwillige insgesamt 31 Bauernfamilien aus dem Sarntal, dem Ahrntal, Sand in Taufers, aus Ulten und Sankt Pankraz bei der Heuernte zur Hand: 31 aus Südtirol, sechs aus Deutschland und zwei aus Österreich, ein Drittel davon Frauen. Am 13. September wurde der Erfolg des Pilotprojekts gefeiert: auf der Haslburg in Bozen.

Das ist nun 25 Jahre her und war die Basis für die Gründung des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze VFA, die am 8. Mai 1997 zwischen Bauernbund, Jugendring, Caritas und Lebenshilfe urkundlich besiegelt wurde. Dieses Jubiläum wurde bei der Mitgliederversammlung des Vereins am Freitag, 23. April gefeiert. Es gab aber noch einen manderen Grund zur Freude: Obmann Georg Mayr konnte bei dieser Gelegenheit erstmals in der Geschichte des Vereins eine positive Gewinn- und Verlustrechnung vorlegen.

Finanzierung immer schwierig

Bereits seit seinen Anfängen ist der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze auf Beiträge und Zuwendungen öffentlicher und privater Unterstützer angewiesen. Den Großteil seiner Finanzierung erhält er alljährlich über das Amt für Senioren, gefolgt von Südtiroler Bauernbund, der Caritas und – in der Regel – der Stiftung Südtiroler Sparkasse.

Trotzdem war es immer schwierig, die Kosten des Vereins zu decken. Eine große Hilfe kam vor einigen Jahren von der Aspiag, die dem Verein einen großen Geldbetrag überwies, der aus dem Verkauf der Einkaufstaschen abgezweigt wurde. Darauf folgten sporadisch weitere Spenden von der ASPIAG.

Seit Jahren erhält der Verein auch Unterstützungsbeiträge von der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern und Überetsch-Unterland. 2020 erhielt der Verein erstmals auch von der Bezirksgemeinschaft Vinschgau und vom Raiffeisen Hilfsfonds einen Beitrag für seine Tätigkeit.

Zudem fielen im letzten Jahr die Zuwendungen der fünf Promille stärker ins Gewicht als in anderen Jahren: Zum einen weil erstmals zwei Beitragsjahre in einem Jahr ausgezahlt wurden, zum anderen waren auch die Summen höher als bisher: Für das Bezugsjahr 2019/2018 erhielt der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze 17.508,83 Euro ausbezahlt und für das Bezugsjahr 2018/2017 sogar 19.615,99 Euro.

Wermutstropfen: Beitrag zurückgezogen

„Wir freuen uns natürlich sehr über die große Unterstützung, die wir immer wieder erhalten. Und auch über unsere erste positive Bilanz“, sagt Obmann Georg Mayr. „Wenn da nicht ein Wermutstropfen wäre!“ die Stiftung Südtiroler Sparkasse hat durch diesen Saldenüberschuss nämlich den bereits zugesagten Beitrag von 8.000,00 Euro für dieses Jahr zurückgezogen. Der Grund: im Falle eines Haushaltsüberschusses kann laut Statuten der Stiftung keine Beitragsausschüttung erfolgen. Er kann aber auf das nächste Jahr übertragen werden.

Das ist zwar bitter, bremst das Engagement des Vereins aber keinesfalls. Auch das der freiwilligen Helferinnen und Helfer ist ungebrochen, trotz oder vielleicht gerade wegen Corona, meint Monika Thaler. So haben sich im Jahr 2020 wieder mehr Helferinnen und Helfer angemeldet als die drei Jahre zuvor. Erfreulich dabei war besonders, dass der Anteil an Südtirolerinnen und Südtiroler um 2,8 Prozent zugenommen hat. Allerdings war die Verlustrate zwischen angemeldeten und jenen Personen, die letztendlich wirklich einen Einsatz leisteten, im letzten Jahr deutlich höher (fast +10 Prozent) als die Jahre zuvor.

„Das war in Anbetracht der schwierigen Situation natürlich nachvollziehbar und verständlich“, sagt Monika Thaler. „Ältere Leute haben sich nicht mehr getraut zu reisen, anderen wurde der Urlaub gestrichen oder sie mussten absagen, weil sie ihre Arbeit verloren hatten.“ Insgesamt keine einfache Situation.

2020 hoher Arbeitsaufwand

Entsprechend hoch war der Aufwand im Büro des Vereins: „Es gab viele Anfragen von Interessierten, viele Beratungsgespräche, dann mussten Einsätze verschoben, umorganisiert und umgeplant werden. Mehr Arbeit für uns“, sagt Thaler. Am Jahresende stimmte der Output aber trotzdem: So leisteten auch im Jahr 2020 wieder 2.197 Freiwillige auf 277 Höfen in ganz Südtirol 16.021 Arbeitstage. Die Bergbauernhöfe liegen schwerpunktmäßig im
Vinschgau, Burggrafenamt und Pustertal. Die Freiwilligen kommen zu 66 Prozent aus Deutschland, gefolgt von Südtirolerinnen und Südtirolern mit 24 Prozent und zu sechs Prozent aus dem restlichen Italien, wenige auch aus der Schweiz, aus Österreich und einigen anderen Ländern.

Zugenommen haben laut Thaler Gruppeneinsätze, das sei erfreulich und vor allem deshalb vorteilhaft, weil die guten/sonnigen Tage zur Heuernte im Juni immer weniger werden. „Deutlich gesunken sind allerdings die Anfragen der Bauern“, erklärt Monika Thaler. Grund dafür war wohl die Angst, sich durch einen freiwilligen Helfer Corona auf den Hof zu holen. „Dadurch konnten wir den verbliebenen Bäuerinnen und Bauern zum Großteil gut helfen.“

Von: bba

Bezirk: Bozen