Von: mk
Bozen – Der Vorschlag zu einem lokalen Lohnelement von 150 Euro in den territorialen Zusatzverträgen ist für Arbeitnehmerinnen und -nehmer von Vorteil, aber auch für die Südtiroler Betriebe, wenn man sich den gesamten Vorschlag genau ansieht. Dis erklärt zumindest Dieter Mayr in einer Aussendung. Er ist ehemaliger Generalsekretär des SGBCISL und ehemaliger AFI-Präsident. Er ist Experte in Arbeits- und Gewerkschaftsbeziehungen und war viele Jahre in der arbeitsrechtlichen Beratung im SGBCISL tätig.
Die abwehrende Haltung der Arbeitgeberverbände sei seiner Ansicht nach nicht nachvollziehbar. „Der Vorschlag aus Arbeitnehmerseite ist eigentlich eine Neuausrichtung der sozialpartnerschaftlichen Regelungen für Südtirol, wobei das geforderte territoriale Lohnelement ein Teil des Ganzen ist. Die Gewerkschaften möchten zudem unabhängig davon, was auf nationaler Ebene passiert, alle zwei Jahre die lokalen Kollektivverträge verhandeln und Steuererleichterungen und Beiträge des Landes daran koppeln“, so Mayr.
Das vorgeschlagene System würde die Dynamik und Performance der Sozialpartnerschaft neu anschieben und verbessern, was zum Vorteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelangt, aber auch für die Betriebe. „Dies zum einen, weil es für die Arbeitgeberinnen und -geber die Möglichkeit gäbe auch ihre Vorstellungen in die Zusatzverträge einzubringen und somit die kollektivvertraglichen Regelungen an die Südtiroler Realität anzupassen. Zum zweiten bedeutet ein fixes territoriales Lohnelement in Landeszusatzverträgen die Einführung eines De-facto-Mindestlohns für Südtirol der Lohndumping verhindert und somit Betriebe, welche jetzt schon mehr zahlen, schützt“, erklärt Mayr.
Der Vorschlag sei branchenbezogen, wie es die Arbeitgeberverbände möchten, denn der Vorschlag der Gewerkschaften berücksichtige die Gegebenheiten in den verschiedenen Sektoren.
Schließlich würde dieses System auch öffentliche Aufträge dahingehend beeinflussen, dass Billiganbieter nicht mehr zum Zuge kämen, da lokale Regelungen und Entlohnungen anzuwenden seien, also Landeszusatzverträge und deren Entlohnungen, ist Mayr überzeugt.
„Es sind sich ja alle einig, dass die Löhne zu niedrig sind. Um die Situation jedoch systematisch zu verbessern, braucht es eine Neuorientierung der Arbeits- und Gewerkschaftsbeziehungen. Das kann man mit dem Gesamtvorschlag, den die Gewerkschaften eingebracht haben, erreichen“, erklärt Mayr abschließend.