Die Wellness Conference von IDM zeigt die neuesten Trends

Waldtherapie als Mittel gegen Stress

Donnerstag, 18. Mai 2017 | 15:23 Uhr

Bozen – Anti-Aging-Medizin und Waldtherapie können das Angebot für Unternehmen des Sektors Gesundheit und Wellness noch attraktiver machen. Südtirols Berge und Wälder erlauben es den heimischen Unternehmen des Hotel- und Wellnessbereichs, diese aktuellen Trends mit Erfolg den eigenen Gästen anzubieten. Um aufzuzeigen, welche konkreten Möglichkeiten und neuen Entwicklungen es in der Branche gibt, hat IDM Südtirol heute an ihrem Sitz in der Siemensstraße Südtirols größtes und wichtigstes jährliches Event zu Trends im Bereich Wellness organisiert: die Wellness Conference 2017.

“Der Umsatz des Bereichs Beauty und Anti-Aging Medizin im Jahr 2015 betrug weltweit 1.000 Milliarden Dollar; damit ist das der stärkste Bereich im ganzen Sektor Wellness, der insgesamt zehn Branchen umfasst, wie etwa Wellnesstourismus, Fitness, Spa, Ernährung, Vorsorgemedizin oder Gesundheit am Arbeitsplatz. Somit ist die Anziehungskraft und Bedeutung dieses Themas nicht zu unterschätzen“, sagt Manuela Irsara, Koordinatorin des Ecosystems Gesundheit & Wellness bei IDM. Um den lokalen Unternehmen diesen wachsenden Trend nahezulegen und aufzuzeigen, wie Anti-Aging Medizin in das eigene Angebot mit eingebaut werden kann, hat IDM Filippo Ongaro zur Wellness Conference eingeladen, den ersten italienischen Arzt, der in dieser Sparte in den USA zertifiziert wurde.

“Eine der Hauptstrategien, um der Alterung effizient entgegenzuwirken, besteht darin, Stress erkennen, messen und einschränken zu können“, betont der Arzt, für den Südtirols Berge den idealen Rahmen darstellen, um in sich zu gehen. Tatsächlich suchen auch Südtirols Gäste in ihrem Urlaub genau das, was ihnen zuhause in der Stadt fehlt: ein langsameres Tempo, eine natürliche Umwelt, weniger Komplexität, mehr Ruhe. Um das Stressproblem zu lösen, ist es aber nicht genug, sich nur in der freien Natur aufzuhalten. „Die Mitarbeiter von Spas und Hotels im Wellnessbereich müssen ihr technisches und wissenschaftliches Know-how ständig auffrischen, damit sie ihre Gäste lehren können, wie man mit Stress umgeht. Die Funktion der Wellness-Zentren verändert sich zunehmend: Sie entwickeln sich von Orten, wo man einfach nur verwöhnt wird, zu Zentren, in denen der Gast lernt, wie er auf sich selbst achten kann, und die ihn in sein neues, verändertes Leben begleiten“, so Ongaro.

Wer sich nur einen Tag lang im Wald aufhält, erhöht in seinem Blut die Anzahl der sogenannten „Killer-Zellen“ um 40 Prozent, das sind solche, die Tumorzellen oder mit einem Virus befallene Zellen erkennen und zerstören können. „Japanische Studien haben gezeigt, dass dieser Effekt bis zu sieben Tage lang anhalten kann“, erklärt IDM-Expertin Manuela Irsara. „Zudem sinkt der Blutdruck, und Stresshormone wie Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin werden reduziert.“

Die Referentin Angela Schuh, Universitätsprofessorin für Public Health und Versorgungsforschung und Leiterin des Fachgebiets Medizinische Klimatologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, kommentiert diese Studien so: „In Europa ist die Waldtherapie etwas verhältnismäßig Neues. In Deutschland entwickelt z.B. ein Projekt des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gerade waldbasierte marktfähige Gesundheitsdienstleistungen. Auch die Finnen und die Schweden beginnen gerade damit, sich mit dieser Thematik zu befassen, jedoch nur ansatzweise. Deshalb gibt es hier noch keine konkreten Dienstleistungen. Man kann aber sagen, dass sich die Ergebnisse der japanischen Studien bezüglich der Auswirkungen auf die Gesundheit direkt auf die Wälder im Alpenraum übertragen lassen, denn es wurden über Jahrzehnte hin fast nur die Auswirkungen des gesamten Settings Wald und nicht die Auswirkungen einzelner Bäume oder Baumarten untersucht.“

Es liegt nun also an der Kreativität der Südtiroler Unternehmen, innovative Angebote zu entwickeln, welche die 114 verschiedenen Waldarten als Grundlage nützen, die 50 Prozent der Oberfläche unseres Landes bedecken. Das Potential des Waldes sei anwendbar in der Komplementärmedizin, Prävention und im Tourismus, meint Manuela Irsara. Weitere Chancen bieten sich im Bereich Corporate Wellness, so Irsara weiter, oder in der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen im Bereich Anti-Aging oder Well-Aging, die dabei helfen könnten, gesund, gut und lang zu leben. „Unsere Natur bietet aber auch Möglichkeiten für die wachsende Anzahl von Menschen, die zwar regionale Nahrungsmittel bevorzugen, aber gerne auf das sogenannte ‘Super Food‘ zurückgreifen, also besonders wertvolle Lebensmittel wie Goji- oder Acaibeeren. In Südtirol wachsen nämlich Pflanzen, die es mit diesen exotischen Früchten absolut aufnehmen können: Ich denke da etwa an die Brennessel, den Bärlauch, Sanddorn, aber auch an die Kerne von Trauben, Schwarzbeeren oder an Rote Beete.“

Um die Unternehmen auf den neuesten Stand zu bringen, was die Weiterentwicklung des Sektors betrifft, gab es bei der Wellness Conference zahlreiche Inputs zu den aktuellsten Trends. So wurde etwa über das Thema „Sauna“ gesprochen, das derzeit in ganz Europa neu definiert wird; der Gang in die Saunakammer wird immer mehr zum sozialen oder manchmal sogar theatralischen Moment. Diese Entwicklung macht sich auch bei den Aufgüssen bemerkbar, die auch von vielen Spas in Südtirol angeboten werden. Veränderungen gibt es auch bei der Architektur der Wellness-Strukturen. Es wird nicht mehr nur Wert auf die Ästhetik gelegt, sondern auch auf Belüftung, Beleuchtung oder Akustik und weiterreichende Aspekte. So achtet man z.B. immer mehr auf schadstofffreie Baumaterialien, man stellt Pflanzen auf, die Gifte neutralisieren, wendet High-tech-Lösungen für eine optimale Belüftung an oder setzt sogar Wände mit Algen ein, die Energie produzieren (algae biofull cells) – alles Lösungen, die dazu beitragen könnten, Südtirols Unternehmen des Sektors Gesundheit und Wellness noch mehr aufzuwerten.

Von: mk

Bezirk: Bozen